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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

DFB-Pokal

VfL Osnabrück-Bayern München 2:3

Oliver Fritsch | Donnerstag, 23. September 2004 Kommentare deaktiviert für VfL Osnabrück-Bayern München 2:3

DFB-Pokal, 2. Runde: wie zufrieden darf Bayern München mit dem 3:2 beim VfL Osnabrück sein? – Peter Neururer, was machen Sie bloß? (taz) – Schmerzen in Nürnberg

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Wie bitte? Marcus Bark (FTD 23.9.) fragt nach: “Wer die Münchner in diesen Tagen nach ihren höchstens durchwachsenen Spielen reden hört, könnte meinen, der Klub sei auf dem besten Wege, mit einem Rekordvorsprung Deutscher Meister zu werden. Doch in Wirklichkeit ist es eher der Dusel, der ihn vor dem Untergang bewahrt. Pizarro und Makaay brachten die Bayern in die nächste Runde nach einem „sagenhaften Spiel“, wie Uli Hoeneß fand. Er war richtig stolz auf die Mannschaft.“

Zufriedenheit bei den Bayern – Benedikt Voigt (Tsp 23.9.) mit dem Versuch einer Deutung: „Es gehört zu den Gepflogenheiten beim FC Bayern München, dass die Verantwortlichen gerne antizyklisch reden. Gewinnen die Bayern in der Bundesliga mit 4:0, hört man Franz Beckenbauer oder Uli Hoeneß das schlechte Abwehrverhalten rügen oder die Stürmer, die mehr Tore schießen müssten. Längst haben die Fußballfreunde verstanden, dass diese Kritik das eigentliche Lob darstellt. Wie aber steht es um den Klub, wenn Manager Uli Hoeneß nach dem Pokalspiel beim Drittligisten Osnabrück sagt: „Ich war mit der Mannschaft sehr zufrieden, da gibt es nichts zu kritisieren.“ Es sieht wirklich nicht gut aus.“

Wir werden Mannschaften fressen können

Dahingegen findet Ralf Wiegand (SZ 23.9.) den Münchner Optimismus angebracht: „Zwar taumelten sie einer demoralisierenden Niederlage entgegen, erzielten aber den gegenteiligen Effekt. Durch das Last-Second-Tor von Roy Makaay, der sich im Bewusstsein dieser letzten Chance mit der Eiseskälte einer Gletschermuräne durch den Osnabrücker Strafraum fräste, wuchs bei den Bayern wieder ein Stück der Gewissheit, dass nicht alle Schinderei unter dem neuen Trainer vergebens war. Irgendwann, hatte Torsten Frings neulich angedeutet, würden sich die Bergläufe und Medizinbälle aus der Vorbereitung auszahlen: „Dann werden wir Mannschaften fressen können“, sagte er. Es scheint bereits so weit zu sein. Tatsächlich fielen die Bayern nach dem 1:2-Rückstand wie ein Schwarm Heuschrecken über die bedauernswerten Osnabrücker her, denen im gleichen Maße die Kräfte schwanden, wie der Gegner die Drehzahl mühelos in den roten Bereich trieb. „Wir haben gezeigt, dass wir durchaus Tempofußball spielen können“, stellte Magath im Stile eines TÜV-Prüfers fest, der ein defektes Auto zur Nachuntersuchung auf die Hebebühne fährt. Kraft, Tempo und Moral: keine Beanstandungen mehr. Für das Binnenklima ist es von Bedeutung, psychologische Begründungen für die Annahme zu finden, dass nicht nur Magath seine Karriere bei den Bayern abrundet, sondern auch die Mannschaft etwas davon haben könnte.“

1. FC Nürnberg-LR Ahlen 2:3 n.V.

Hier lernt man immer wieder Demut

Das tut Nürnberg weg – Gerd Schneider (FAZ 23.9.): „Der Mittwoch ist ein besonderer Tag für Wolfgang Wolf. Jeden Mittwoch macht sich Wolf nach dem Vormittagstraining gemeinsam mit Sportdirektor Martin Bader auf den Weg in den Nürnberger Norden, zur Firmenzentrale des Teppichunternehmens aro. Dort erwartet Michael A. Roth, der Chef der Firma und des 1. FC Nürnberg, seine beiden Führungskräfte zum Arbeitsessen. Man kann sich vorstellen, daß die drei Herren schon in entrückterer Stimmung getafelt haben als gestern, keine 15 Stunden nach dem desaströsen Auftritt. Das, was der „Club“ seinen ohnehin leidensfähigen Anhängern vorsetzte, war eine schwer verträgliche Kost. Ob der mächtige Vereinspräsident tags darauf genießbar war, ist nicht überliefert. Am Dienstag abend ließ er sich nach dem unerwarteten Knockout jedenfalls nirgendwo blicken, er soll sich schnurstracks auf den Heimweg gemacht haben. Das ließ tief blicken, zumal der Mann mit dem leuchtend weißen Haarschopf und der Attitüde des Patriarchen es gewöhnlich genießt, von Journalisten umringt zu sein. Entweder Roth war so erschüttert von der Vorstellung seiner Mannschaft, daß es ihm die Sprache verschlug. Oder, was wahrscheinlicher ist, er machte sich aus Selbstschutz von dannen. Es wäre ja nicht das erste Mal, daß er mit unbedachten Äußerungen („ich habe einen Waffenschein und würde einigen Spielern am liebsten das Hirn durchpusten“) Schaden anrichtete, der sich kaum reparieren läßt. Dafür sprach ein anderer, und er tat es nicht minder deutlich. „Ich bin maßlos enttäuscht. Wir haben unsere treuesten Fans vergrault, das ist brutal“, sagte Sportdirektor Martin Bader und kam zu der Erkenntnis: „Hier lernt man immer wieder Demut.““

SC Freiburg-VfL Bochum 3:2 n.V.

Wie ein Schachcomputer ohne Offensiv-Chip

Was macht Peter Neuruer bloß? Malte Oberschelp (taz 23.9.) zuckt mit den Brauen: „In der 86. und 89. nahm er die beiden Torschützen vom Platz und ersetzte Stürmer wie offensiven Mittelfeldspieler durch zwei nominelle Verteidiger, um das Ergebnis über die Zeit zu bringen. Dummerweise erzielte der eingewechselte Régis Dorn in der 90. Minute das 2:2. „Bringen wir das Ding nach Hause, reden alle vom Trainerfuchs“, rechtfertigte sich Neururer. „Ich würde es wieder so machen – man kann doch nur nach den Erkenntnissen aus dem Spiel heraus wechseln.“ Dennoch hatte er, wenn auch in bester Absicht, die Wende der Partie eingeleitet. In der Verlängerung spielte Bochum wie ein Schachcomputer ohne Offensiv-Chip und kassierte 4 Minuten vor dem Ende das 2:3. Selbst im Elfmeterschießen, das Freiburg bekanntlich so gut beherrscht wie die holländische Nationalelf, hätte der SC beste Chancen gehabt: Die Spezialisten dafür hatte Neururer gleich mit vom Platz geholt.“

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