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Lettischer Roboterfußball

Oliver Fritsch | Freitag, 11. Juni 2004 Kommentare deaktiviert für Lettischer Roboterfußball

11. Juni

taz-Interview mit Aleksandrs Starkovs, Lettlands Trainer – Roy Makaay, Torschütze vom Dienst und Hollands Ersatzspieler (FTD)

taz-Interview mit Aleksandrs Starkovs, Lettlands Trainer

taz: Wird der lettische Fußball nun respektiert?
AS: Zumindest werden wir jetzt sehr höflich und respektvoll begrüßt. Für die anderen lohnt es sich jetzt, uns zu besiegen. Und die Esten fragen sich: Warum haben die Letten das geschafft und wir nicht? (lacht)
taz: Das haben Sie geschafft mit dem als Roboterfußball verunglimpften Stil der russischen Fußballschule.
AS: Ich möchte die Einflüsse Russlands nicht beiseite schieben, aber auch nicht betonen. Am besten gefällt mir der italienische Fußball. Durch seine spielende Verbindung von Athletik, Technik und Disziplin kommt er meiner Vorstellung vom perfekten Spiel sehr nahe.
taz: Einige in Ihrem Kollektiv drohen nun zu Stars zu werden. Ein Gefahr für das System?
AS: Ich wüsste wenig über die Menschen, wenn ich diese Gefahr nicht sehen würde. In der Mannschaft merke ich allerdings davon nichts. Ich verwende viel Zeit darauf, mit welchen Emotionen in Spiel anzugehen ist. Einen Spieler, der in Portugal nur eine schöne Zeit haben will, denn nehme ich ihn nicht mit. Die Bereitschaft, alles zu geben für die Mannschaft und deren Erfolg, dieser Charakterzug ist wichtiger als Talent. Die Deutschen sind in diesem Punkt Vorbilder. Vielleicht ist ihr Spiel nicht so schön, aber die Resultate stimmen fast immer. Und bei einer Nationalmannschaft steht das Ergebnis über allem anderen. Es geht schließlich auch um das Prestige des Landes.
taz: Ein Nachteil ist, dass Sie nun ernst genommen werden.
AS: Wir können nicht erwarten, weiter unterschätzt zu werden. Vielleicht unterschätzen uns die gegnerischen Spieler. Vielleicht. Aber die Trainer bestimmt nicht. Ja, das ist ein Nachteil für uns. Aber viel wichtiger ist: Wir haben verstanden, dass wir nicht zu den Favoriten gehören. (schmunzelt)
taz: Das klingt nach gnadenlosem Catenaccio?
AS: Lettland spielt so, wie es für Lettland am besten ist. Wir haben uns entwickelt: In der Qualifikation Polen hinter uns gelassen, die Schweden besiegt und die Türken geschlagen. Unsere Spieler haben jetzt ein größeres Selbstvertrauen und die Mannschaft ist mental und physisch stärker geworden. Wir werden also in Portugal stärker sein als noch vor einem Jahr.
taz: Stark genug, um Deutschland, Holland und Tschechien zu schlagen?
AS: Wir können alle schlagen, selbstverständlich auch Deutschland. Sie dürfen nicht vergessen: Jedes Spiel beginnt bei 0:0.

Nicht nur Heinz-Wilhelm Bertram (FTD 11.6.) empfiehlt für Hollands Startelf: „Roy Makaay ist ein toller Stürmer. Seine Klasse ist leicht ablesbar an der Zahl der Tore, die er für seine Vereine schießt. In der Bundesliga kam er auf 23 Tore für den FC Bayern München. Bei der EM geht er vielleicht leer aus, denn Dick Advocaat stellt den Mittelstürmer nicht auf. Der Bondscoach der Niederlande will Makaay im Spiel gegen Deutschland nicht neben Ruud van Nistelrooy in der Startformation sehen. Advocaat begründet seine Haltung damit, dass für die Holländer ein forciertes Spiel über die Flügel erfolgversprechender sei. Der 56-jährige Nationaltrainer sagt: „Die Mannschaft ist besser, wenn sie Flügelstürmer einsetzt, die van Nistelrooy in der Sturmmitte mit Flanken versorgen.“ Seine Anwärter an der Außenlinie für den entscheidenden Zangengriff in Porto gegen Deutschland sind Marc Overmars vom FC Barcelona und sowie Andy van der Meyde von Inter Mailand. (…) Das „Allgemeen Dagblad“ ergreift deutlich Partei: „Makaay muss allein aus psychologischen Gründen von Anfang an aufs Spielfeld. Weil alle vor ihm Angst haben.“ Alle außer Dick Advocaat. Der stellt sich derart trotzig, dass er wegen der Kollegenkritik an seinem Spielsystem sogar aus der holländischen Trainervereinigung ausgetreten ist. So stur ist im holländischen Fußball nur einer: Roy Makaay mit seiner Treffsicherheit.“

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