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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Ball und Buchstabe

Unsinnige Spielzeitverlängerung

Oliver Fritsch | Dienstag, 24. Mai 2005 Kommentare deaktiviert für Unsinnige Spielzeitverlängerung

Jürgen Kaube (FAS/Wissen 22.5.) studiert eine Studie über Schiedsrichterbeeinflussung durch Zuschauer: „Ökonomen der Universität von Chicago haben kürzlich zwei nationale Fußballmeisterschaften in Spanien analysiert und errechnet, daß die Schiedsrichter systematisch die Heimteams begünstigen. Sie pfeifen das Spiel früher ab, wenn die Gastgeber mit einem Tor vorne liegen, und sie verlängern es eher, wenn das Heimteam knapp im Rückstand ist. Die Differenz betrug durchschnittlich zwei Minuten. (…) Zum Glück sind alle diese Aussagen nur im Durchschnitt wahr. Oder besser: Leider treffen sie nur im Durchschnitt zu. Denn als 2001 die deutsche Meisterschaft durch eine ganz unsinnige Spielzeitverlängerung entschieden wurde, da spielte die zu Unrecht begünstigte Mannschaft aus dem Süden Deutschlands – auswärts. Es war in jener Saison das einzige Tor in der Nachspielzeit, das von einer Auswärtsmannschaft erzielt wurde.“

Über die Nachspielzeit in Hamburg 2001 lese selbst und die Diskussion zwischen Rambo Pflügler und mir in der Südkurve!

Prävention und Repression

Ronny Blaschke (NZZ 21.5.) widmet sich dem Kampf gegen Gewalt: „Im WM-Land Deutschland ist die Gewalt vor allem ein Problem des Ostens. Das belegt eine Studie des renommierten Fan-Forschers Gunter A. Pilz von der Universität Hannover. Wissenschafter, Verbandsfunktionäre und Politiker sprachen zuletzt immer wieder von einem Medienphänomen, einem Pauschalurteil und einem künstlichen Argument für den leidigen Ost-West-Konflikt. Doch diese Betrachtung ist zu einfach. Denn sie dokumentiert die Sorglosigkeit, mit der deutsche Entscheidungsträger den Krankheiten der Gesellschaft begegnen. (…) Die wachsenden Probleme in der Gesellschaft und die ungenügende Betreuung geben Grund zur Sorge, dass sich das Problem nicht nur in Dresden, Cottbus und Erfurt manifestieren wird. Der DFB, die Vereine und das Innenministerium haben nun die undankbare Aufgabe, einen Ausweg zu finden. Sie haben nicht die Macht, aus soziokulturellen Problemzonen blühende Landschaften zu machen – und damit den Frust der Nach-Wende-Verlierer zu bändigen. Die Lösung liegt vielmehr zwischen weitsichtiger Prävention und überlegter Repression. Dabei hilft es nicht immer, die Keule zu schwingen. Ohne das Problem zu verharmlosen: Prävention bedeutet nicht, Fans zwei Tage vor einem Spiel ins Gefängnis zu stecken. Sondern sich in ihre Lage zu versetzen. Fans kritisieren, dass Würdenträgern in Verband und Staat die Perspektive aus ihrem Block fehlt. Ganz falsch liegen sie damit nicht.“

Diskutieren Sie über die Gewalt im Osten und über die Zukunft des Ost-Fußballs in der Südkurve!

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