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Internationaler Fußball

Wahlen im ‚Weißen Haus‘ Spaniens

Oliver Fritsch | Samstag, 10. Juli 2004 Kommentare deaktiviert für Wahlen im ‚Weißen Haus‘ Spaniens

Wahlen im „weißen Haus“ Spaniens, dem Sitz des Präsidenten Real Madrids (NZZ) – Bericht von der antirassistischen Fußball-WM in Italien (FR)

Das weisse Haus

In Spanien steht eine wichtige Wahl an, die Wahl der Präsidentschaft Real Madrids – Georg Bucher (NZZ 10.7.) kommentiert: „Früher als üblich hat die heisse Phase des Wahlkampfs im königlich-weissen Klub Real Madrid begonnen. Da die Nationalmannschaft an der Euro 04 früh ausgeschieden war, musste das Rennen um die Präsidentschaft medialen Ersatz leisten. Werbespots der Kandidaten garnierten die detaillierte Berichterstattung von Radio Marca, andere Sportereignisse rückten an den Rand. Man konnte den Eindruck gewinnen, das „weisse Haus“ in der spanischen Kapitale sei so wichtig wie sein Pendant in Washington. Freilich hing der Wahltermin bis Donnerstag in der Schwebe. Nach dem Champions-League-Gewinn 2000 überraschend Florentino Perez unterlegen, der Figo als Trumpf präsentiert hatte, stellte Lorenzo Sanz diesmal das Prozedere in Frage und verlangte, die Briefwahl zu stornieren sowie den Urnengang vom nächsten Sonntag um zwei Wochen zu verschieben. Im ersten Fall erzielte sein Anwalt einen Teilerfolg. Neben den im Wahllokal abgegebenen Voten zählen nur die bis zum Zeitpunkt des Rechtsspruchs per Post eingegangenen. Perez sei bereits vor seiner offiziellen Kandidatur auf Stimmenfang gegangen, argumentierte das Gericht. Die Briefwahl völlig aufzuheben, würde aber bedeuten, dass ein grosser Teil der 65 000 stimmberechtigten Socios ihr Wahlrecht nicht ausüben könnten. Ausserdem wäre ein neuer Termin erforderlich. Laut „as“ ein salomonisches Urteil, das den Madridismo verwirrt. Auch weil Briefstimmen und vermeintliche Winkelzüge seines Kontrahenten die letzten Wahlen entschieden hatten, war Sanz vorgeprescht. Persönlicher Genugtuung zum Trotz darf sich der Herausforderer keine allzu grossen Hoffnungen machen, dass die Revanche gelingt. Einerseits sind die Medien mehrheitlich dem Amtsinhaber günstig gewogen, andererseits hat dieser negative Erinnerungen an die letzte Saison aus den Köpfen vieler Aficionados getilgt. Besonders der Umbau des Estádio Santiago Bernabeu zur „besten Arena der Welt“ nährt die Vision eines elitär abgehobenen und gleichzeitig die einfachen Mitglieder hofierenden Klubs. Handfeste Argumente gegen die Geschäftsführung finden so weniger Gehör.“

Jan Freitag ([ FR | http://www.fr-aktuell.de/ressorts/sport/sport/?cnt=468307
] 10.7.) berichtet von der einem alternativen Turnier: „Nein, vertrauenserweckend ist es nicht, was sich derzeit im Herzen Italiens abspielt. Nicht nach bürgerlichen Maßstäben. Grelle Punks und dunkle Autonome, ergraute 68er und bunte Esoteriker, regionale Ultrafans und internationale Migrantenteams – Montecchio quillt über vor Andersartigkeit. „Natürlich werden wir von einigen schief angeguckt, aber die meisten haben uns gern hier“, sagt Matthias Durchfeld über die Antirassistische Fußball-WM in Montecchio, ein Sportereignis der massenuntauglicheren Art. Und doch längst eine Massenveranstaltung. 1997, bei der ersten Mondiali Antirazzisti haben 80 Freizeitfußballer gegen Rassismus auf den Tribünen der Welt angekickt. „Jetzt müssen wir aufpassen, dass es nicht aus dem Ruder läuft“, sagt Mitorganisator Durchfeld halb stolz, halb besorgt. Der 40-jährige Deutsche schiebt seine Stutzen runter und blickt übers Gelände von Parmas Nachbarstädtchen: „Aber toll ist das alles schon.“ An die 5000 Menschen aus 17 Ländern bevölkern an diesem Wochenende den kommunalen Sportpark – größtenteils aus Italien und Deutschland. Der EM-Jubel von Portugal ist kaum verhallt, da spielt die alternative Basis ihr eigenes, unkommerzielles, fast anarchistisches Turnier.“

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