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Makaays Kauf endet unschön, „Gastarbeiterkinder“ machen Karriere

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Makaays Kauf endet unschön, „Gastarbeiterkinder“ machen Karriere

Themen: Nach dem Makaay-Transfer treten beide Seiten nach – hinter Frankfurter Kulissen: Strippenzieher aus der Politik – „Gastarbeiterkinder“ machen Karriere – Schalke vor Einzug in den Uefa-Cup – neues von Kaiser Franz u.a.

Schlachtfeld der Systeme

Ralf Wiegand (SZ 14.8.) lässt den Makaay-Transfer aus der Perspektive der Bayern Revue passieren. „Die strapazierende Begegnung mit La Coruñas Präsidenten Augusto Lendoiro fand, davon sind die hohen Herren vom FC Bayern seit Jahren überzeugt, auf einem Schlachtfeld der Systeme statt. Auf der einen Seite steht das Prinzip kaufmännischer Vorsicht, mit dem die Bundesliga nicht steinreich geworden, aber solvent geblieben ist. Auf der anderen stehen die Regeln des wilden Südens, wonach man alles kaufen darf, wofür man irgendwoher das Geld geliehen bekommt. Dadurch sind die Ligen Italiens und Spaniens arm, aber sehr schillernd geworden. Nur weil sich nun die Nachfrage umzukehren scheint, die Käufer imNorden sitzen und die Verkäufer im Süden, werden die Preise aber nicht automatisch sinken. Vereine wie der Deutsche Meister oder der englische Geldspeicher Manchester United sind auf dem Spielermarkt letztlich auch nichts anderes als reiche Spekulanten, und die Vereine ohne Geld halten oft die meistversprechenden Aktien. Manchester holtesich für 17Millionen Euro das 18-jährige Startup-Talent Cristiano Ronaldo aus Lissabon ins Portfolio, Bayern München für eine ähnliche Summeden 28-jährigen Blue Chip Roy Makaay. Welche Entscheidung die klügere war, liegt im Risiko des Spekulanten. Egal, in welche RichtungGeschäfte an der Fußball-Börse laufen, Sicherheit hat nur der Verkäufer – das frische Geld auf dem Konto.“

Wer so viele Anfängerfehler macht wie Bayern München, muß auch zu verlieren wissen

Walter Haubrich (FAZ 14.8.) referiert die Äußerungen Lendoiros. „Mit offenem Spott und spürbarer Schadenfreude hat der Präsident von Deportivo La Coruña, Augusto César Lendoiro, auf die jüngsten Attacken von seiten des FC Bayern München reagiert. Der von Manager Uli Hoeneß unterdessen zurückgenommenen Drohung des Münchner Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge, Lendoiro beim Internationalen Fußball-Verband wegen massiver Verstöße gegen die Transferregelungen anzuzeigen, begegnete der Vereinschef von Deportivo so: Die Bayern haben es uns sehr leicht gemacht. Ihnen sind schwere Fehler während der Verhandlungen um einen Wechsel von Roy Makaay nach München unterlaufen. Bayern München kann gut Fußball spielen, weiß aber offensichtlich nicht zu verhandeln. Das sind nämlich zwei ganz verschiedene Dinge. Einige haben halt ihre Jugend auf dem Fußballplatz verbracht, sagte Lendoiro unter Bezug auf die Münchner Klubführung aus Rummenigge, Hoeneß und Präsident Franz Beckenbauer, andere wie ich haben sich in der gleichen Zeit dem Geschäft des Sports und der Leitung von Fußballvereinen gewidmet. (…) Zu dem Vorwurf Rummenigges, Deportivo habe Makaay das Juligehalt nicht bezahlt, sagte Lendoiro: Natürlich nicht, unsere Verträge mit den Spielern enden mit der Spielzeit, und die war mit dem Juni zu Ende. Makaay hat den ganzen Juli über gesagt, er wolle weggehen. Er wollte dann auch nicht mehr bei uns trainieren, um sich nicht zu verletzen. Hämisch resümierend, sagte Lendoiro: Wer so viele Anfängerfehler macht wie die Führung von Bayern München, muß auch zu verlieren wissen.

Am Ende waren alle gekränkt

Ralf Wiegand (SZ 14.8.). „Zum einen stehen die Bayern in einer Tradition, die es empfiehlt, die Besetzung der Mittelstürmer-Position genau zu beobachten. Schon häufig kamen Menschen von weit her nach München mit der Empfehlung, besonders gut im Toreschießen zu sein, aber sie konntendas oft genug nicht überzeugend beweisen. Adolfo El Tren Valencia, Mark Hughes, Macinho, Emil Kostadinov, Jean-Pierre Papin (Franz Beckenbauer: „Papäng“). Giovane Elber ist der letzte aktiveGegenentwurf zu dieser These, aber auch nur, weil der Brasilianer sich selbst kaum mehr als solcher versteht und schon vor der Übernahmedes Bayern-Trikots Nr. 9 in der Bundesliga Fuß fassen konnte, in Stuttgart. „Es ist immer etwas Besonderes, eine Nummer 9 zu verpflichten“, sagte Uli Hoeneß, auch wenn Makaay die 10 trägt. Und zum zweiten: So viel Geld wie für Makaay haben die Bayern nun mal noch nie bezahlt, wobei der teuerste Transfer der Klub-Geschichte zudem in eine Zeit fällt, die eigentlich das Ende der Preisspirale an derKicker-Börse markieren sollte. Denn Geld ist knapp, überall, und Uli Hoeneß nach wie vor überzeugt, „dass die Transfersummen sinken werden“. Nur diesmal eben noch nicht. Woran es lag, dass Deportivo La Coruña den Deutschen so viele Euros abluchsen konnte, 18,75 Millionen ohne Wenn und Aber, wie die Bayernsagen, knapp 30 Millionen, wenn man den Spaniern glaubt, darüber ist heftig gestritten worden. Die Münchner, deren Geschäftsgebaren fürgewöhnlich untadelig ist, warfen dem Präsidenten von La Coruña miese Tricks vor, Augusto Lendoiro, besagter Präsident, den Bayern wiederumAnfängerfehler. Am Ende waren alle gekränkt, die ehrpusseligen Deutschen, weil sie die Erfahrung nicht kannten, dass ein Handschlag nichts zählt, und die stolzen Galizier, weil sie sich durch die Anwürfe aus Deutschland in der Ehre verletzt fühlten – ein Begriff, der in Spanien eine mindestens ebenso große Rolle spielt wie an der Säbener Straße.“

Fast wie ein Dorfverein

Michael Ashelm (FAZ 14.8.) schaut hinter Frankfurter Kulissen. „Die neuen Strippenzieher im Hintergrund hatten längst das Feld dezent geräumt, als sich die Runde der Führungsriege der Frankfurter Eintracht am vergangenen Freitag abend nach vierstündigen Beratungen auflöste und wieder einmal Überraschendes in großen Personalfragen zu vermelden war. Franz-Josef Jung, einflußreicher Sprecher der CDU-Fraktion im hessischen Landtag und Intimus des Ministerpräsidenten Roland Koch, eilte zusammen mit Frankfurts Bürgermeister Achim Vandreike (SPD) eiligen Schrittes davon. Alles geht positiv nach vorne. Es war der einzige Kommentar, den sich der Politprofi noch mit einem Schmunzeln abringen ließ. Eine halbe Stunde später wurde der neue Vorstandsvorsitzende der Fußball AG des Bundesligaklubs vorgestellt und die neue Marschrichtung vorgegeben. Eine politische Lösung war gefunden. Die beiden großen Parteien haben den Juristen Peter Schuster ins exponierte Amt bei der Eintracht gehoben. Der 60 Jahre alte ehemalige Chefsyndikus der Hoechst AG ist in Wirtschaftskreisen der Stadt Frankfurt zwar wohlbekannt, dafür aber ein No name in der Fußballbranche – ohne jegliche Erfahrung in diesem schnellebigen Tagesgeschäft. Schuster, unbestritten ein erfolgreicher Mann aus der Wirtschaft, sitzt auf seinem neuen Posten, weil die Politik sich noch enger an den Fußball binden will und vielleicht muß. Zu viele Aktien hängen im Volkssport – in erster Linie über den zu hundert Prozent öffentlich finanzierten Stadionneubau für die Weltmeisterschaft 2006. Eine unkontrollierbare Eintracht am Abgrund mit dem Millionengrab Stadion wäre daher für die Mandatsträger wohl das schlimmste Szenario. So bildete sich nach und nach sozusagen eine große Koalition für den Fußball – angeblich zum Wohle von hochklassigem Sport in der Stadt. Der Rest der Fußballbranche schaut unterdessen neugierig in die Bankenmetropole, denn was sich dort tut, hat zuerst einmal nichts mit dem Anspruch höchster Professionalität im Fußball zu tun. Erfolg schließt das natürlich nicht aus, dennoch, die Profisparte des Bundesligaklubs wird fortan, mindestens für die nächsten drei Jahre, mit Rückendeckung der Politik fast wie ein Dorfverein von einer kleinen Gruppe ehrenamtlicher Funktionäre geführt. Seit Freitag macht der Begriff des Seniorenklubs in der Stadt die Runde. Sind die führenden Herren der AG doch fast alle schon im Pensionsalter.“

Jörg Kramer (Spiegel11.8.) schreibt über die Karrieren von „Gastarbeiterkindern“. „Spätestens seit dem furiosen Debüt des Schalker Mittelfeldspielers Hamit Altintop, 20, am vorvergangenen Wochenende sind türkische Kicker in der Bundesliga schlagartig ins Blickfeld geraten. Lange Zeit von den deutschen Profivereinen ignoriert, betrachten die Clubmanager die technisch versierten Türken nun plötzlich als Avantgarde – fast ein Dutzend von ihnen stehen mittlerweile bei Erstligisten unter Vertrag. Dass ein international erfahrener Profi wie Mustafa Dogan beim 1. FC Köln anheuerte, hat allerdings auch mit den pekuniären Nöten der türkischen Liga zu tun. Noch vor zwei Jahren, so schätzt der hannoversche Spielerberater Harun Arslan, hätten Stammspieler der Spitzenclubs Galatasaray und Fenerbahçe Istanbul Jahresgagen in Höhe von 1,8 bis 2,2 Millionen Dollar netto kassiert. In Deutschland akzeptieren die Profis nun Gehälter, die – wie etwa bei Davala in Bremen – bei rund 700 000 Euro pro Jahr liegen. Zudem erhoffen sich die Vereine in Deutschland von ihren Neuzugängen wirtschaftliche Impulse. So spekuliert Werder-Manager Klaus Allofs vor allem auf wesentlich mehr türkische Zuschauer. Auch das Fanartikelgeschäft soll Defensivspezialist Davala, der zuletzt für Galatasaray am Ball war, ankurbeln – rund 40 000 Türken leben in Bremen und Umgebung. Davalas Karriere verlief, prototypisch für einen Spieler seiner Generation, im Zickzackkurs. Denn um in der Bundesliga zu landen, musste das Gastarbeiterkind den Umweg über die Heimat seiner Eltern nehmen. Als mit 20 Jahren seine Laufbahn in der deutschen Landesliga stockte, war er durch einen Funktionär von Türkspor Mannheim zu Afyonspor in die Türkei vermittelt worden. Dort wollte Davala nach drei Monaten schon die Koffer packen, weil er merkte: Es war ein fremdes Land. Doch die Familie rückte den Reisepass nicht heraus. Sie bestand darauf, dass Ümit, der Sohn eines Kranführers, sich durchsetzte. Bald holte ihn der Trainer Fatih Terim, sein Mentor, in die türkische Juniorenauswahl, dann in die Nationalmannschaft und schließlich zu Galatasaray. Dort wurde er 2000 Uefa-Cup-Sieger. Bisweilen trägt Davalas Popularität groteske Züge. Während der WM im vorigen Jahr erhängte sich in Gemlik ein 13-Jähriger, weil sein Vater von ihm verlangt hatte, die seinem Idol nachempfundene Frisur zu ändern. Der Junge hatte sich den Irokesen-Schnitt zugelegt, mit dem Davala in Südkorea und Japan die Fans überraschte. Beim Zug der Gastarbeiterkinder von Deutschland Richtung Bosporus fanden jedoch nicht alle ihr Glück. Neunzig Prozent der Nachahmer, ermittelte Berater Arslan, kehrten frustriert zurück. Wer sich durchbiss, kann hingegen auf eine glanzvolle Laufbahn blicken.“

SpOn-Interview mit Frank Fahrenhorst (VfL Bochum und am Samstag Gegenspieler von Roy Makaay)

Bring mal einer Gazelle den richtigen Spannstoß bei

Philipp Selldorf (SZ 14.8.) sah den Schalker Sieg in Pasching. „Zwar gelang der Mannschaft ein solider 2:0-Sieg, der auch Assauer gefiel, aber noch immer nimmt er es den Profis übel, dass sie sich überhaupt auf den weiten Umweg in den Uefa-Cup via Chisinau, Liberec und Pasching machen mussten. Lässig Bier trinkend und Zigarre rauchend schilderte er dem österreichischen Staatsrundfunk im Paschinger Waldstadion seinen guten Eindruck vom Spiel („souverän runtergespielt das Ding, nie in Gefahr gekommen“), doch beim StichwortVersöhnung wurde der nachtragende Beherrscher des FC Schalke brummig. „Die gibt’s nie. Dafür haben die zuviel angerichtet“, sagte er. Die Schlampigkeiten der vergangenen Saison gehören dennoch der Geschichte an. Das Team hat durch fünf Neuerwerbungen ein anderesAussehen, spielt dank des neuen Trainers Jupp Heynckes einen anderen Stil und wird auch von neuen Hauptdarstellern bestimmt. Bei der Partiein Pasching machte sich besonders das Mittelfeld-Duo Levan Kobiaschwili und Hamit Altintop bemerkbar: Kobiaschwili als Vorbereiter der beiden Treffer, und Altintop als kurz entschlossener Torschütze zum 1:0, das den Plan, eine schnelle Entscheidung herbeizuführen, wesentlich voranbrachte. Nachdem er Altintop bereits bei früherer Gelegenheit „unglaubliche Kapazitäten“ bescheinigt hatte, trug Heynckes nun auch das hohe Loblied auf Kobiaschwili vor: „Ein exzellenter, sehr intelligenter Spieler, der mit einer großen Übersicht und Ruhe Fußball spielt.“ Fortschritte offenbarte auch der zum 2:0erfolgreiche Angreifer Victor Agali, über dessen verbesserungsbedürftige Schuss- und Spannstoßtechnik Assauer hinterher ausgiebig dozierte. Ein Vereinsoberer bremste sogleich den pädagogischen Vorstoß des Managers: „Bring mal einer Gazelle den richtigen Spannstoß bei“, bemerkte er ernüchternd. Den maßgebenden Lehrauftrag beim FC Schalke hat ohnehin JuppHeynckes übernommen, und wenn er sich über „Autorität und Leidenschaft“ seiner Mannschaft, ihren „insgesamt gepflegten und vor allen Dingen sehr klugen Fußball“ auslässt, dann hat man den Eindruck, als habe er in der kurzen Zeit seines Engagements die vollständige Kontrolle über die Abläufe beim Ruhrgebietsklub gewonnen.“

Michael Hanfeld (FAZ 13.8.) hat eine Erklärung auf die Frage, wie es dem ZDF gelungen ist, Franz Beckenbauer kostenlos unter Vertrag zu nehmen. „Wie kommt – wenn der Sender Beckenbauer tatsächlich kein Honorar (in Worten null) bezahlt –, eine solche Vereinbarung zustande? Schleichwerbung für Weißbier? (Wir erinnern uns an die nette Szene mit Beckenbauer am ARD-Sportschau-Stammtisch, wo er während des Gesprächs mit Gerd Rubenbauer hinter einem bedruckten Weißbierglas gar nicht richtig zu sehen war.) Mitnichten. Das ZDF hat vielmehr nicht nur einen Vertrag mit Franz Beckenbauer, sondern auch mit dessen Marketingpartner, der Postbank, abgeschlossen, der direkte Zahlungen an den Ex-Fußballer zwar nicht seitens des Senders, sondern seitens des mit ihm verbundenen Werbepartners vorsieht. Dieser wiederum wird vom Sender durch sogenannte Sonderwerbeformen entschädigt, die in allem möglichen bestehen könne, angefangen bei der Einblendung mitten ins Spielgeschehen bis hin zu Gewinnspielen. Eine glänzende Perspektive sieht der ZDF-Intendant Schächter angesichts des solcherart zustandekommenden Transfers für seinen Sender. Doch ob das auch im Sinne der öffentlich-rechtlichen Lehre ist? Die bekanntlich auf der Erhebung von Rundfunkgebühren zur Sicherung der Grundversorgung mit Information, Bildung, Kultur und Unterhaltung beruht? Ja, gut. Würde der Kaiser sagen. Und die Intendanten mit ihm.“

Wer wird der kommende Bundespräsident? Das Streiflicht (SZ 14.8.) schlägt vor. „Popstar heißt der aktuelle Traumberuf, oder Mittelstürmer beim FC Bayern, oder gar irgendetwas Abartiges, Schumi-Artiges. Der Erste Mann im Staate werden, oder auch die erste Erste Frau? Das ist ja wohl das Letzte, was man sich wünscht. Also doch Wolfgang Gerhardt? Warum nicht? Rettung vor der politischen, der professionellen, der zuverlässig sterbenslangweiligen Lösung bringt jetzt nur noch ein Kopfsprung ins Verwegene (das Modell Schwarzenegger also). Einen Deutschen nämlich gibt es, der wieder weltmeisterlichen Glanz im Amt verbreiten würde. Einen, dem schier alles gelingt, was er anfängt. Ein bayerischer Märchenfürst, ein deutsches Sonnenkind: Franz Freiherr von Beckenbauer. Der Mann redet gern und viel und manchmal auch Unsinn, aber seltsamerweise nimmt ihm das niemand übel. Warum also nicht Franz, why not the best? Zwar ist Beckenbauer möglicherweise keine Frau. Dafür aber kommt er aus Giesing. Und das heißt, zumindest in München: Er kommt aus dem Osten.“

Fritz Tietz (taz 14.8.) blätterte durch das kicker-Sonderheft. „Man kann wohl sagen, dass sich die heutigen Mannschaftsdarstellungen im Wesentlichen kaum von denen der ersten Ballsportvereine zu Kaisers (Wilhelm) Zeiten unterscheiden. Na gut, damals waren die Aufnahmen schwarzweiß und frei von jeder Reklame, die heute allerdings und inzwischen leider durchgängig, in Gestalt nämlich von allerlei klobigen und plumpsbunt ins Bild gerückten Erste-Hilfe-Koffern oder Werbebanden die formale Strenge des traditionellen Bildaufbaus brutal brechen – von den doofen Trikotwerbungen ganz zu schweigen. Darüber hinaus gibt es aber leider in diesem Jahr einige weitere unstatthafte stilistische Verwerfungen auf den kicker-Fotos zu entdecken. So wird wieder häufiger gegen jenes ungeschriebene Gesetz verstoßen, nach dem im Mannschaftsfotohintergrund nichts als eine leere Tribüne oder allenfalls ein Trainingsplatzanrainergebüsch zu sehen sein darf. Auf keinen Fall aber, wie es dieses Jahr der Fotograf der Schalker Mannschaft anzubieten wagt, ein seltsam verbautes Vereinsgebäude, das zudem so diagonal in das Foto hineinschrägt, dass hier die für die Mannschaftsfotografie so signifikante Gradlinigkeit vollends aus dem Lot zu kippen scheint. Auch das Foto vom Leverkusener Team, aufgenommen vor einem Hintergrund, der wegen seiner Undefinierbarkeit diese Bezeichnung schlichtweg nicht verdient, bricht in dieser Hinsicht mit sämtlichen Regeln des Genres. Desgleichen die Aufnahmen vom VfB Stuttgart, dessen Equipe vor irgendwas Schloßähnlichem posiert, weiterhin Eintracht Frankfurt (Flughafen-Terminal), FSV Mainz (Dach), Eintracht Trier (Viadukt), VfB Lübeck (Bretterwand), Rot-Weiß Oberhausen (Schloss) und Jahn Regensburg (Donaubrücke).Noch unverzeihlicher ist aber, was sich die Fotografen der Stuttgarter, Berliner und Mönchengladbacher Erstligateams dieses Jahr leisteten, indem sie doch tatsächlich auf ihren Fotos die Maskottchen dieser Vereine mit in die Mannschaften haben einrücken lassen. Schrecklich alberne Comic-Figuren sind das, grauselige Plüschtiermonster von der Art, wie sie von Jahrmarktslosbuden als Hauptpreise ausgeschüttet werden. Stehen da, als wärs völlig selbstverständlich, dass sie da in den Mannschaftskorpus eingereiht stehen, nämlich auf jenen äußeren Positionen, die traditionell den Physiotherapeuten oder Torwarttrainern vorbehalten sind. Ein Sakrileg ohnegleichen.“

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