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Fußball am Samstag

Oliver Fritsch | Samstag, 24. April 2004 Kommentare deaktiviert für Fußball am Samstag

FAZ-Interview mit Ottmar Hitzfeld – vor dem Münchner Derby: die alte Rivalität zwischen Bayern und Sechzig ist einer Geschäftsbeziehung gewichen; 1860 hat genug Probleme mit sich selber; „für den Klassenerhalt mit 1860 verzichte ich gerne auf Sex“ (Gerald Vanenburg in SZ) – wer ist verantwortlich für Leverkusens erneuten Aufschwung? Bernd Schneider (SZ) und Dimitar Berbatov (FAZ) u.v.m.

Die Motivation ist größer, wenn man auf dem ersten Platz steht
FAZ-Interview (24.4.) mit Ottmar Hitzfeld

FAZ: Wenn Werder Bremen vorne bleibt, haben die Bayern die Meisterschaft verloren, weil sie in dieser Saison nur selten überzeugt haben. Warum schafft es der FC Bayern nicht, sein Potential auszuspielen?
OH: Als wir am Anfang der Saison viele Verletzte hatten, kamen wir ein wenig in Rückstand in der Tabelle. Wir sind es nicht gewohnt, die anderen zu jagen. Wir sind es gewohnt, die Gejagten zu sein. Außerdem haben wir eine andere Medienlandschaft als die Bremer. Wenn die mal verlieren, kräht kein Hahn danach, und wenn wir verlieren, haben wir eine Woche Theater. Das hinterläßt Spuren bei einigen Spielern.
FAZ: Ist es also vor allem ein mentales Problem?
OH: Natürlich ist die Motivation größer, wenn man auf dem ersten Platz steht. Anscheinend brauchen wir den ersten Platz als Motivationshilfe, damit die Spieler nicht so unter Druck gesetzt werden. Wir haben in dieser Saison nicht die Mentalität, die uns oft ausgezeichnet hat, daß wir auf Biegen und Brechen ein Spiel gewinnen wollen. Nach Rückständen haben wir nicht so reagiert, wie man es erwartet von Bayern. Daran müssen wir arbeiten.
FAZ: Michael Ballack gehört sicherlich zu den von Ihnen angesprochenen Spielern, die Schwierigkeiten haben, mit Druck fertig zu werden.
OH: Wenn immer nur auf einem rumgehackt wird und man an den Pranger gestellt wird, muß man sich nicht wundern, wenn plötzlich die besten Spieler Deutschlands Probleme haben.
FAZ: Er hat aber auch ein wenig dazu beigetragen, daß er kritisiert wurde.
OH: Natürlich hat er dazu beigetragen, aber wenn man immer nur kritisiert wird, von Anfang an, ist das unfair.
FAZ: Es heißt, die Mannschaft befindet sich im Umbruch. Dieser Umbruch dauert nun schon drei Jahre und ist noch nicht abgeschlossen. Ist das nicht etwas lange für einen Klub, der an Erfolgen gemessen wird?
OH: Wir haben doch letztes Jahr das Double gewonnen, das wird immer vergessen.
FAZ: Es ist also ein Umbruch auf hohem Niveau?
OH: Ja, aber auch ein Gejammere auf hohem Niveau. Das Double hat Bayern in 100 Jahren Vereinsgeschichte nur viermal geschafft.

Die Löwen müssen sich selber aus dem Sumpf ziehen

Vor dem Münchner Derby – Andreas Burkert (SZ 24.4.) vermisst die alte Rivalität zwischen Bayern und Sechzig: “Wie gut, dass es Menschen wie Oliver Kahn gibt, der vor dem 199. Stadtduell an diesem Sonntag mit Vergnügen mitteilt, die Blauen seien „uns wurscht“. Oder eben Rummenigge. Er ist Westfale und entgegnet auf die Frage nach möglichem Mitleid für den abstiegsbedrohten Rivalen ziemlich irritiert. „Mitleid? Nein, das geht nicht – das geht überhaupt nicht! Die Löwen müssen sich selber aus dem Sumpf ziehen.“ Im aktuellen Verhältnis der Klubs müssen derlei Spitzen jedoch als Teil einer verblassenden Folklore gedeutet werden. Denn trotz der sportlichen Ausgangslage der Parteien, die diesem Derby eine Brisanz wie lange nicht mehr verleiht, gehen die Vereine derart rücksichtsvoll miteinander um, als stehe die Fusion bevor. Das harmonische Nebeneinander hat einen Grund, er ist inzwischen deutlich sichtbar an der A 9 im Münchner Norden: die Allianz Arena. Der Rohbau des Stadions steht, in genau einem Jahr soll der letzte Stein verbaut sein. Das auf 38 000 Quadratmetern entstehende Schmuckstück des Weltfußballs verzaubert sogar den kühlen Manager Rummenigge in einen milden Pragmatiker. Er sagt: „Wir sind Partner, und an unserem guten Verhältnis gibt es keine Zweifel.“ Dass der FC Bayern den Löwen alles erdenklich Gute wünscht (nur eben nicht für Sonntag), ist verständlich. Denn trotz der Wut über den mutmaßlichen Schmiergeldskandal um den einstigen 1860-Patron Wildmoser – womit das neue Stadion „einen negativen Schatten gekriegt“ habe, wie Rummenigge findet –, ist das Interesse groß wie nie zuvor an einem seriös handelnden und halbwegs auf Augenhöhe wirkenden Nachbarn. Denn alles andere würde den Rekordmeister vermutlich Geld kosten. Wie jedenfalls aus Kreisen der Allianz zu hören ist, die sich die Namensgebung für die Arena 80 Millionen Euro kosten lassen soll, enthalte die Vereinbarung mit der Stadion GmbH neben fixen Zahlungen „auch einen erfolgsabhängigen Faktor“ – sollten die Löwen absteigen, würde dies die Fördersumme womöglich reduzieren. Zwar betont Bayern-Finanzvorstand Karl Hopfner, ein Abstieg des TSV habe „für den FC Bayern keine Folgen“. Dagegen steht die Aussage aus Reihen des Sponsors, wonach „der FC Bayern offenbar von einer maximalen Zahlung ausgegangen“ sei, „das zeugt von einer sehr optimistischen Vorgehensweise“. Der Kenner möchte ungenannt bleiben.“

Für den Klassenerhalt mit 1860 verzichte ich gerne auf Sex

Gerald Kleffmann (SZ 24.4.) blickt auf die Woche der Sechziger zurück: „Das Derby? Kein Thema am Montag. Stattdessen: Krisen-PR. Ein Hotel im tristen Stadtteil Neuperlach, 13 Uhr, Pressekonferenz. Sportdirektor Dirk Dufner stellt Gerald Vanenburg als Trainer vor. Dufner lächelt. Er weiß: Vanenburg ist beliebt, seit seiner Zeit als Löwen-Profi. Dufner sagt, er habe sich am Samstag erstmals beim Niederländer gemeldet, nachdem Falko Götz entlassen worden war. Inzwischen ist klar: Es gab vorher Kontakt. Und eine Abmachung. Fliegt Götz, kommt Vanenburg. Götz wusste das. Am Samstag aber gaben sich alle unwissend. Vizepräsident Hans Zehetmair, der vielen lästig war, weil er nicht nur viel, sondern viel Wahres sprach, konnte so für sein Verkünden der Entlassung von Götz angeprangert werden. Von Dufner, Präsident Karl Auer und Götz. Ein Insider: „Dufner hat Auer im Griff.“ Auer, der die Fragestunde verfolgt, sagt: „Ich vertraue Herrn Dufner.“ Der Aufsichtsrat ist komplett. Der Vereinsrat beruft den ehemaligen Spieler Fredi Heiß und den ehemaligen Vorsitzenden des Wirtschaftsrats Sepp Hilz in das neunköpfige Kontrollgremium. Gut für Auer: Beide seien „Gefolgsleute“, sagt ein Kenner der Szene. Abends soll Auer zu Blickpunkt Sport, ins Bayerische Fernsehen. Er redet nicht gerne öffentlich, was nicht unsympathisch ist. Aber hinderlich, wenn man als Löwen-Präsident arbeitet. Wie es heißt, habe Auer zu-, ab- und zugesagt. Moderator Waldemar Hartmann führt das Gespräch zahmer als ein Therapeut. Auer wirkt wie ein Teilnehmer der Sendung Fear Factor. Für manche stellen Schlangen und Spinnen eine Überwindung dar, für Auer sind es Journalisten. Er strahlt, als alles vorbei ist. Dienstag. Benjamin Lauth humpelt mit Krücke auf das Vereinsgelände. „Am schwierigsten ist es, wenn ich am Wochenende zuschauen muss“, sagt er. Lauth trägt einen Gips. Der Mittelfußbruch im Spiel gegen Hamburg hat seine verkorkste Saison beendet. Lauth humpelt zum Rasenplatz weiter, schaut den Kollegen zu. Nebenan stehen Kiebitze, sie schimpfen über Dufner. „250 000 soll der verdienen?“, fragt einer. Vanenburg leitet sein zweites Training, die Spieler lachen viel. „Die Freude ist da“, sagt Paul Agostino. „Er bringt Lockerheit auf den Platz.“ Harald Cerny bezeichnet Vanenburg als „Spaßvogel“. Und der Trainer? Sagt der AZ: „Für den Klassenerhalt mit 1860 verzichte ich gerne auf Sex.“ Wenn das kein aufrichtiges Opfer ist.“

Thomas Becker (FR 24.4.) rückt Prioritäten zurecht: „Stell dir vor, es ist Derby und die Leute reden vom Bier. Thema Nummer eins in der Hauptstadt des Gerstensaftes war in der Prä-Derby-Woche nicht das Duell um Meisterschaft und Abstieg, sondern der Skandal im Sperrbezirk Allianz-Arena. Wenn aus der prächtig gedeihenden Baustelle in Fröttmaning eins der schönsten Fußballfelder geworden ist, wird es dort kein bayerisches Bier zu trinken geben. Sondern: Budweiser – pfuideibel, schreit der Münchner, und der Chef der bayerischen SPD-Fraktion im Landtag (er heißt Franz Maget) tönt: „Wir haben eine Fürsorgepflicht und dürfen die Besucher der WM-Stätten nicht vergiften.“ Putzig, nicht wahr? Die Realität sieht so aus, dass der US-Bierkonzern Anheuser Busch 40 Millionen Euro zahlt, um in und ums Stadion während der WM 2006 Budweiser ausschenken zu dürfen. Münchens Brauer müssen leider draußen bleiben. Dagegen erscheinen Fragen, ob der FC Bayern noch Meister wird oder 1860 bald zweitklassig ist, eher vernachlässigbar.“

Robert Hennefarth, Bayern-Fan und SZ-Leser, macht sich einen Reim aufs Derby

Bayern und sein Ortsrivale
sind wie Lackschuh und Sandale.
Der Lackschuh stellt, das ist wohl klar,
in diesem Fall die Bayern dar.
Wenn man die Beiden nun vergleicht,
ist der Sandalenschuh vielleicht
bequemer, aber viel zu schlicht
für Auftritte im Rampenlicht.
Ins Sportlight und auf Meisterfeiern
gehört der Lackschuh – also Bayern.
Doch Sechzig braucht nicht traurig sein,
denn manchem klammen Sportverein,
wie Dortmund und dem FCK,
geht“s schlechter. Der steht barfuß da.

Vielleicht erspielt sich Schneider noch einen letzten großen Vertrag

Wer ist verantwortlich für den, erneuten, Aufschwung Leverkusens? Christoph Biermann (SZ 24.4.) meint „Bernd Schneider, dessen persönliches Auf und Ab mit dem seines Teams parallel geschaltet zu sein scheint. Vier Tore hat er in den letzten acht Partien erzielt und vier weitere Treffer vorbereitet. „Ich bin auf einem guten Weg“ sagt er lakonisch. Es ist mehr als das, denn langsam erinnern seine Leistungen wieder an jene Auftritte bei der Weltmeisterschaft 2002, die fast zu einem Fluch geworden waren. „Man hat mich am WM-Finale oder Endspiel der Champions League gemessen“, sagt Schneider, und das hat sich als gehörige Fallhöhe erwiesen. Kein anderer deutscher Spieler kann mit dem Ball so gut umgehen wie der, den sie „Schnix“ nennen. Dafür bewundern ihn sogar die Brasilianer, er bekommt viel Fanpost aus Japan, Korea oder China, und in Hongkong hat ihm einer seiner Verehrer eine Fanseite im Internet gewidmet. Doch in Deutschland sehen sich Ballzauberer wie Schneider schnell mit dem Vorwurf konfrontiert, nicht genug zu schuften, wenn es mal nicht läuft. „Ich kämpfe auf meine Weise, aber eine Blutgrätsche werde ich wohl nie auspacken“, sagt Schneider. Nur kann man es drehen und wenden, wie man will: Schneider hat nach dem WM-Finale von Yokohama selten gut gespielt und oft genug schwach. Nicht nur gemessen an dem, was einmal war. Doch welche Erklärung dafür man ihm auch anbietet, Schneider lässt sie abprallen. Für ihn reduziert sich alles auf eine naturwüchsige Folge von Höhe- und Tiefpunkten. (…) Es ist nicht ganz abzustreiten, dass Bayers Verschiebebahnhof mit Dutzenden von Optionsverträgen mitunter wirr erscheint. Es ist ebenso wenig von der Hand zu weisen, dass Schneider schon seit längerem auf der Verkaufsliste von Bayer steht. Angeblich 2,4 bis 2,8 Millionen Euro verdient er je nach Erfolg in Leverkusen. Das ist gut dotiert, für Bayer in Zeiten des Sparens wohl zu gut. Vergangenen Sommer hätte ihn der Klub gerne abgegeben, aber da fand sich angesichts besagt schwacher Leistungen kein Interessent. „Wenn er weiter so spielt, stellt sich eher die Frage, ob wir ihn halten können“, sagt Ilja Kaenzig. Zeigen wird sich das aber wohl erst nach der Europameisterschaft, „dem großen Schaufenster“, wie der Manager von Bayer das Turnier nennt. Vielleicht erspielt sich der 30-jährige Schneider dort noch einen letzten großen Vertrag.“

Richard Leipold (FAZ 24.4.) verweist auf Dimitar Berbatov: “Irgendwann in den vergangenen Monaten muß Berbatow beschlossen haben, als Fußballspieler ins seriöse Fach zu wechseln. In der Rückrunde hat der hochveranlagte Stürmer schwierige Zweikämpfe gewonnen – gegen sich selbst und gegen das Klischee des Angreifers, der die besten Chancen notorisch verstreichen läßt und dabei so über den Rasen trottet, als wäre es ihm gleichgültig. Berbatow schickt sich an, ein verläßlicher Vollstrecker zu werden, der auch dann zur Stelle ist, wenn die Sonne nicht scheint und Bayer Leverkusen dringend ein Tor braucht. (…) Mit den Jahren war die Zahl der Kritiker gestiegen, die in Berbatow einen allzu sorglosen jungen Mann sahen, der sein Talent verschludert wie die Chancen im gegnerischen Strafraum und Vorgesetzte wie Fans zur Verzweiflung treibt. Genau zu ergründen sind die Ursachen seiner Metamorphose nicht. Augenthaler, seit knapp einem Jahr Berbatows Trainer, muß es irgendwie fertiggebracht haben, den schüchternen Einzelgänger zu erreichen. Augenthaler habe viel mit ihm gesprochen, sagt Berbatow, der Trainer sei „sehr ehrlich“ zu ihm gewesen. Die klare Ansprache des Bayern scheint dem sensiblen Osteuropäer die Augen geöffnet zu haben. Seitdem entwickelt er auch dann Ehrgeiz, wenn es nicht um die Herzenssache Nationalmannschaft geht. Augenthaler hat Vertrauen aufgebaut – und Berbatow Selbstvertrauen. (…) Den Leverkusenern ist klar, daß ihr Klub für Berbatow – ähnlich wie für den absprungbereiten Brasilianer Lucio – nur eine Episode sein dürfte. „Dimitar müßte enttäuscht sein, wenn das hier seine letzte Station wäre“, sagt Bayer-Manager Ilja Kaenzig. Mit dreiundzwanzig Jahren habe der Hochbegabte „kapiert, was er mit seinem Talent alles erreichen kann: eine internationale Karriere, die weit über Leverkusen hinausgeht“. Wer das begreife, empfinde jeden Tag als verloren, an dem er nicht auf dieses Ziel hinarbeite. Der bulgarische Nationalspieler ist dazu übergegangen, den Tag zu nutzen. Die Mentalität, Dienst nach Vorschrift zu schieben, hat Augenthaler ihm offenbar abgewöhnt.“

Auch Malte Oberschelp (FR 24.4.) kann die Freiburger Auswärtsschwäche nicht erklären: „In seinem Buch „Meine Tage als Spitzenreiter“ hat der Fußball-Autor und Bochum-Fan Christoph Biermann eine „Top Five der trostlosesten Auswärtsfahrten“ zusammengestellt. Entscheidend für die Qualifikation war „der Faktor aus aufgewendeter Lebenszeit ohne emotionalen Gegenwert außer Frustration“, die Liste reichte von Schwarz-Weiß Essen gegen Westfalia Herne 1978 bis zum VfB Stuttgart gegen den VfL Bochum 1994. Fans des SC Freiburg kann das nicht weiter beeindrucken. Die laufende Spielzeit 2003/2004 hat genug trostlose Auftritte der Freiburger in der Fremde generiert, um eine solche Hitparade allein zu füllen. Vom 1:4 am ersten Spieltag in Leverkusen bis zum 0:4 vergangenen Samstag in Wolfsburg zieht sich die Reihe von SC-Auswärtsniederlagen, unterbrochen nur von einer Handvoll Unentschieden. Das Torverhältnis außerhalb des heimischen Dreisamstadions beträgt 10:34 Treffer – der schlechteste Wert der Liga. Keine Frage ist SC-Trainer Volker Finke deshalb häufiger gestellt worden als die nach der Auswärtsschwäche. Nun ist die Erörterung des Sachverhalts, warum Fußballmannschaften daheim öfter gewinnen, schon bei halbwegs normalen Auswärtswerten eher eine Angelegenheit höherer Philosophie als rationaler Sportwissenschaft. Es muss eine Sache des Kopfes sein: Schließlich sind die Tore überall gleich groß, beide Mannschaften beginnen stets mit elf Spielern, und die Regeln sind auswärts auch die gleichen.“

Michael Eder (FAZ 24.4.) stöhnt auf: „Glückliches Amerika. Kein Mensch regt sich hier darüber auf, daß einer wie Shaquille O‘Neal ein paar Dutzend Millionen im Jahr verdient und die Konsequenzen, die sich aus dem Reichtum ergeben, auch liebend gerne zeigt. Alle Achtung, sagen die Leute, der Junge hat’s zu was gebracht. Und dann schalten wir wieder um zu unserem Stammtischfernsehen auf DSF oder zur Sportschau, und dann sind wir wieder daheim. Und was lernen wir hier? Wir lernen, daß Sozialneid genausoviel Spaß machen kann wie das Betrachten von Ultraneureichen. Wenn beispielsweise der Herr Frings, der im Moment der begehrteste Kicker hierzulande ist, zum Training in Dortmund mit einem neuen Geländewagen erscheint, für den selbst O‘Neal eine halbe Wagenhalle reservieren muß, dann sorgt das nicht nur für Irritationen, sondern auch für böse Kommentare. Da muß sich der Herr Frings in der Presse doch tatsächlich als Mister Protz bezeichnen lassen, nur weil er mit einem panzerartigen Gefährt namens Hummer, den sonst neben O‘Neal nur amerikanische Institutionen wie die Marineinfanterie oder Gouverneur Arnold Schwarzenegger fortbewegen, zu den täglichen Übungsstunden kommt. Um die Förderung des Sozialneids, einer schönen deutschen Tugend also, hat sich Frings verdient gemacht. (…) Außerdem, das hat Toni Schumacher schon vor bald zwanzig Jahren erkannt, fördern Fußballprofis die Sportszene auch abseits ihrer Disziplin in beträchtlichem Maße. Schließlich ernährten sie Legionen von Tennis-, Golf- und Reitlehrern. Nur persönliche Fußballtrainer würden sie sich nicht halten, hatte Schumacher beobachtet. Aber irgendwo muß halt jeder sparen.“

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