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Fehlende Kritikfähigkeit und miserable Außendarstellung

Oliver Fritsch | Dienstag, 2. November 2004 Kommentare deaktiviert für Fehlende Kritikfähigkeit und miserable Außendarstellung

Berti Vogts tritt zurück, „fehlende Kritikfähigkeit und miserable Außendarstellung“ (FR) – Debatte in England über den Umgang mit Dopingsündern – auch Roberto Mancini hat bei Inter Mailand (noch) kein Glück (NZZ)

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Fehlende Kritikfähigkeit und miserable Außendarstellung

Wolfgang Hettfleisch (FR 2.11.) kommentiert den Rücktritt Berti Vogts’: „Wie schon als Bundestrainer und später in Leverkusen hat Vogts seine Position durch fehlende Kritikfähigkeit und miserable Außendarstellung selbst kräftig untergraben. Aber das sind nicht die Hauptgründe für sein neuerliches Scheitern. Die Qualifikation für die WM 2006 ist für die Schotten in fast unerreichbare Ferne gerückt. Vogts hat auf die Jungen gesetzt und den Neuanfang propagiert. Doch auch ihm selbst war wohl klar, dass die Geduld von Verband, Fans und Medien bestenfalls bis zur WM-Qualifikation reichen würde. (…) Die Gegenwart des schottischen Fußballs ist so wie das bevorzugte Wetter auf den Hebriden: grau. Und der Unterbau, die zweitklassige Liga, in der Celtic und die Rangers den Titel auch in Hin- und Rückspiel auskegeln könnten, lässt nicht auf rasche Besserung hoffen. Vogts hat das früh begriffen und manchmal sogar gesagt. Er ist in Schottland als Mensch wie als Trainer gescheitert. Kein Grund, den Mann, der eine ordentliche Abfindung kassiert, zu bedauern. Wer Mitgefühl verdient, sind die schottischen Fans: Tartan Army, wir werden dich vermissen 2006!“

Null Toleranz oder Hilfsangebote

Über die Kündigung des Dopingsünders Adrian Mutu beim FC Chelsea schreibt Martin Pütter (NZZ 2.11.): „Was bei der Doping- oder präziser Drogenaffäre (Mutu soll Kokain genommen haben) besonders auffällt, ist die harte Linie des Vereins. „Im Vertrag steht deutlich, dass jede Einnahme von Drogen ein grobes Missverhalten ist und zur Entlassung führt. In der Hinsicht kennen wir keine Toleranz“, hatte Chelseas CEO Peter Kenyon die Tatsache, dass Mutu gekündigt wurde, begründet. Es ist nicht das erste Mal, dass die Londoner so hart vorgingen. Im Januar letzten Jahres entliessen sie den Torhüter Mark Bosnich, nachdem auch der Australier positiv auf Kokain getestet worden war. Im Nachhinein wünschten sich sowohl Bosnich als auch Mutu wohl, dass sie anstatt dem Ruf Chelseas jenem von Arsenal gefolgt wären. Im Klub der „Gunners“ herrscht eine Haltung zu Drogen und anderen Suchtproblemen, die verglichen mit Chelsea nicht unterschiedlicher sein könnte. (…) In England ist nun eine Diskussion darüber entstanden, welche Haltung zu Suchtproblemen und Doping von Spielern besser ist: null Toleranz wie im Chelsea FC oder Hilfsangebote wie bei Arsenal.“

Tritte bekommen nur die, die bereits gefallen sind

Auch Roberto Mancini habe (noch) kein Glück bei Inter, bemerkt Peter Hartmann (NZZ 2.11.): „Mancini erlebte eine der grössten Überraschungen seiner Karriere: In der populärsten Fussballsendung des Staatssenders RAI 1 verpasste ihm der Kommentator Giorgio Tosatti eine Zurechtweisung mit der verbalen Peitsche, eine Lektion, die dem Trainer fast vier Minuten lang ziemlich alle Fehler und Irrtümer der laufenden Saison ankreidete – für Italien ein unerhörter Tabubruch, denn in diesem Milieu ist die einschmeichelnde Unterwürfigkeit der Medien gegenüber Stars und Trainern eine Arbeitsvoraussetzung. Tritte bekommen nur die, die bereits gefallen sind. Und immer und immer wieder die Schiedsrichter. Weil Mancini in jeder Lebenslage elegant auftritt und auch im Inter-Blazer aussieht wie ein Darsteller aus der Fernsehserie „Beautiful“, kleben an ihm Etiketten wie „Cashmere-Trainer“. Doch jetzt ist er daran, sich einen neuen Namen aufzubauen: Die Gazzetta dello Sport nennt ihn spöttisch „Mister X“, nach dem siebenten Unentschieden in bisher neun Meisterschaftsrunden, das ihm ausgerechnet gegen Lazio unterlief, seinen letzten Arbeitgeber, den er im Sommer fluchtartig trotz einem laufenden Vertrag verlassen hatte. Mancini sollte als Wunschbesetzung des Erdöl-Industriellen und Inter-Mehrheitsbesitzers Massimo Moratti, der in der Zeit seiner Regentschaft seit 1995 ein Dutzend Trainer entliess, fast jede Saison die Belegschaft auswechselte und für sein Hobby weit mehr als eine halbe Milliarde Euro in den Sand gesetzt hat, endlich die Wende herbeizaubern. Doch die Strahlkraft des jüngsten Serie-A-Trainers scheint am Fluch von Inter zu scheitern, diesem Gemisch aus zu hohen Erwartungen, Selbstüberschätzung und chronischer Ungeduld.“

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