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Confed-Cup

Die können ja kicken

Oliver Fritsch | Dienstag, 21. Juni 2005 Kommentare deaktiviert für Die können ja kicken

Roland Zorn (FAZ 21.6.) begründet sein Vergnügen am Turnier mit der Leistung der Außenseiter: „Das verehrte Publikum soll und darf bei diesem deutschen Vorspiel mit interkontinentaler Verankerung gern staunen und ehrlicherweise zugeben, daß das Universum des Fußballs viel schöner, farbiger, reizvoller ist, als sich das eurozentrisch fixierte Fachbeobachter vorher ausmalen mochten. Gerade ohne die sonst ortsübliche Verbissenheit der Meisterschafts- und Pokalspiele entfalten sich die Qualitäten der Besuchergruppen aus sonst schon mal übersehenen Fußballändern wie Tunesien, Australien, Japan, sogar Mexiko auf das anschaulichste. „Die können ja kicken“, sagt dann sogar mancher, der es längst besser wissen müßte. Der nicht ganz so bitterernst umkämpfte Konföderationenpokal ist eine wunderbare Gelegenheit, etwas länger bei den vermeintlich Unscheinbaren des Weltfußballs zu verweilen und deren Fortschritte zu beklatschen.“

Spezialist für kleine Welten

Christof Kneer (SZ 21.6.) prophezeit Griechenland unter Otto Rehhagel den Abstieg: „Nicht mal seine Feinde würden bestreiten, dass der Trainer Rehhagel über ein paar magische Fähigkeiten verfügen muss. Er kann Kaiserslautern zum deutschen Meister und Griechenland zum Europameister machen. Griechenland ist das Kaiserslautern des Weltfußballs, der Betzenberg ist der pfälzische Olymp. Rehhagel kennt sich aus mit heiligen Bergen, nur hält er dort oben so gerne Hof, dass er oft den Abstieg vergisst. Er ist ein Spezialist für kleine Welten, dieser Otto Rehhagel, aber große Welten kann er nicht. Es war erschütternd, seine Europameister im Spiel gegen Japan zu betrachten, und man kann schon jetzt jenen teufelsroten Faden erkennen, der sich von Kaiserslautern bis nach Griechenland erstreckt. Hier wie dort hat Rehhagel seine Sportler so vollgepumpt mit seinen Wir-gegen-den-Rest-der-Welt-Botschaften, dass der Rest der Welt am Ende tatsächlich unterlag. Aber hier wie dort offenbaren sich seine Probleme, die Euphorie zu moderieren. In Kaiserslautern hat der Größenwahn Einzug gehalten nach dem Titelgewinn, und auch die Griechen fühlten sich anfangs so sehr als Europameister, dass sie wie dessen Gegenteil spielten.“

So nicht!

Otto Rehhagel, kein Freund der Journalisten – Ingo Durstewitz (FR 21.6.): „Nach der Vorführung des Europameisters durch die noch nicht als Fußballweltmacht aufgefallenen Japaner hat der seltsam lethargisch wirkende Rehhagel plötzlich die Zähne gezeigt. Sein Opfer: Ein armer Pressemensch, den der hellenische Nationaltrainer nach allen Regeln der Kunst vorführte. Der Reporter besaß die Frechheit, den Großmeister mit der Frage zu behelligen, ob er nicht darüber nachgedacht habe, die wuseligen Japaner – analog zum System bei der EM – in Manndeckung zu nehmen. „Können Sie die Viererkette aufsagen, mit der wir im EM-Endspiel Portugal geschlagen haben?“, konterte Rehhagel. Der Journalist schüttelte schuldbewusst den Kopf, Rehhagel tat es ihm nach und dozierte mit Gönnermiene von oben herab: „Wenn sie das gewusst hätten, hätten Sie eine solche Fragen stellen können – aber so…“ Kunstpause. „…so nicht!““

Flink, frech, forsch

Ralf Weitbrecht (FAZ 21.6.) ist angetan von den Japanern: „Es war nicht der Tag der Griechen, denen so gut wie nichts gelingen wollte. Kaum Spielwitz, kaum Torchancen – in der Summe war die neunzigminütige Arbeitsprobe des Europameisters gegen den Asienmeister Japan eine einzige Enttäuschung. (…) Flink, frech, forsch – die körperlich unterlegenen Japaner machten aus diesem vermeintlichen Nachteil eine Tugend, anders als die behäbigen Griechen zeigten sie über weite Strecken ansehnlichen Kombinationsfußball.“

Mexikanischer Schwarm

Matti Lieske (taz 21.6.) staunt über Mexiko: „Defensive ist nicht das Einzige, was die Mexikaner können. Hatten sie den Ball, schwärmten sie in Windeseile aus und setzten die Brasilianer mit einer Mixtur aus kurzen und weiten Pässen unter Ausnutzung des gesamten Spielfeldes unter Druck.“

FAZ: Brasilien – aus Selbstsicherheit wird Arroganz und Verzweiflung

FR-Interview mit Horst R. Schmidt über Ticketing, Sicherheit u.v.m.

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