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International

Oliver Fritsch | Montag, 3. Mai 2004 Kommentare deaktiviert für International

AC Milan gewinnt Scudetto – FC Valencia fast am Ziel, Real Madrid verliert erneut u.v.m.

Milans eindrücklichster Leistungsausweis ist die Bilanz der direkten Partien mit den andern Titelanwärtern

Peter Hartmann (NZZ 3.5.) gratuliert AC Milan, 1:0-Sieger gegen AS Roma, zum Titel: „Francesco Totti, Regisseur und Alphatier der Gruppe, wurde von Gennaro Gattuso mit hartnäckiger Manndeckung schikaniert und ausgeschaltet, und sein hochgelobter junger Angriffspartner Antonio Cassano fiel nur durch Lamentieren auf. Wie Ancelotti setzte der Roma- Trainer Fabio Capello bei dieser finalen Fussball-Schachpartie auf den gleichen taktischen Zug all‘italiana: Der Franzose Dacourt sollte im Mittelfeld den brasilianischen Wunderknaben Kakà auf Schritt und Tritt in die Mangel nehmen. Doch Kakà entwand sich mit schlafwandlerischen Dribblings der Umarmung: Mit dem ersten Sprint riss er die Roma-Deckung auf, und Schewtschenko flog genau in die Flankenbahn (später vergab er zwei hervorragende Konterchancen). Die Milan-Squadra erreicht jetzt einen Rekordstand von 79 Punkten, aber ihr eindrücklichster Leistungsausweis ist die Bilanz der direkten Partien mit den andern Titelanwärtern: Sie gewann gegen die AS Roma, Juventus, Lazio und Inter 22 von 24 möglichen Punkten. Umso erstaunlicher, dass ihr in La Coruña dieser Blackout passierte und sie sich schon nach dem Viertelfinal aus Europa verabschieden musste. Kakà und „Sheva“ bilden die Sturm-und-Drang-Abteilung des Teams, ergänzt vom Dänen Tomasson. Der monatelange Ausfall Filippo Inzaghis, der vergangene Woche am Knöchel operiert wurde, fiel erstaunlicherweise überhaupt nicht ins Gewicht. Ancelottis Trouvaille war die Verwendung des erst 24-jährigen Ballverteilers Pirlo, der nach seinen Wanderjahren durch Italien bei Inter schon als Gescheiterter galt. Auch der Holländer Seedorf wurde von Inter verschmäht und fand bei Milan seine Spielfreude wieder. Offen bleibt die Zukunft der Abwehr, denn Maldini mit 36, Costacurta mit 38 Jahren und auch der 33-jährige Cafù sind zwar nicht momentan, aber vielleicht schon morgen Sicherheitsgaranten auf Widerruf. Milan bemüht sich deshalb um den holländischen Lazio-Hünen Jaap Stam. Als Warnung dient den Mailändern der Fall der „alten Dame“ Juventus: letztes (und vorletztes) Jahr noch Meister mit der besten Verteidigung, jetzt mit unglaublichen Abwehrlecks auf Platz drei abgestürzt, und Trainer Lippi hat seine Demission eingereicht.“

44 schwarze Tage im weissen Haus

Noch eine Niederlage für Real Madrid: 0:2 in La Coruña. Georg Bucher (NZZ 3.5.) hält es für die Entscheidung in der Primera Division zugunsten des FC Valencia: „Dem bis zu Zidanes Platzverweis (41. Minute) deutlich überlegenen Titelhalter wurden viele Freiheiten gewährt und Torchancen eröffnet, doch das Glück lachte auf der eigenen Seite. Cambiasso, Ronaldo und Raul trafen die Umrandung des von Molina brillant gehüteten Tores, Tristan nach Gegenstoss und der linke Verteidiger Capdevila mit einem Freistoss Marke Roberto Carlos stellten den Spielverlauf auf den Kopf. Nimmt man das Wortspiel „Galaicos“ und „Galácticos“ auf, assoziiert einerseits ein plebejisches und anderseits ein patrizisches Flair, so lässt sich die Umwertung der Werte, ein Auseinanderdriften von wirtschaftlicher Potenz und sportlichem Erfolg, folgern. Punktuell zeichnete sich diese Entwicklung in der Primera Division schon früher ab als sonstwo und erschütterte heuer auch auf europäischem Topniveau die Hierarchien. Für Real ist nun auch das Ziel Meisterschaft in die Ferne gerückt. „Riazor verblüfft die Galaxie“ titelte „La Opinión“, mit der Schlagzeile „44 schwarze Tage im weissen Haus“ rekapituliert „El Mundo“ das reale Desaster auf breiter Front.“

Europas Fußball vom Wochenende: Ergebnisse, Torschützen, Tabellen, Zuschauer NZZ

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