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Ball und Buchstabe

Steilpass für Schleuser

Oliver Fritsch | Samstag, 23. April 2005 Kommentare deaktiviert für Steilpass für Schleuser

Christof Kneer (SZ 23.4.) warnt vor einer Art Menschenhandel in Europas Fußball: „Drei kleine Meldungen sind öffentlich geworden, deren Brisanz sich nur erschließt, wenn man sie zusammen liest. Erstens: Die Uefa verabschiedet eine Regelung, wonach 2008 in europäischen Klubwettbewerben vier Spieler im Kader stehen müssen, die mindestens drei Jahre im eigenen Verein ausgebildet wurden – plus vier weitere Spieler, die im eigenen Land das Fußballspiel erlernten. Zweitens: Bayer Leverkusen bestreikt künftig Jugendturniere in Spanien – aus Angst, dass spanische Klubs ihnen ihre Jugendfußballer abspenstig machen. Drittens: Der FC Valencia verpflichtet Nikon Jevtic, ein Talent aus England, dessen Eltern aus dem ehemaligen Jugoslawien stammen. Das Talent ist elf Jahre alt und hat noch nie eine Schule besucht. Eine Zeit lang wurden solche Transfers – fälschlicherweise – unter Folklore verbucht, aber neuerdings gelten sie als eines der größten Probleme, die dem globalen Fußball drohen. Längst gibt es Netzwerke von Spielerdealern, die Talente, bevorzugt in Dritte-Welt-Ländern, von der Wiese pflücken, um sie in Europa in einen konspirativen Transfermarkt einzuschleusen. (…) Es ist eine ehrenwerte Regelung, die sie jetzt in Tallinn ersonnen haben, weil sie die Klubs zur Nachwuchsförderung zwingt. Das Fatale daran ist nur: So, wie der Beschuss formuliert ist, ist er indirekt zum Steilpass für Schleuser geraten. Weil Talente nach drei Jahren als selbst ausgebildet gelten, liegt es nahe, dass die Menschenhändler immer jüngere Kandidaten ins Visier nehmen. Wer mit 12 transferiert wird, gilt mit 15 als Eigengewächs.“

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