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Ascheplatz

Übernahme im Heuschreckenstil

Oliver Fritsch | Samstag, 14. Mai 2005 Kommentare deaktiviert für Übernahme im Heuschreckenstil

Christian Eichler (FAZ 14.5.) kommentiert den Kauf Manchester Uniteds durch Malcolm Glazer und die Wut der Fans: „Wer feindliche Übernahmen betreibt, muß mit feindlichen Reaktionen rechnen. Anders als der Russe Abramowitsch, der eigenes Geld in den FC Chelsea steckte, finanziert Glazer die Übernahme im Heuschreckenstil: auf Pump. Der eine macht einen verschuldeten Klub reich, der andere einen reichen Klub verschuldet. (…) Diese Spielart des Finanzmarktes macht Fans fassungslos. Doch haben sich dieser Gefahr viele englische Klubs durch den Börsengang ausgeliefert.“

Puppe an einem Galgen

Raphael Honigstein (SZ 14.5.) ergänzt: „In Old Trafford wurde das Gesicht des 76-Jährigen erst ein Mal gesehen – im Oktober hing er beim Spiel gegen Arsenal als Puppe an einem Galgen hinter dem Tor, bevor ein Aufseher intervenierte. Bezeichnenderweise empfängt nur die blaue Hälfte der Stadt, die dem kleineren Lokalrivalen Manchester City die Daumen drückt, den reichen Amerikaner aus Palm Beach mit offenen Armen. Die City-Fans hoffen, dass mit Glazer neben den hohen Schulden auch sportlicher Misserfolg beim großen Nachbarn einziehen wird. (…) In den USA kann man die Abneigung der United-Fans nicht verstehen, dort bewundert man Glazer als typisch amerikanischen Erfolgsmenschen.“

Vorurteile

Felix Reidhaar (NZZ 13.5.) hingegen verweist auf Chance für den Verein: „Führung und Anhängerschaft von Manchester United Plc haben nicht mit der typischen Hartnäckigkeit des amerikanischen Geschäftsmannes und Selfmademanns gerechnet. (…) Was der Traditionsverein unter neuer Führung zu erwarten hat, muss nicht zwingend unter ungünstigen Auspizien beurteilt werden, wie dies konservative Engländer mit ihren fixen Vorurteilen gegenüber Repräsentanten des US-Showsport-Business und deren mangelndem Sachverstand in Sportfragen der Alten Welt zu tun pflegen. (…) Eine Chance liegt für den beliebten und reichsten Fussballklub der Welt in der neuen Herrschaft – so wie sie Chelsea unter russischem Besitzer allem Skeptiszismus zum Trotz innert kurzer Zeit genützt hat.“

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