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Uli Hoeneß

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Uli Hoeneß

Uli Hoeneß, Manager des FC Bayern München, schlug vor, den Transferstreit um Nationalspieler Sebastian Kehl zu beenden, indem man Borussia Dortmund zu einer Ablöse verpflichte, die der Afghanistan-Hilfe zugute kommen solle (Alexander Steudel Robert Dunker in WamS 23.12.).

In dieser Angelegenheit ist an eine „gute Tat“ des Fußballfunktionärs zu erinnern, die etwa ein halbes Jahr zurück liegt. Es handelt sich um das so genannte Benefizspiel zu Gunsten des Sportinvaliden Karsten Bäron, welches am 24. Juli zwischen dessem damaligen Noch-Arbeitgeber HSV und dem FC Bayern – und zwar auf Initiative von Uli Hoeneß – ausgetragen wurde. Philipp Selldorf (SZ 28./29.7.) befragte ihn aus diesem Anlass.

Hoeneß wird folgendermaßen zitiert: „Die [gemeint ist der HSV, of] wollten das Spiel gar nicht“, also habe er „über bestimmte Medienkanäle“ Druck ausgeübt. Mit seinen wahren Motiven hält er nicht hinterm Berg. „Eigentlich haben wir damit die Hamburger Zuschauer verarscht“. Mit diesen sei noch eine Rechnung offen gewesen, hatten sie einige Wochen zuvor im Volksparkstadion den Münchner Empfang der Meisterschale mit Buh- und Schmährufen quittiert und den frisch gekürten Meister „total beschissen behandelt. Jetzt musst Du etwas tun, um die zu ärgern – und dabei etwas Gutes machen“ (Hoeneß). Bäron selbst wurde im Anschluss an das Spiel einer „gezielten ideologischen Überrumpelungsaktion“ (Selldorf) unterzogen, als man ihm mit einem wertvollen Uhrpräsent (mit Bayern-Emblem) seine verfehlte Karriereplanung ins Gedächtnis rufen wollte; dazu Hoeneß: „Der soll natürlich sein Leben lang daran erinnert werden, dass er einen Fehler gemacht hat, als er damals nicht zu uns gekommen ist.“

Wie konnten solche stolz vorgetragenen Aussagen ohne negativen Imagefolgen und öffentliche Resonanz bleiben? Wie konnte Hoeneß sich sicher sein, dass ihm diese unverschlüsselten Ausführungen nicht zu seinem Nachteil ausgelegt werden, zB von den Rechtsausschüssen des DFB? Schließlich zielt Hoeneß primär auf ein relativ wehrloses und allgemein (ach so) hoch geschätztes Objekt: den Fan. Wer in dieser Form provoziert, sollte sich über Gewalt im Stadion nicht beschweren. Soll man in Kenntnis dieser Formulierungen noch an humanitäre Absichten zu Gunsten von Kriegsopfern glauben? Wozu soll die vorgegebene Selbstlosigkeit im nunmehr vorliegenden Fall dienen? Doch wohl nur eigener Prestigepflege, verbunden mit der Demütigung eines Konkurrenten. Daher sollte man sich an Selldorfs Fazit erinnern: „Auch wenn der FC Bayern Gutes tut, kann er sich seiner herrschsüchtigen Natur nicht verweigern.“

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