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Ball und Buchstabe

Die Renaissance des Medizinballs

Oliver Fritsch | Montag, 16. August 2004 Kommentare deaktiviert für Die Renaissance des Medizinballs

Der Borussen-Park ist zwar schön, aber „wer 90 Minuten Fußball sehen will, sollte am besten einen Tag vorher anreisen“ (FTD) – die Renaissance des Medizinballs (SZ)

Wer 90 Minuten Fußball sehen will, sollte am besten schon einen Tag vorher anreisen

Bernd Müllender (FTD 16.8.) warnt vor einem Besuch in Gladbachs Borussen-Park: „Das neue Stadion, ein vergleichsweise preiswerter 87-Millionen-Bau für knapp 54 000 Menschen, ist ein rechtes Schmuckstück und hat wegen seiner spinnenartigen äußerlichen Optik längst seinen Spitznamen weg: „Tarantula vom Niederrhein“. Es soll mit neuen Einnahmemöglichkeiten eine Art steinerne Garantie sein auf dem Weg „in neue Dimensionen“, wie Vereinspräsident Rolf Königs sagt. Kein Abstiegskampf mehr, keine finanziellen Engpässe – und in ein paar Jahren wieder im Europapokal spielen. Das Stadion bietet einige Überraschungen: Schon dass es Nordpark heißt, obwohl es weit draußen im Gladbacher Westen liegt, umgeben von Bauernhöfen mit Kuhweiden und Strohballen in Dörflein, die Gerkerath heißen und Kothausen. Eng, steil und laut wie die Schalke-Arena ist das Innere der Spinne, dafür sind die Durchsagen ein halliger Akustikbrei, schlicht unverständlich. Und der Rasen, ausgerechnet das Wichtigste, ist so stumpf und holprig, dass Trainer Holger Fach nachher kopfschüttelnd die Augen verdrehte und mit den Armen Wellenbewegungen machte – derart eben sei das Geläuf. „Und wie der Ball da hoppelt…“ Am schlimmsten aber ist die desaströse Verkehrsanbindung. Vor diesem Spiel steckten viele Zuschauer in stundenlangen An- und Abreisestaus. Zwei Treffer waren in der Anfangsviertelstunde schon gefallen, da kamen immer noch Hunderte Zuschauer außer Atem auf die Tribünen geeilt. Alle moserten, die einzige Autobahn verstaut, die Innenstadt dicht, die Polizei unfähig, Verkehrsinfarkt, Parkplatzsuche. „Wer das geplant hat, gehört geköpft“, schimpfte einer. (…) Als nächster Gegner kommt Meister Bremen. Nur: Wer für sein Geld volle 90 Minuten Fußball sehen will, sollte am besten schon einen Tag vorher anreisen.“

Hartz IV ist angekommen bei den Fußball-Profis

Klaus Hoeltzenbein (SZ 16.8.) schaut in den Ballschrank: „Einige hatten ihn noch im Regal, andere müssen ihn sich nun über den Fachhandel besorgen. Dabei könnte es zu Lieferengpässen kommen, denn der Medizinball feiert ein Comeback, ein viel beächztes. Früher war er ein einfacher mit Tierhaaren gefüllter Vollball aus abgewetztem Leder oder dickwandigem Gummi, auch heute noch wird er nur mit Gütesiegel präsentiert: „Robuste Qualität!“ Allerdings kommt diese aus dem Chemielabor, das neue, griffstabile Oberflächenmaterial heißt nun Ruton. (…) Ein leichteres Modell könnte vielleicht Christian heißen, nach Christian Ziege, der am Samstag zu sehen war, wie er sich mit einem dicken Kühlverband am Oberschenkel für Borussia Mönchengladbach bis zum Abpfiff schleppte. Später sagte er: „In der heutigen Zeit müssen ja alle Leute in allen Schichten kämpfen, da muss man auch mal auf die Zähne beißen.“ Wie die Spieler des 1. FC Köln. Freitagabend hatten diese wacker in Burghausen verloren, Samstagmorgen um neun bereits bat Trainer Huub Stevens zur strafenden Gymnastik. Mittenmang dabei: der Medizinball. Bei 1860 München, einem zweiten Erstliga-Absteiger, der bald wieder hoch will, förderte der Schock des 1:3 in Aue noch raschere Reaktionen, Trainer Rudi Bommer ordnete in der Nacht der Rückkehr für zwei Uhr quälende Steigerungsläufe an. Dies sind Reflexe, die arg demonstrativ wirken, die aber eines zu zeigen scheinen: Hartz IV ist angekommen bei den Fußball-Profis.“

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