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Internationaler Fußball

Unfähigkeit zur Selbstkritik

Oliver Fritsch | Samstag, 4. September 2004 Kommentare deaktiviert für Unfähigkeit zur Selbstkritik

Gelingt Italien mit Marcello Lippi mehr auf und neben dem Platz als mit Giovanni Trapattoni, Peter Hartmann (NZZ 4.9.)? „Den ketzerischen Satz sprach einer aus, der von seinem Posten aus den Überblick hat: „Ich glaube, wir werden überschätzt“, urteilte Torhüter Gigi Buffon nach der blamablen 0:2-Niederlage der Squadra Azzurra gegen Island Mitte August. Es war ein Fehlstart für den neuen Commissario Tecnico Marcello Lippi. Und erst ein Testspiel. Aber Buffon hatte ein allegorisches Bild vor Augen: Die Erfolglosigkeit der Nationalmannschaft in den letzten vier Jahren unter Giovanni Trapattoni, der für die Gewissheiten des Fussballs „all‘italiana“ stand, für die Taktik des Abwartens, Fallenstellens und Konterns, und damit an der WM 2002 und der EM 2004 Schiffbruch erlitt. Buffon meinte auch die überhebliche Nabelschau des Calcio mit seiner längst nicht mehr „schönsten Meisterschaft der Welt“. Die Unfähigkeit zur Selbstkritik, die in den meisten Medien nur als melodramatische Selbstbemitleidung stattfindet: Italien als Opfer von Komplotten, von Schiedsrichtern, von Sepp Blatter und andern finstern Mächten. Marcello Lippi ist ein nüchterner und – selbst mit 56 Jahren – der nach Ansicht der Hofberichterstatter schönste Mann des Italo-Fussballs, eine Art verspäteter Doppelgänger des silberhaarigen US-Schauspielers Paul Newman. Er hält, allerdings pragmatischer, die gleichen System-Tugenden hoch wie Trapattoni und war in seiner Jugend ebenfalls Defensivspieler, ein umsichtiger, etwas langsamer Libero.“

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