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Fußball-Sponsoring ist der erste Berührungspunkt, um die Produkte an den Mann zu bringen

Oliver Fritsch | Sonntag, 15. August 2004 Kommentare deaktiviert für Fußball-Sponsoring ist der erste Berührungspunkt, um die Produkte an den Mann zu bringen

Henning Peitsmeier & Rüdiger Köhn (FAZ/Wirtschaft 14.8.) über Sport-Sponsoring: „Auch der Elektronikriese LG, wie Samsung stark bei Flachbild-Fernsehern und Audioanlagen, nutzt die Chance, als Marke beim Verbraucher bekannt und das Billig-Image loszuwerden. Derzeit begnügt sich LG noch mit der Trikotwerbung im europäischen Profifußball. Doch auch beim Fußball spielen koreanische Konzerne in der Weltliga. „Fußball-Sponsoring ist der erste Berührungspunkt, um die Produkte an den Mann zu bringen“, sagt Werner Frey, Vizepräsident von Hyundai Europe und operativer Chef. Und fügt hinzu: „Es muß nicht immer nur Franz Beckenbauer sein.“ Der südkoreanische Automobilhersteller schaut mit Vorfreude auf das Jahr 2006. Als einer der Hauptsponsoren der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland sieht Frey eine ideale Möglichkeit, „den Sport Nummer eins mit einer Volumenmarke zu verbinden“. Für Hyundai ist das einer der wichtigsten Bausteine, der Marke einen höheren Bekanntheitsgrad zu verschaffen und das Profil zu schärfen, um vom Billig-Image – siehe Samsung und LG – wegzukommen. Das ist ihnen schon bei der Europameisterschaft in Portugal gelungen, wo Hyundai zu den großen Sponsoren gehörte. Für Frey hat allein die Bandenwerbung als ein Werbeelement Erfolg gezeigt. Die habe nach den Analysen einen um ein Drittel höheren Aufmerksamkeitswert im Vergleich zu anderen Werbern erzeugt. Seit der EM 2000 in Belgien und in den Niederlanden drehen die Koreaner das große Rad im Fußball. Sie haben sich damals auf internationale Sportereignisse konzentriert, nachdem sie sich von der Unterstützung des Mannschaftssports etwa mit dem Bundesligaklub Hamburger SV verabschiedet hatten. Groß herausgekommen sind sie bei der Fußball-WM in Korea und Japan im Jahr 2002 – ein Heimspiel. Mit den Großereignissen in Portugal und in zwei Jahren in Deutschland betreten sie die internationale, vor allem aber die europäische Bühne. Hyundai nimmt sich gezielt den Massensport vor. Bandenwerbung ist das eine, das Drumherum im Vorfeld, während und nach den Wettkämpfen das andere, noch wichtigere Werbeelement. Die Ausrüstung mit Fahrzeugflotten während solcher Großereignisse gehört ebenso zur Marketing-Maschine wie parallele Werbeaktionen in den einzelnen Ländern – etwa limitierte Sondermodelle. Die Bedeutung zeigt sich im Marketingetat. Allein für die EM in Portugal hat Hyundai einen beachtlichen, allerdings nicht bezifferten zweistelligen Millionenbetrag an die Ausrichter überwiesen. Ein Viertel des auf 100 bis 200 Millionen Euro geschätzten Budgets stecken die Koreaner in den Sport, vorrangig in den Fußball. Bei ihren Aktivitäten streben sie Kooperationen mit anderen Großsponsoren an, wie bei der EM in Portugal etwa mit McDonald’s geschehen. Diese Zusammenarbeit soll 2006 in Deutschland verstärkt werden, um so einen effizienten Einsatz der begrenzten Werbemittel zu erzielen.“

In der FAS (15.8.) liest man: „Audi macht Wagemutigen ein Angebot: „Nehmen Sie den Platz von Oliver Kahn ein“, heißt es auf der Homepage des Autoherstellers. Nein, nicht an der Seite von Simone Kahn. Auch nicht im Tor der Bayern. Aber immerhin hinterm Steuer von Kahns Wagen. Wie das? Audi ist seit zwei Jahren „Partner“ des FC Bayern München. Und genießt damit das partnerschaftliche Privileg, den Fußball-Millionären Dienstwagen stellen zu dürfen. Beckenbauer ist „kaiserlich unterwegs“ (O-Ton Audi) im A8 Zwölfzylinder, Ballack und Kahn reisen im „450-PS-Traumauto“ (O-Ton Kahn) RS 6 Avant. Allerdings kommen auch die schönsten Autos in die Jahre – der Kahn-Audi hat schon fast ein halbes Jahr auf den Felgen. Höchste Zeit für einen Neuwagen. Das alte Gefährt verkauft der Hersteller nun als Gebrauchten: für schlappe 80174,37 Euro. Ein Supergeschäft für alle Beteiligten. Titan und Kaiser freuen sich über die stets neuesten Autos, die Gebrauchtwagenkäufer über einen 20prozentigen Abschlag vom Neupreis (und die Aussicht, das Auto in vier Jahren teuer an einen verrückten Bayern-Fan zu verkaufen). Und Audi über eine unbezahlbare Publicity. „Hallo Partner – danke schön“, hieß das früher.“

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