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Die Champions League tötet den Fußball

Oliver Fritsch | Dienstag, 23. November 2004 Kommentare deaktiviert für Die Champions League tötet den Fußball

Markus Lotter (WamS 21.11.) klagt über Nivellierung in Europas Ligen: „Fünfzehn von zwanzig Clubs der Premier League beklagen in der laufenden Saison einen Rückgang der Besucherzahlen. Die Anhänger sind nicht mehr bereit, horrende Eintrittspreise für einen Wettbewerb zu zahlen, der in den vergangenen Jahren seine Ausgeglichenheit und damit seine Spannung und Attraktivität verloren hat. Der Ausgang vieler Spiele ist vorhersehbar, das Spielstärkeniveau der Teams zu stark divergierend. Verantwortlich für diese Entwicklung ist die europäische Königsklasse. Darüber sind sich die Experten im Mutterland des Fußballs einig. So titelte die Sonntagszeitung The Observer: „Die Champions League tötet den Fußball.“ Entweder man spielt kontinuierlich im Konzert der Großen mit, oder man muß sich damit abfinden, daß man trotz seiner Erstklassigkeit nur ein Verein zweiter Klasse ist und keine Chancen auf den nationalen Titel hat. Ein Blick auf die Meistermannschaften der Premier League, die wie die Champions League 1992 gegründet wurde, spricht Bände. Der Titel ging acht Mal an Manchester United und drei Mal an Arsenal London, das zudem in den vergangenen 18 Monaten eine unglaubliche Serie von 49 Spielen ohne Niederlage hinlegte. Und von wem wurde sie beendet? Na klar, von Manchester United. Seit zwei Jahren rüttelt nun der FC Chelsea an der Vormachtstellung dieser potenten Vereine. Was der Club aus dem Süden Londons letztlich nur den Millionen des großzügigen russischen Mäzens Roman Abramowitsch zu verdanken hat. Sympathien weckt dieser Umstand beim neutralen Fußball-Fan kaum. (…) Auch in vielen anderen europäischen Ligen hat sich in den vergangenen Jahren ein kleiner elitärer Kreis an Klubs gebildet, der es sich leisten kann, ein titelgarantierendes Team zu finanzieren. Voraussetzung dafür sind die alljährlichen Erlöse aus der Champions League. Vor allem in Spanien und Italien ist der ligainterne Unterschied frappierend.“

Ein jeder kehr vor seiner eignen Tür, da hat er Dreck genug dafür

Martin Pütter (NZZ 23.11.): „Als der Stürmer Dwight Yorke im Match seines früheren Teams Blackburn Rovers gegen den jetzigen Arbeitgeber Birmingham City eingewechselt wurde, musste er sich rassistische Beschimpfungen durch Zuschauer im Ewood Park von Blackburn gefallen lassen. Der Vorfall relativiert die Empörung der englischen Zeitungen nach dem Länderspiel Spanien-England. Besonders die Boulevardblätter wählten reisserische Schlagzeilen, nachdem sich die dunkelhäutigen englischen Nationalspieler Ashley Cole und Shaun Wright-Philipps Tierlaute und rassistische Beschimpfungen spanischer Fans hatten anhören müssen. Doch Yorke ruft Englands Fussball nun ein altes Sprichwort in Erinnerung: „Ein jeder kehr vor seiner eignen Tür, da hat er Dreck genug dafür.“ Was in der dunklen Phase des englischen Fussballs in den siebziger und frühen achtziger Jahren neben den Ausschreitungen gang und gäbe war (der Rassismus), kommt zwar heute nur noch vereinzelt vor, ist aber trotz allen Kampagnen durch die FA nicht ausgerottet.“

Jürgen Kalwa (FAS 21.11.) schildert die Arbeitsweise Malcolm Glazers, dem Großaktionär Manchester Uniteds und Besitzer des NFL-Klubs Tampa Bay Buccaneers: „Das Engagement in Tampa warf früh ein Licht auf den Stil, mit dem der Buccaneers-Eigentümer im Sportgeschäft regiert: Kaum hatte er den Football-Klub übernommen, rückte er von einer Zusage ab, sich zur Hälfte am Bau eines neues Stadions zu beteiligen. Statt dessen drohte er den Kommunalpolitikern damit, den Klub in eine andere Stadt zu verlagern. Das Resultat: Die Steuerzahler übernahmen die komplette Rechnung für das Projekt. Die Investition hat sich auf jeden Fall gelohnt. Die Buccaneers, die als Kellerkind der National Football League einst 192 Millionen Dollar kosteten, haben nach ihrem Super-Bowl-Sieg vor zwei Jahren einen Marktwert von mehr als 600 Millionen Dollar.“

zur Lage in der Campeonato Brasileiro, NZZ

zur Lage bei Rapid Wien, NZZ

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