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Der letzte Prankenschlag eines bereits tödlich verwundeten Bären

Oliver Fritsch | Dienstag, 8. November 2005 Kommentare deaktiviert für Der letzte Prankenschlag eines bereits tödlich verwundeten Bären

Manchester besiegt Chelsea 1:0 – Christian Eichler (FAZ) befasst sich mit den Verlierern: „Binnen zwei Wochen hat Chelsea mehr als nur drei Spiele verloren: auch den Schein der Unantastbarkeit. Jose Mourinho befeuerte in den letzten Wochen ein Wortduell mit dem Rivalen Arsene Wenger, den er als ‚Voyeur’ schmähte – Zeichen dafür, daß er eine Schwäche seiner Mannschaft kommen sah. In solchen Fällen zettelt er gern ein Medienspektakel an, das die Aufmerksamkeit vom Team auf ihn lenkt. (…) So wenig wie der Anfang einer Chelsea-Krise war es das Ende der United-Krise.“ Raphael Honigstein (FTD) bedauert, dass dieses Ergebnis wohl die Ausnahme bleiben wird: „Es wäre verlockend, den Sieg gegen den zuvor 40-mal in Folge ungeschlagenen Meister als Wiedergeburt von ManU zu bezeichnen, nüchtern betrachtet erscheint er eher als der letzte Prankenschlag eines bereits tödlich verwundeten Bären. United überfiel die Gäste in der ersten Hälfte mit einer urenglischen Mischung aus wahnwitziger Geschwindigkeit und Härte; in Old Trafford wurde das Kombinationsspiel der Londoner plattgemacht. Nach dem Seitenwechsel zollte man dem Tempo Tribut und konnte den Vorsprung gegen die kraftvoll anstürmenden Gäste nur noch mühevoll über die Zeit retten. Die Dramaturgie dieses Überraschungserfolgs zeigte die wahren Kräfteverhältnisse. United war Chelsea nur auf Augenhöhe begegnet, weil ihnen gelungen war, den Gegner unter extrem hohen Aufwand kurzzeitig auf das eigene Niveau herunterzuziehen; selbst eine Spitzenmannschaft verliert dann schon einmal gegen Schwächere.“

Keim des Tragischen

Der FC Barcelona erfüllt die Sehnsucht der Fußballromantiker, auch die Paul Ingendaays (FAZ): „Streckenweise erinnert die Fußballästhetik an das legendäre ‚Dream-Team’ unter Johan Cruyff. Die Fans wissen, daß solche fußballerische Größe immer den Keim des Tragischen in sich trägt und, wer weiß, schon demnächst an irgendeinem italienischen Abwehrbollwerk zerschellen kann. (…) Zu den bemerkenswerten Leistungen von Trainer Frank Rijkaard gehört es, die geballte Sammlung von Talent und Kreativität so geschickt auf das Projekt Barcelona eingeschworen zu haben, daß die Stars auch die Rotationen bei der Mannschaftsaufstellung akzeptieren. So weht nicht nur ein offenbar beflügelnder Konkurrenzgeist durch die Reihen, der niemandes Ego beschädigt; das Team hat auch Aussichten, frischer als andere die Zielgerade zu erreichen.“ Ralf Itzel (FR) geht der Frage nach, warum der ehemalige Weltstar Bernd Schuster nur bei kleinen Klubs Trainer sein darf, wie jetzt in Getafe: „Dies ist die sechste Station in acht Jahren. Er hatte das Pech, oft auf ziemlich verrückte Präsidenten zu treffen, und da ein Diplomat nicht an ihm verloren gegangen ist, war der Ärger unausweichlich. Auch in Spanien wird der Trainer Schuster etwas misstrauisch beäugt. Dass er einer der brillantesten Spielmacher war, steht außer Zweifel. In Barcelona schwärmen sie von seinen Kombinationen mit Maradona, bei Real nennen sie ihn in einem Atemzug mit Michael Laudrup oder Zidane, bei Atletico Madrid trauern sie ihm nach, weil es seither keinen mehr wie ihn gegeben habe. Aber man erinnert sich an den Europameister von 1980 auch als ‚tipo raro’, als seltsamen Typen, der von Frau Gabi ferngesteuert schien. In Deutschland gilt Schuster als launischer Eigenbrötler, seit er mit 23 Jahren aus der Nationalelf zurücktrat. Dieser Ruf klebt an ihm, vielleicht hat es auch deshalb im Sommer nicht geklappt, als der VfL Wolfsburg interessiert war.“

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