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Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Sonstiges

„Gattungsgeschichte des Oliver Kahn und seiner Vorfahren“ eine FTD-Rezension eines Torwart-Buches – Wille zur Offensive beim Afrika Cup (NZZ) – Experten-Statement über Geldstrafen u.v.m.

Mischung aus nordafrikanischen Tugenden mit zentral- und westafrikanischer Spielweise

Oke Göttlich (NZZ 6.2.) fasst die Vorrunde des Afrika Cups zusammen: „Die Gruppenphase war geprägt durch disziplinierten, offensiven Fussball. Das Ziel auf der Suche nach gutem und erfolgreichem Fussball liegt für eine Vielzahl der Nationaltrainer in der Ordnung und der taktischen Disziplin ihrer Teams. Die abgeschlossene Vorrunde bestätigte dies. Unnötige individuelle Dribblings in der eigenen Spielhälfte, die zur Belustigung der Zuschauer zuletzt am Turnier 2002 in Mali beigetragen hatten, waren kaum noch zu sehen. Ebenso wenig rüde Attacken mit vorgestreckten Beinen, die ebenfalls an der letzten kontinentalen Endrunde zu zahlreichen Platzverweisen geführt hatten. In Europa unbekannte Teams wie jene aus Simbabwe oder Rwanda konnten mit überzeugenden Leistungen anlässlich ihrer ersten Teilnahme etablierteren Mannschaften wie Algerien oder dem grossen Nachbarn, der Demokratischen Republik Kongo, empfindliche Niederlagen beibringen. Die systematische Annäherung an international geltende spielerische Massstäbe liege nicht nur an der Vielzahl afrikanischer Profis, die in Europa engagiert sind, sondern auch in der „Mischung aus ehemals nordafrikanischen Tugenden mit denen der zentral- und westafrikanischen Spielweise“, wie Michel Dussuyer, der französische Trainer Guineas, meint. Sowohl Mali als auch Senegal können bis jetzt als die Auswahlen mit der grössten Schnittmenge zwischen dem abwehrbetonten Spiel nordafrikanischer und den individuellen Stärken schwarzafrikanischer Prägung bezeichnet werden. Den Direktkampf dieser neben Kamerun und Tunesien als Favoriten geltenden Nationalteams (1:1) wollten allerdings nur knapp 8000 Zuschauer im El-Menzah-Stadion zu Tunis verfolgen. Das sei ein grosses Problem für den Afrikanischen Fussballverband (CAF), sagt ein nigerianischer Verbandsdelegierter. „Die Tunesier lieben eben am meisten sich selber und danach noch ein bisschen Algerien und Marokko“, zürnt er wegen der schwach besuchten Spiele schwarzafrikanischer Teams während der Gruppenphase.“

Gregor Thüsing (FAZ 6.2.), Dozent für Bürgerliches Recht, schreibt über Geldstrafen: “Die Vereinbarung von Vertragsstrafen ist Bestandteil der Vertragspraxis im Profifußball. Für die Klubs der ersten und zweiten Bundesliga ist es gang und gäbe, Geldstrafen gegen solche Profis zu verhängen, die in Interviews das Spielsystem der Mannschaft kritisieren – so Nationalspieler Michael Ballack im März 2003 – oder die Nächte statt im Bett in anrüchigen Tanzbars verbringen – so der Berliner Profi Marcelinho im Dezember des vergangenen Jahres. Ob die gängige Praxis freilich wirksam ist, bleibt weiter zweifelhaft. Das Arbeitsgericht Berlin hatte am 21. Januar 2004 im Fall des Fußballprofis Christian Fährmann darüber zu entscheiden, ob die von seinem ehemaligen Arbeitgeber, dem Berliner Fußballklub Union, verhängte Vertragsstrafe in Höhe von 3000 Euro wirksam war oder nicht. Das erwartete Grundsatzurteil wurde jedoch nicht gesprochen. Das Gericht begrenzte lediglich Fährmanns Strafe von 3000 auf 1000 Euro. Jedoch blieb die Frage offen, ob die in Paragraph 5 des Mustervertrages der DFL enthaltene Klausel über Vertragsstrafen, die Klubs wegen Verstößen der Spieler gegen Vertragspflichten verhängen können, unwirksam sein könnte. Viele vermuten das. Die Unwirksamkeit dürfte sich insbesondere daraus ergeben, daß die Klausel das erforderliche Maß an Bestimmtheit vermissen läßt: Der Spieler muß wissen, welches Verhalten genau mit welcher Strafe bewehrt ist. Alles andere benachteiligt ihn unangemessen.“

Rainer Moritz (FTD 6.2.) liest ein Buch über Torhüter: „Du gehst ins Tor!“ Wer das als Schüler auf dem Bolzplatz zu hören bekam, wusste, dass es mit seinen fußballerischen Qualitäten nicht zum Besten stand. Zwischen die Pfosten mussten die Schwächlichen und Ungeschickten, die weder als beinharte Verteidiger noch als glanzvolle Torjäger zu gebrauchen waren. Bis heute haftet den Torhütern dieser Außenseiterruf an, und der alte Fußballerwitz „Eine Mutter hatte drei Söhne. Der eine war Torwart, der zweite Linksaußen, und der dritte war auch nicht normal“ hat mehr als ein Körnchen Wahrheit bewahrt. Der Sporthistoriker Christoph Bausenwein ist diesen Legenden nachgegangen und widmet der Spezies des Torwarts ein umfangreiches Buch, das die „Gattungsgeschichte“ und die „Seelenkunde“ der Keeper ausleuchtet.“

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