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Internationaler Fußball

Stille Revolution

Oliver Fritsch | Dienstag, 29. März 2005 Kommentare deaktiviert für Stille Revolution

Dirk Schümer (FAZ 29.3.) schildert seine Erkenntnis aus dem 2:0 Italiens gegen Schottland: „Marcello Lippi, der aus seiner Zeit in Mailand und Turin die oftmals satten Topspieler genau kennt, arbeitet offenbar im stillen an einer Revolution, weil er fast ausnahmslos Spieler aus den kleinen Klubs ins Aufgebot beruft. Am Ende ruhten die Hoffnungen der Tifosi im Sturm auf Gilardino vom abstiegsbedrohten FC Parma sowie dem wuchtigen Luca Toni vom Aufsteiger Palermo, der mit fünf Spielern sogar den Löwenanteil im Kader stellte. Wohl um die Arrivierten unter Druck zu setzen, berief Lippi für den Test gegen Island zusätzliche Neulinge von den in dieser Saison überraschend starken Teams aus Lecce und Udine ins nationale Aufgebot. (…) Auf der wirtschaftlichen Sonnenseite konnte Juventus Turin zu Ostern einen Rekordvertrag im Trikot-Sponsoring bekanntgeben. Der libysche Ölkonzern Tamoil aus dem Besitz der Diktatorenfamilie Gaddafi, die bereits länger Juve-Anteile ihr eigen nennt, spendiert über zehn Jahre 240 Millionen Euro für die breite Brust der Juventiner. Mit diesem leichtverdienten Geld kann Juventus dann den ärmeren Vereinen die besten Spieler wegkaufen, sollten sich diese weiter in der Nationalmannschaft bewähren.“

Großvater-Syndrom

Birgit Schönau (SZ 29.3.) ergänzt: „Wer zum Commissario Tecnico der Squadra Azzurra berufen wird, scheint unweigerlich dem Großvater-Syndrom zu erliegen. Papà Maldini hatte seinen eigenen Sohnemann sogar im Aufgebot, Trapattoni machte Väterlichkeit zum Programm („Es ist, als wären sie alle meine Kinder“), selbst Zoff gab den gütig-brummigen Patriarchen. Und jetzt Lippi, dem Boxkämpfe in der Juve-Kabine nachsagt wurden, und der zur Erziehung seiner Mannschaft auf Vor-68er-Methoden setzte. (…) Die Schotten erwiesen sich als eine Horde ungeschlachter Barbaren, die beim Wühlen nach dem Ball dem Gegner gnadenlos auf den Füßen herumtrampeln. Die schottische Unterart des Rugbys als Catenaccio zu bezeichnen, wäre eine Beleidigung für die Italiener. Erstens bedeutet Catenaccio, egal, wie man dazu stehen mag, eo ipso Fußballkultur. Zweitens gehört zum Riegel der Konter, doch in diese Regionen taktischer Finesse sind die Schotten in ihrer entwaffnenden Unbedarftheit nicht vorgestoßen.“

FR-Bericht Frankreich-Schweiz (0:0)

NZZ-Bericht England-Nordirland (4:0)

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