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Internationaler Fußball

Intelligent und attraktiv im Stil

Oliver Fritsch | Donnerstag, 17. Februar 2005 Kommentare deaktiviert für Intelligent und attraktiv im Stil

Bertram Job (FTD 17.2.) hält große Stücke auf den AZ Alkmaar: „Er nährt als romantischer Favorit die niederländische Hoffnung, dass endlich mal wieder ein Außenseiter Landskampioen wird. Solch Wunder wurde zuletzt 1981 vollbracht – vom AZ, der in jenem Sommer der Glückseligkeit auch den holländischen Pokal gewann und im UEFA-Cup bis ins Finale kam. Nun sieht es ganz danach aus, als ob die aktuelle Hochphase des Vereins, 1967 aus Alkmaar ’54 und dem FC Zaanstreek fusioniert, nachhaltiger ausfallen könnte. Vor einem Jahr wurde es noch als Sensation gewertet, als der 1997 wieder aufgestiegene Club plötzlich die Eredivisie aufmischte. Intelligent und attraktiv im Stil, spielte sich die Mannschaft vorübergehend nah an die Tabellenspitze heran, um am Ende auf dem fünften Rang zu landen. (…) Es regnet lauter Blumen. Nationaltrainer Marco van Basten, einst Weltklassestürmer bei Ajax und Milan, sagt, dass Alkmaar zusammen mit dem FC Barcelona zur Zeit den schönsten Fußball in Europa spielt. Fünf AZ-Spieler hat van Basten in die Nationalelf berufen. Ähnlich euphorisch äußern sich holländische Kolumnisten, die in der Spielweise des AZ den ewig-jungen niederländischen Traum wiederfinden – hinten souverän stehen und vorne attraktiven Angriffsfußball zeigen.“

Falls die Bundesliga es ernst meint mit ihrer Erneuerungswelle, darf sie sich so einen Mann nicht entgehen lassen

Ronald Reng (BLZ 17.2.) hält große Stücke auf den Trainer Alkmaars: „Im Sommer wird Co Adriaanse in Alkmaar aufhören. „Jeder Trainer hat sein Verfallsdatum. Besser kann ich diese Elf nicht mehr machen.“ Übernehmen wird den Posten Louis van Gaal, das kann Adriaanse als Adelung seiner Arbeit verstehen: Wenn der Choreograf des Champions-League-Sieges von Ajax Amsterdam aus dem Jahre 1995 ins kleine Alkmaar kommt, muss dort etwas Großes entstanden sein. Adriaanse selbst möchte sich im Ausland erproben. Falls die deutsche Bundesliga es ernst meint mit ihrer Erneuerungswelle, darf sie sich so einen Mann nicht entgehen lassen. Denn der jüngsten Begeisterung für Systemfußball zum Trotz sind die ausländischen Trainer, die bislang in Deutschland werken (Erik Gerets, Kurt Jara, Dick Advocaat, Bert van Marwijk), doch eher von der alten Schule, die Blut und Tränen predigte.“

Zukunftsangst

Raphael Honigstein (SZ 17.2.) sorgt sich um Arsenal London: „Es dürfte derzeit keinen Spitzenverein geben, bei dem so viele Spieler weg wollen. Schuld daran ist nicht Wenger. Es geht mehr um die äußeren Umstände, mit anderen Worten wie immer: um Geld. (…) Wenger hat es bisher geschafft, dem finanziell stärkeren Manchester United durch sorgfältige Einkaufspolitik und intelligente Nachwuchsförderung Paroli zu bieten, doch gegen die zweite Front, die jetzt der Russe Roman Abramowitsch beim FC Chelsea aufgemacht hat, wird Arsenal auf Dauer kaum bestehen können. Schon jetzt wirken die Profis oft müde, weil Arsenals Bank zu schwach besetzt ist, um für Entlastung zu sorgen. In Nordlondon leidet man unter Zukunftsangst, die bei einer Niederlage gegen den FC Bayern zu konkreten Zerfallserscheinungen führen dürfte. In Manchester und an Chelseas Stamford Bridge drückt man den Münchnern die Daumen.“

Die Seele des türkischen Fußballfans tanzt auf Extremen, wie die Karriere des Nicolas Anelka

Tobias Schächter (BLZ 17.2.) schildert die Hoffnung Fenerbahce Istanbuls: „Trainer Christoph Daum sieht Anelka auf einer Stufe mit Ronaldo und Henry. Groß, größer. Im Umfeld erwartet man nach der Verpflichtung des französischen Stürmers nichts weniger als den Gewinn des Uefa-Cups. Die Seele des türkischen Fußballfans tanzt auf den Extremen, so wie die Karriere des Nicolas Anelka. Der in Versailles geborene Sohn von Einwanderern aus Martinique ist erst 25 Jahre alt und doch eine der umstrittensten Figuren des internationalen Fußballs. Er hat renommierte Trainer reihenweise um den Verstand gebracht, seit er Paris mit nur 17 Jahren verließ und zu Arsenal London wechselte. „Nicht teamfähig“ (Gerard Houllier), „nicht integrierbar“ (Vicente del Bosque), „geldgeil“ (Louis Fernandez), „egoistisch“ (Kevin Keegan), urteilten sie am Ende. Aber sein außergewöhnliches Talent ist unbestritten und wirkt auf viele wie ein Versprechen auf eine goldene Zukunft.“

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