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Union Berlin auf der Suche nach sich selbst – Remis zwischen ManU und Arsenal

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Union Berlin auf der Suche nach sich selbst – Remis zwischen ManU und Arsenal

Der kleine Verein sucht seine Nische, indem er sich charmanter gibt

Katrin Weber-Klüver (SZ 22.9.) beschreibt die Lage bei Union Berlin: „Über Mirko Votava wird geredet, seit er im November 2002 kam. Seine Trainererfahrung beschränkte sich auf eine Spieltrainersaison in Oldenburg und ein nicht vollendetes Jahr in Meppen. Gerade war er Chefscout bei Werder Bremen. Union wollte von diesem Knowhow profitieren. Votavas bislang größter Coup ist die Verpflichtung Thomas Sobotziks: Trainer und Spieler trafen sich zufällig im Urlaub. Immerhin kam der Mittelfeldspieler ablösefrei. Union ist arm. Der Verein, der in den 90er Jahren Konkursanträge quasi im Dauerauftrag stellte, ist nachhaltig mit millionenschweren Verbindlichkeiten belastet. Und doch will er sich in Berlin als zweite Kraft neben Hertha BSC positionieren. Es ist wie mit St. Pauli und dem HSV in Hamburg: der kleine Verein sucht seine Nische, indem er sich charmanter gibt. Die Berliner haben eine für die Traditionsbildung dankbare Vergangenheit als Klub ohne staatliche Protektion in der DDR und beschwören ihren Kampfgeist mit dem Schlachtruf „Und niemals vergessen: Eisern Union“; vor drei Jahren haben sie es mal mit dem koketten Slogan „Das Ballhaus des Ostens“ versucht. Aber es gibt einen Standortnachteil. Köpenick liegt nicht im Herzen der Metropole wie das Vergnügungsviertel St. Pauli, die Leute kommen nicht massenweise raus an den Stadtrand, die Zuschauerzahlen sinken. Dass das Stadion mit Stehtribünen auf drei Seiten eine traditionelle Aura ohne Schnickschnack hat, ist zwar romantisch, aber die Anlage ist marode. Auch dies: dass es unter der Federführung eines eifrigen Präsidenten imponierende Modelle für Stadionneubauten gibt, aber nie Geld, sie zu realisieren. Ohne neues Stadion, orakelt ab und an Vereinschef Heiner Bertram, der im siebten Jahr als Sanierer bei Union wirkt, sei binnen zwei Jahren „das Kapitel Union beendet“. Ohne sportliche Kehrtwende wird das Kapitel Zweite Liga schneller zugeschlagen. So wie in St. Pauli. Nur würden die Berliner vermutlich nicht wie die Hamburger durch Retter-T-Shirts oder Trinkgelage der Fans vor einer drohenden Insolvenz gerettet werden – Union darf nicht absteigen.“

Die NZZ (22.9.) berichtet das 0:0 zwischen Manchester und Arsenal: „Der sonntägliche Spitzenkampf zu Old Trafford kulminierte in den letzten Minuten und liess aufgestauten Emotionen freien Lauf. Dabei führte der Schiedsrichter, Steve Bennett, den Taktstock mit wenig Gefühl und brachte die Spieler beider Parteien gegeneinander auf. Erst erhielt der Franzose Vieira (Arsenal), kurz zuvor wegen vermeintlichen Fouls fälschlicherweise verwarnt, zum zweiten Mal die gelbe Karte gezeigt, weil er gegen van Nistelrooy (der Niederländer war hart gegen ihn eingestiegen) nachgeschlagen hatte. Vieira erlangte damit die zweifelhafte Ehre, mit acht Platzverweisen der am häufigsten bestrafte Premiere-League-Profi (vor Vinnie Jones und Roy Keane, je 7) zu sein. Dann ahndete der Referee in der Nachspielzeit ein Luftduell Keowns mit Forlan im Strafraum – sehr streng – mit einem Elfmeterpfiff, doch van Nistelrooy hämmerte den Ball an die Lattenunterkante. Worauf nochmals Keown den gescheiterten Schützen mit einer Kopfnuss beglückwünschte. Im allgemeinen Tohuwabohu zwischen den ineinander verkeilten Spielern ging der Schlusspfiff unter: null zu null, zum ersten Mal zwischen diesen beiden Teams und in dieser Arena seit zehn Jahren. Der Spitzenkampf war von der gehässigen Schlussphase abgesehen fair und intensiv und geraume Zeit zum Vorteil des Platzteams verlaufen, doch das Unentschieden spiegelte das Stärkeverhältnis in Old Trafford richtig.“

Europas Fußball vom Wochenende: Ergebnisse – Tabellen – Torschützen – Zuschauerzahlen NZZ

Thomas Klemm (FAS 21.9.) meldet: „Über die Freuden des Fußballs kann Erik Gerets derzeit nicht viel sagen. Seine Bundesligamannschaft vom 1. FC Kaiserslautern trat zuletzt verunsichert auf, sein Vorgesetzter Rene C. Jäggi macht ihm bei aller Freundschaft gehörig Druck. Wenn der Trainer der Roten Teufel vor der Auswärtspartie bei Eintracht Frankfurt an diesem Sonntag dennoch ins Schwärmen gerät, liegt es nicht an seiner unbequemen Lage, sondern an der bequemen Liege seiner Kicker. Eine dicke Matratze, ein weißes Laken, eine Decke und ein schönes Kissen – in aller Gemütlichkeit beschreibt Gerets die neue Ruhestätte seiner Profis, auf denen sie, ganz zwanglos natürlich, ihre Mittagspause verleben sollen. Die Unterkunft – wie ein ganz großes Hotelzimmer, behauptet Gerets – soll die Fußballprofis aus 17 Nationen stärker an den Verein und seinen Sitz auf dem Betzenberg binden, am besten auch noch das Gemeinschaftsgefühl stärken, damit die Mannschaft in aller Ruhe die Kraft für künftige Erfolge findet. Frei nach dem Motto: Wie man sich bettet, so siegt man. Neue Betten braucht der Betzenberg, befand der Belgier in der vorigen Woche und ließ den Klub vom nicht allzu weit entfernt liegenden amerikanischen Militärstützpunkt in Ramstein Liegen kaufen und am Fritz-Walter-Stadion herrichten. Eigentlich ist der inoffizielle Zweitwohnsitz der Pfälzer Fußballprofis eine Angelegenheit, um die Trainer und Team kein großes Tamtam machen wollen. Ist Privatsache der Spieler, wiegelt Gerets alle Möchtegern-Kiebitze ab, die einen Blick hinter die Kulissen werfen wollen: Oder zeigen Sie mir Ihre Wohnung und Ihr Bett? Doch die seit dieser Woche benutzten schwarzen Liegegestelle wurden längst gesichtet.“

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