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Oliver Fritsch | Donnerstag, 15. April 2004 Kommentare deaktiviert für Sonstiges

Oliver Bierhoff doziert über die „Parallelwelten Sport und Wirtschaft“ (FAZ) – David Beckham in allen Schlagzeilen und in aller Munde – WM 2006: fehlt Geld für Straßen und Schienen? (Handelsblatt) u.v.m.

Parallelwelten Sport und Wirtschaft

Oliver Bierhoff ist seit neuestem Teilzeit-Dozent, Matthias Wolf (FAZ 15.4.) ist Gasthörer: “Oliver Bierhoff hatte seine Vorlesung gerade begonnen, da fühlte er sich wie im Fußballstadion. Von der Tribüne im Hörsaal 201 der Humboldt-Universität zu Berlin flatterten rosa Flugblätter, und der ehemalige Kapitän der Nationalelf wurde mit bunten Plastikbällen beworfen. Außerdem störten Zwischenrufe seine Rede. Wie im Fanblock sorgten auch unter den Studenten der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät Ordner mit festem Griff rasch für Ordnung. Ein paar einzelne waren es nur, die störten. Wohl in erster Linie, weil Bierhoff von der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft verpflichtet worden war. Für die Kritiker ein „Lobbyverein deutscher Arbeitgeber“ mit Ansichten, die manchem Studenten nicht gefallen – nicht nur, weil die Initiative Studiengebühren befürwortet. Der smarte Bierhoff war souverän wie einst auf dem Feld und in den Interviews danach. Er überspielte die heikle Situation mit einem Lächeln und freundlichen Worten: „Werft nicht mit Bällen, wir können doch gleich drüber reden.“ Im Prinzip durfte sich Bierhoff ob der Zwischenfälle noch einmal bestätigt fühlen, daß er mit dem Vergleich der beiden scheinbaren Parallelwelten Sport und Wirtschaft nicht so falsch lag. „Was die Gesellschaft vom Sport lernen kann“, so lautete sein Thema. Im Kern wollte er erläutern, daß es viele Ähnlichkeiten zwischen Fußball und Wirtschaft gibt. Weshalb er in einem Atemzug Franz Müntefering und Reiner Calmund zitierte. Auch das ärgerte einige. „Du warst für mich heute ein Totalausfall“, sagte ihm ein Student auf den Kopf zu: „Total schwammig.“ Andere spendeten viel Applaus. Vielleicht auch, weil sie nur unterhalten werden wollten und keine tiefgründigen Analysen zu Arbeitslosigkeit und Konjunkturschwäche von einem erwarteten, der bisher für ganz andere Kopfarbeit stand. Doch der Mittdreißiger, der seine Fußballkarriere vor Jahresfrist bei Chievo Verona beendet hat, war auch eingeladen worden, weil er ein Betriebswirtschafts-Studium an der Fernuniversität Hagen erfolgreich abgeschlossen hat. Zwar erst nach stolzen 26 Semestern, womit er sich nahtlos einreiht in die Schar der Bummelanten, für welche die Bundesländer Strafgebühren fordern – aber dem früheren Nationalstürmer hält man zugute, daß ab und zu ein Golden Goal oder ein Auswärtsspiel dazwischenkam.“

Sex im verschwitzten Dress der englischen Nationalmannschaft

Christoph Schwennicke (SZ 15.4.) dreht der englischen Boulevardpresse, die Dossiers über David Beckhams vermutlichen Ehebruch anfertigt, den Rücken zu: „Die Lust könnte größer nicht sein: eine Berühmtheit, ach was, ein Halbgott wie Englands Fußballstar Nummer Eins auf amourösen Abwegen, das Traumpaar David und Victoria Beckham in einer tiefen Beziehungskrise, und zwar wegen eines Ehebetts, das David nicht mit der Göttergattin zerwühlt hat, sondern mit einer Geliebten, die sich hinterher sogar Victorias Haarspangen an den Kopf steckte, um der Frisur wieder Halt zu geben. Eine zweite Geliebte noch hinterdrein, Sex im verschwitzten Dress der englischen Nationalmannschaft. Promis und Erotik – seit Tagen schütten die Blattmacher der britischen Boulevardpresse fiebrigen Blicks aus zwei Vitriolen diese unwiderstehlichen Flüssigkeiten zusammen, bis es dampft, gurgelt und zischt. An diesem Mittwochmorgen sind es wieder fünf Seiten in der Sun und fünf in der Daily Mail, mit Bildern von Victoria Beckham, genannt Posh, aus den Tagen der Affäre. (…) Nun pflegt Großbritannien auf erotischem Gebiet bekanntermaßen zwischen Verklemmung und hemmungsloser Lüsternheit zu oszillieren. Zudem hat hier der Starkult ebenso unvergleichbare Dimensionen wie der Boulevardjournalismus, und sicher hat das eine mit dem anderen zu tun. Die Affäre Beckham erzeugt also in etwa die fünffache Aufwallung dessen, was seinerzeit in Deutschland die Sex-Eskapaden des Tennisstars Boris Becker in einer Londoner Besenkammer bewirkte. Zumal da jüngst noch eine zweite Beckham-Geliebte auf den Plan trat, die aparte Sarah Marbeck.“ Alles gar nicht schön für die Gattin, und vor allem alles nicht wahr, sagen die Beckhams – und betonen, wie lustvoll sie gerade an einem dritten Kind arbeiten. Sie haben ihren juristischen Apparat eingeschaltet, sie zeigen sich mit den Söhnchen Brooklyn und Romeo beim Pizzaessen in Madrid, und sie erwägen einen gemeinsamen Presseauftritt wie seinerzeit der amerikanische Präsident Bill Clinton mit seiner Frau Hillary nach dem Skandal um Clintons Affäre mit Monica Lewinsky. Schließlich droht neben der Ehekrise auch ein erheblicher Imageverlust – und das ist bei Traumpaaren vom Kaliber Beckham in der heutigen Medien- und Marketingwelt immer auch ein schwerer geschäftlicher Schaden. Zumal da der Star-Fußballer und die einstige Sängerin der erfolgreichen Popgruppe Spice Girls ihre Ehe in aller Öffentlichkeit geradezu als ein Ausnahmephänomen zelebrierten, sich stilisierten als Familienmenschen, die einander treu sind.“

Evi Simeoni (FAZ 15.4.) fügt hinzu: “Was ist denn nun wichtiger: das Toreschießen oder die Moral? Schwer zu sagen. Nur die Anhänger von Real Madrid haben es zur Zeit leicht, denn sie müssen sich nicht entscheiden. Ihre Idole treffen nämlich einerseits das Tor nicht mehr. Andererseits muß sich ihr Freistoßspezialist (es ist wahrhaftig ein Kunststück, in diesem Zusammenhang nicht in unfreiwillige Obszönitäten zu verfallen), ihr aus Britannien stammender Freistoßspezialist David Beckham also, gegen Gerüchte und Berichte wehren, er sei seiner Frau Victoria nicht immer treu gewesen. Da kann man sich als Aficionado aufregen, worüber man will, man hat immer einen triftigen Grund, ein Transparent aufzuhängen, ob man nun sagen will, sie verdienten zuviel Geld pro Tor oder sie verfügten über zuviel Frauen pro Mann. Hier im Beckenbauer-Land ist man da ja abgestumpfter als in Spanien oder England. Allerdings hat der muntere „Kaiser“ auch nicht eine dünne Popsängerin geheiratet und dann eine Autobiographie mit Liebeserklärungen verfassen lassen, die zwar nur unerheblich schmalziger sind als eine Tüte Fish ‚n‘ Chips, dafür aber ein deutlich kürzeres Verfallsdatum haben.“

Viertelfinale Uefa-Cup – Rückspiele NZZ

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