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Keiner spielt fantasiereicher als er, keiner öffnet Räume aus engerem Winkel

Oliver Fritsch | Freitag, 8. Oktober 2004 Kommentare deaktiviert für Keiner spielt fantasiereicher als er, keiner öffnet Räume aus engerem Winkel

Antonio Cassano, genial und verzogen – Oliver Meiler (BLZ 8.10.): „Auswechslungen erlebt er wie eine Schmach. Selbst wenn ihm das Publikum beim Abtreten mit stehenden Ovationen Tribut zollt: seinen feinen Hebern, seinen spitzbübischen Finten, seinem butterweichen Hackenzucken, seinen selbstverliebten Soli, seinen präzisen Zuspielen, seinen ansatzlosen Sturmläufen. Keiner spielt fantasiereicher als er, zumindest in Italien, keiner öffnet Räume aus engerem Winkel. Er führt Regie, als Stürmer. Am ehesten gleicht er in dieser Rolle seinem Sturmkollegen Francesco Totti. Aber auch mit dem legt er sich zuweilen an. Dann ruft Totti in allen Bars und Restaurants Roms an, die beide frequentieren, und fordert, den undankbaren Schnösel von der VIP-Liste zu streichen. In einem ärmlichen Viertel im süditalienischen Bari, seiner Geburtsstadt, wurde er groß. Seine Mutter erzog ihn allein. Der Vater hatte die Familie verlassen, als Antonio erst zwei Jahre war. Er war siebzehn, als er für den AS Bari mit einem unwiderstehlichen Solo ganz Italien schwärmen ließ: In seinem zweiten Spiel der Serie A ließ er Laurent Blanc und Christian Panucci mit einem Hackentrick ins Leere laufen, stoppte den Ball und traf ins Tor. Fortan jagten ihn Juventus Turin, AS Rom und Manchester United. Rom machte das Rennen. Cassano hatte den sozialen Aufstieg geschafft. Schon bald aber drang Cassanos dunkle Seite durch. Einmal blieb er dem Training fern, erbost über sein Ersatzbankdasein, und schaltete sein Handy aus – ein Sakrileg.“

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