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Internationaler Fußball

Es war ein unerreichbarer Traum

Oliver Fritsch | Mittwoch, 7. Juli 2004 Kommentare deaktiviert für Es war ein unerreichbarer Traum

Griechenland ist Europameister, George Caulkin (Times 6.7.) kann es nicht wirklich glauben: „Wie kann es sein, dass eine Nation, die vor dem Turnier auf Rang 34 der Weltrangliste stand, mit dem Pokal in der Hand davon tanzt? Wie kann es sein, dass Theodoros Zagorakis Luis Figo, Pavel Neved und Zinedine Zidane aussticht? Diese Logik ist nicht klar ersichtlich. ‚Wir kehren nun nach Athen zurück und könnten einfach so fliegen, ohne Flugzeug’, sagte Stelios Giannakopoulos, Mittelfeldspieler bei den Bolton Wanderers. ‚Unsere Füße sind auf jeden Fall weit weg vom Boden. Ich verusche mir gerade auszumahlen, wie dieser Erfolg mein und das Leben der anderen Spieler verändern wird.’ (…) Aber Griechenland war definitiv mehr als nur die Summe aus den einzelnen Individualstärken. (…) ‚Wir haben kein großes Spiel geboten und die Portugiesen nicht wirklich attackiert, aber trotzdem verdienen wir die Glückwünsche’, so Giannakopoulos. ‚Wir haben nie gedacht, dass wir das packen könnten. Es war ein unerreichbarer Traum. Wir wollten nur unseren Spaß haben, haben dann aber realisiert, dass mehr drin ist. Wir haben an uns geglaubt und gesehen, dass nichts unmöglich ist.’“

Griechenland hat den größten Schock in der Geschichte der Europameisterschaft vervollständigt

Auch der Daily Mirror (5.6.) fällt aus allen Wolken: „Griechenland hat den größten Schock in der Geschichte der Europameisterschaft vervollständigt. Ein Kopfball aus kurzer Distanz von Werder Bremens Stürmer Angelos Charisteas zerstörte Portugals Party – und das als eine Nation, die zuvor bei einem großen Turnier noch nie einen Sieg einfahren konnte. Nun verlassen sie das Spektakel als Titelträger. Es war ein atemberaubender Erfolg für die Griechen, die mit einer Außenseiter-Quote von 100-1 in dieses Turnier gegangen waren und dann gleich zu Beginn Luis Felipe Scolaris schon einmal schlugen. Aber ihre eiserne Disziplin bewies, dass es sich beim Auftaktsieg um keinen Glückstreffer handelte, und dass sie zu Recht Lissabon und Portugal in einem verwüsteten Zustand verlassen.“

Deutsch-griechischer Fußball macht keinen Spaß

Der ehemalige schottische Internationale Gordon Strachan (The Guardian 6.7.) über die griechisch-deutsche Art Fußball zu spielen: „Was die Griechen erreicht haben, ist absolut fantastisch, und man kann nicht behaupten, dass sie den Titel nicht verdient hätten. Aber ich bin überzeugt, dass ihre Gegner ihnen das Leben nicht so schwer gemacht haben, wie sie gekonnt hätten. Taktisch wie mental haben die Mannschaften Fehler gegen die Griechen gemacht (…) Ich wünschte, dass dieses Turnier wäre von großartigen Spielern in aufregenden Mannschaften gewonnen worden, aber so ist es leider nicht gekommen. Die Griechen waren besser in Form als alle anderen und sie haben ein fantastisches System gefunden, das sie nicht verlieren ließ und das gut genug war, die Stars der anderen Mannschaften zu stoppen. Sie hatten ein bisschen Glück. (…) Ich hoffe, dass der griechische Stil nicht nach England kommen wird, und ich glaube auch nicht, dass er dies tut. Diese Art von Fußball wurde vor 15 bis 20 Jahren in Deutschland gespielt, und sie macht keinen Spaß.“

Die Stars bezahlten einen hohen Preis, meint Henry Winter (Telegraph 6.7.): „Ein Teufelskreis verfolgte die europäischen Maestros in Portugal in den letzten drei Wochen. Die Gehaltsforderungen von gelobten Spielern zwingen die Vereine mehr Spiele anzusetzen, was größeren physischen und mentalen Druck auf die Führungsspieler ausübt, die erschöpft waren als es am meisten zählte. Zinedine Zidane verpuffte bei der Euro2004. David Beckham, Thierry Henry und Raul kamen nie in die Gänge. Luis Figo machte ein großartiges Spiel von sechs. Die Stars waren hinter den Wolken eines einnehmenden Kalenders versteckt.“

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