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Interview

Wir sind nicht an Macht interessiert, wir sind an gutem, erfolgreichem Fußball interessiert

Oliver Fritsch | Montag, 18. Oktober 2004 Kommentare deaktiviert für Wir sind nicht an Macht interessiert, wir sind an gutem, erfolgreichem Fußball interessiert

Karl-Heinz Rummenigge im Interview mit Torsten Rumpf (WamS 17.10.)
WamS: Schwindet der Einfluß des FC Bayern beim DFB?
KHR: Ich sehe das amüsant. Wir sind nicht an Macht interessiert, wir sind an gutem, erfolgreichem Fußball interessiert. Man sollte das nicht miteinander verquicken.
WamS: Ihr Vorstandskollege Uli Hoeneß verdächtigte Jürgen Klinsmann der Vetternwirtschaft, weil der Andreas Köpke zu Maiers Nachfolger machen will.
KHR: Es ist keine Vetternwirtschaft. Der Andreas Köpke hat sich einige Male nicht glücklich über Oliver Kahn geäußert. Aber das sehe ich nicht als riesengroßes Problem an. Köpke wird sich, nachdem man sich von Sepp Maier getrennt hat, zurückhalten.
WamS: Können Sie die Trennung von Maier nachvollziehen?
KHR: Wir im Verein haben den Sepp Maier gewarnt. Wir haben im August, als es zum ersten Mal gekracht hat, zu ihm gesagt: Wir raten Dir dringend ab, weiter Interviews zu den Themen Torwart oder Klinsmanns Arbeitsweise zu geben. Leider hat er diese Warnung von uns nicht befolgt, sonst wäre er heute wahrscheinlich noch Bundestorwarttrainer.
WamS: Ist Maiers Demission kein Nachteil für Kahn?
KHR: Ich sehe es nicht als Problem an. Oliver Kahn hat seit 1999 bewiesen, wer die Nummer eins in Deutschland ist. Ich gehe davon aus, daß er sich auch diesmal durchsetzen wird. Er hat die Klasse, den Ehrgeiz. Da kann der Herr Lehmann sich noch so auf den Kopf stellen. Wir brauchen hier gar keine Werbung zu machen. Ich nehme das alles belustigt zur Kenntnis, wenn der Arsene Wenger sich für den Jens in die Bresche haut. Das läuft für mich unter „fishing for compliments“ [of: Da hat er mal wieder ein Fremdwort verwechselt.].

Theo Zwanziger im Interview mit Jan Christian Müller & Frank Hellmann (FR 18.10.)
FR: Nach der EM gehörten Sie zu denen, die versuchten, Mayer-Vorfelder zu stürzen. Der Präsident hockte nach dem Aus der Nationalmannschaft, die Landesfürsten trafen sich in Barsinghausen und planten den Sturz des Königs.
TZ: Bei uns gibt es keinen König. Wir sind ein demokratisch gewähltes Team, das auf der Basis des gegenseitigen Respekts arbeitet. Aber es gab Probleme mit dem Führungsstil des Präsidenten. Und ich habe bei der EM ja das Umfeld gesehen…
FR:…Sie waren gemeinsam mit den Chefs der Landesverbände im Hotel rund 300 Meter von der Mannschaft und dem Präsidenten untergebracht.
TZ:… ich habe das ganze Erscheinungsbild aus allernächster Nähe miterlebt. Ich habe auch ein Interview von ihm nicht so ganz verstanden, als er sagte, dass er eventuell für 2007 noch kandidieren wird. Parallel lief die Erkenntnis der Präsidenten der Landesverbände, die sich wünschten, stärker mitgenommen zu werden. Auch als Personen. Personen und Sache können Sie im Ehrenamt nicht trennen.
FR: Die haben dann bei Ihnen angerufen und gefragt: „Theo, stehst du bereit?“
TZ: So ähnlich war es.
FR: War das nicht ziemlich fies? „MV“ hockt im Süden Europas und verhandelt mit Ottmar Hitzfeld, und in Barsinghausen wird heimlich an seinem Stuhl gesägt, was das Zeug hält.
TZ: Nun, es war ja der dringende Wunsch, dass „MV“ mal herkommt und wir das Thema Bundestrainer in einer Präsidiumssitzung besprechen. Das hielt er nicht für nötig. Natürlich hat der Präsident das Recht und die Pflicht, solche Gespräche zu führen. Aber er muss wissen, dass er auf den Schultern eines sehr stark ehrenamtlich geprägten Verbandes mit 27 000 Vereinen steht. Das sind alles ehrenwerte Leute. Diese Leute wollen informiert sein, wollen nicht aus der Zeitung erfahren, wie der Stand der Dinge in der allerwichtigsten Entscheidung, die der DFB zu treffen hat, tatsächlich ist.
FR: Aber die Landesverbandschefs waren in Portugal doch alle dabei.
TZ: Die sind aber just in aller Früh um 6 Uhr an jenem Morgen, als Rudi Völler seinen Rücktritt um 9 Uhr der Öffentlichkeit bekannt gab, zum Flughafen nach Faro gefahren worden. Ich bin gegen 3 Uhr nachts vom Generalsekretär Horst R. Schmidt geweckt worden, der mir sagte, Rudi Völler sei zurückgetreten. Ich bin deshalb um 6 Uhr an den Bus, um die Kollegen zu informieren, damit sie nicht am Frankfurter Flughafen von Journalisten erfahren, dass Völler zurückgetreten ist. Das sind ja keine Dummerchen. Das muss man mit in Rechnung stellen, wenn man Führungsverantwortung inne hat.
FR: Also hätte „MV“ am Bus stehen müssen?
TZ: Das nicht unbedingt. Aber er hätte sich bereit erklären sollen, eine Präsidiumssitzung durchzuführen. Hat er nicht. Das war der Auslöser für vieles.
FR: Jetzt wollen Sie eine Doppelspitze installieren. Wir haben da unsere Bedenken. Sie und „MV“ sind völlig unterschiedliche Menschen.
TZ: Ich gebe Ihnen Recht. Es gibt mehr Beispiele, bei denen es nicht funktioniert. Aber es gibt drei Punkte, weshalb es bei uns funktionieren kann: Wir haben das Amt sauber funktionsbezogen aufgeteilt. Es geht sowieso nur während einer begrenzten Zeit, in der eine besondere Aufgabe zu erledigen ist, bei uns die WM 2006. Und auch dann geht es nur, wenn zwischen den handelnden Personen ein gewisses Grundvertrauen vorhanden ist. Das ist bei uns der Fall.

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