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Unentschieden-Unkultur

Oliver Fritsch | Dienstag, 9. November 2004 Kommentare deaktiviert für Unentschieden-Unkultur

„Unentschieden-Unkultur“ (NZZ) in der Serie A, doch ausgerechnet Juventus verliert – Jacques Santinis Rücktritt in Tottenham

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Unentschieden-Unkultur

Peter Hartmann (NZZ 9.11.) fasst die Situation an der Spitze der Serie A zusammen: „Die Turiner, die in Europa so zynisch und cool auftraten mit vier 1:0-Minimalismus-Siegen und die Serie A schon früh mit ihrem Alleingang zu langweilen begannen, mussten an der Stiefelspitze in Reggio di Calabria einer neuen Realität und, vor allem, dem unerschrockenen Signor Paparesta ins Auge schauen. Der 35-jährige Karriere- Schiedsrichter setzte das ungeschriebene Vorurteil, im Zweifelsfall habe der Unparteiische immer für Juventus zu entscheiden, ausser Kraft und vertraute geradezu heroisch seinem Auge: Er übersah ein klares Handspiel des Reggina-Verteidigers Ballestri, als das Spiel schon 2:1 stand. Ein Tor des Juve-Stürmers Ibrahimovic wertete er wegen eines imaginären Fouls für ungültig, ebenso den vermeintlichen Ausgleichstreffer des Franzosen Kapo in der vierten Minute der Nachspielzeit. „Hätte Paparesta in der gleichen Weise Juventus bevorteilt, hätte sich das Parlament in Rom mit dem Skandal befasst“, mokierte sich der Corriere della Sera. Doch der Ausrutscher der „Alten Dame“ blieb fast folgenlos. Denn Milan, der nach Lage der Dinge einzige Rivale, stolperte auf dem miserablen Rasen von San Siro an der bereits totgesagten AS Roma und kam nicht über ein 1:1 hinaus. Wie die ganze zehnte Runde einem Rückfall in die Unentschieden-Unkultur gleichkam: Sieben von zehn Spielen endeten remis.“

Martin Pütter (NZZ 9.11.) kommentiert den Rücktritt Jacques Santinis in Tottenham: „Dabei hatte alles so vielversprechend begonnen. Eine fast neunmonatige Suche der Londoner nach einem Nachfolger für den vor einem Jahr entlassenen Glenn Hoddle endete Anfang Juni mit der Verpflichtung Santinis, der zu jenem Zeitpunkt noch französischer Nationaltrainer war. Damit waren die Fans beruhigt, die einen grossen Namen verlangt hatten, nachdem monatelang alle möglichen und unmöglichen Probables ins Gespräch gebracht worden waren. Dann blieben die „Spurs“ in den ersten sechs Spielen der Premier League ohne Niederlage und im ersten Tabellenviertel placiert. Die Hoffnungen auf bessere Zeiten schwanden zuletzt jedoch relativ schnell. Die 2:3-Heimniederlage gegen Charlton Athletic inbegriffen, verloren die Londoner in sechs Meisterschaftsspielen fünfmal. In erster Linie dafür verantwortlich waren offensive Schwächen in einer zu defensiv ausgerichteten Taktik. Den Aussenverteidigern schien es in allen bisherigen Spielen verboten zu sein, die Mittellinie zu überqueren, beklagten Fans und Medien, die den Namen Tottenham Hotspur immer noch mit begeisterndem Angriffsfussball wie zu den grossen Zeiten vor über vierzig Jahren verbinden. (…) Santini beging auch noch einen gewaltigen Fehler: Vor zwei Wochen verstarb der ehemalige Manager Bill Nicholson, unter dem die „Spurs“ als erster englischer Klub 1961 das Double gewonnen hatten. Dass der Franzose gleichentags im Anschluss an das Spiel gegen die Bolton Wanderers nicht zur Pressekonferenz erschien, betrachteten Fans, Klubs und Vorstand als Affront.“

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