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Interview

Die Bundesliga ist nicht reif für Ronaldinho

Oliver Fritsch | Dienstag, 3. Mai 2005 Kommentare deaktiviert für Die Bundesliga ist nicht reif für Ronaldinho

Karl-Heinz Rummenigge mit Torsten Rumpf (WamS 1.5.)
WamS: Die Bundesliga ist in der Rangliste der europäischen Ligen auf Platz fünf abgerutscht.
KR: Über dieses Thema kann man diskutieren. Wir vom FC Bayern ziehen uns aber den Schuh nicht an. Sie können ja einmal eine Statistik aufstellen, wie viele Startplätze die Bundesliga für die Champions League hätte, wenn der FC Bayern international nicht so erfolgreich wäre. Wir hätten dann nur noch zwei anstatt drei.
WamS: Wie kann man das ändern?
KR: Eine Lösung ist die Erhöhung der TV-Gelder. Sie müssen extrem gesteigert werden, um gleiche Wettbewerbschancen zu haben wie Klubs aus Italien, England, Spanien oder Frankreich. Nur dann können wir auf Dauer mit Vereinen wie AC Mailand oder FC Chelsea mithalten.
WamS: Wurde darüber bei der Vollversammlung der DFL diskutiert?
KR: Natürlich. Wir haben uns darauf verständigt, daß wir die Verhandlungen über den neuen TV-Vertrag intelligent und vor allem unpopulistisch angehen müssen. Aber ich bin mir sicher, daß die bisherige Summe von 300 Millionen Euro pro Jahr deutlich gesteigert werden kann. Unser Ziel muß es sein, die Summe, die in Frankreich bezahlt wird, zu erzielen: 600 Millionen Euro. Ich bin zuversichtlich, daß uns das gelingt.
WamS: Auf Stars wie Ronaldinho müssen die Fans demnach verzichten.
KR: Ich glaube, die Bundesliga wäre überhaupt nicht reif für einen Star wie Ronaldinho. Weil Ronaldinho hier einen Amoklauf auslösen würde, und das jeden Tag. Er müßte jeden Samstag seine drei Tore schießen, um seine Ablöse zu rechtfertigen. Und das ist in unserer Neidgesellschaft, in unserer Kultur keinem Spieler zuzumuten. Ich glaube, Spieler wie Ronaldinho zu holen, wäre ein Kulturschock für die Liga. Den würde keiner überstehen.

Bei uns mäkeln die Zuschauer schneller

Ottmar Hitzfeld mit Heinz-Wilhelm Bertram & Axel Kintzinger (FTD 3.5.)
FTD: Warum spielen vor allem englische Spitzenklubs so viel schneller als Bundesligateams?
OH: Nicht alle Premier-League-Spiele sind so schnell. Wenn doch, dann hat das hohe Tempo auch mit der Begeisterungsfähigkeit des Publikums zu tun. Das pfeift wenig, jeder Einsatz wird belohnt. Bei uns mäkeln die Zuschauer schneller. In England wird das eigene Team immer angespornt, auch bei einem Rückstand. Das motiviert. So etwas fehlt in Deutschland. Und nicht zu vergessen: Die Schiedsrichter in England lassen viel mehr laufen als anderswo. Interessanterweise pfeifen auch deutsche Schiedsrichter in der Champions League anders als zu Hause. Herr Merk lässt dort sehr viel mehr durchlaufen als in der Bundesliga. Dadurch wird das Spiel schneller.
FTD: Sind englische Spieler weniger zimperlich?
OH: Natürlich. Das ist der Charakter des englischen Sportlers: dass man einsteckt und austeilt, sich aber fair bekämpft. Dem passen sich ausländische Profis auch an. Dietmar Hamann zum Beispiel, der in Deutschland gern mal liegen blieb, steht in Liverpool schnell wieder auf und spielt weiter.

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