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Eine Art Ratzinger des Fußballs

Oliver Fritsch | Samstag, 23. April 2005 Kommentare deaktiviert für Eine Art Ratzinger des Fußballs

Matti Lieske (taz 23.4.) durchleuchtet den europäischen Fußballmachtzirkel: „Der Machtkampf im Weltfußball treibt seltsame Blüten. Leute, die den umtriebigen Blatter verabscheuen, umschwärmen dessen Adlatus Platini. Franz Beckenbauer, der ebenso wie Gerhard Mayer-Vorfelder erklärter Blatter-Unterstützer war und ist, hat es mit seiner verbindlichen Art trotzdem geschafft, sich auch bei Johansson einzuschmeicheln, ohne dabei Blatter zu verprellen. Der wiederum ist deutlich von seinem einstigen Verbündeten Platini abgerückt und sähe ebenfalls lieber Beckenbauer als Uefa-Präsidenten. Die Gründe liegen auf der Hand: Platini ist zwar längst nicht der Fußballromantiker, als den ihn einige blauäugige Bewunderer sehen, sondern ein mit allen Wassern gewaschener Sportfunktionär, aber er ist ein konservativer Bewahrer, der viel von „Grundwerten“ redet, ein Fundamentalist, eine Art Ratzinger des Fußballs. Er wäre ein Präsident, der sich einmischt und Leuten auf die Füße tritt, ganz anders als der Larifari-Kaiser aus Deutschland, der niemandem wehtut und offenbar denkt, das Amt des Uefa-Präsidenten bestehe darin, ab und zu einen Pokal zu überreichen. Ernsthaft scheint er zu glauben, auch als Uefa-Boss weiter Bayern-Vorsitzender bleiben zu können, und vermutlich hält er auch die Jobs als Bild-Kolumnist und Fernsehschwafler für kompatibel. Michel Platini ist als Funktionär hingegen ein Rackerer, wie er es als begnadeter Spieler nie war. (…) Was Beckenbauer eigentlich für das Amt des Uefa-Präsidenten qualifiziert, das hat vorsichtshalber niemand gefragt.“

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