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Internationaler Fußball

Fußball-Maestro

Oliver Fritsch | Mittwoch, 16. November 2005 Kommentare deaktiviert für Fußball-Maestro

Christian Eichler (FAZ) bewertet das Comeback Pavel Nedveds ins tschechische Nationalteam und vergleicht ihn mit Zinedine Zidane, ebenfalls Rückkehrer: „Ihn verbindet viel mit seinem Vorgänger. Jeder andere wäre in diesen Fußstapfen versunken. Aber Nedved wurde wie zuvor Zidane eine unumstößliche Größe bei Juventus Turin. Und in Europas Fußball. Beide sind Jahrgang 1972. Beide sind im offensiven Mittelfeld so unberechenbar und elegant wie im Privatleben unscheinbar und bescheiden – zwei Fußball-Maestros, zwei Familienmenschen. (…) Ohne den Glanz eines Nedved drohte im tschechischen Fußball Katzenjammer. Es drückt eine Reihe von Problemen: ein im Ausland kaum wahrgenommener, aber viel größerer Schiedsrichterskandal als der in Deutschland; der stete Exodus der besten Spieler; die Krise des Meisters und früheren Nedved-Klubs Sparta Prag; die schwere Knieverletzung des verläßlichsten Torschützen, Jan Koller; vor allem die Furcht, nicht bei der WM dabeizusein. (…) Tschechien wäre, was überraschend klingt: ein WM-Debütant.“

BLZ: Das Gesicht des tschechischen Nationalteams wird sich spätestens nach der WM grundlegend ändern

Politische Ursachen

Die Animosität zwischen der Türkei und der Schweiz – mehr als sportliche Rivalität, behauptet Felix Reidhaar (NZZ): „Es ist kaum von der Hand zu weisen, dass die derzeitige Unverträglichkeit noch andere – politische Ursachen haben kann. Die Beziehung zwischen den beiden Ländern war wiederholt von Zerwürfnissen belastet, was aus Sicht der neutralen Schweiz ungewöhnlich ist. Der Historikerstreit um den kontrovers beurteilten Armenier-Genozid provozierte zuletzt wütende Reaktionen auf zuständiger türkischer Seite. In den Vorjahren hatten Protestkundgebungen von Öcalan-Anhängern, Kurdendemonstrationen oder Schüsse aus der Berner Botschaft unter dem Halbmond zu gegenseitigen Demarchen beigetragen. Wie schwierig und von Polemiken überlagert das politische Verhältnis der sich wirtschaftlich ungleich besser gewogenen Partner zuweilen ist, kommt auch durch die mehrfache Ausladung von Bundesräten durch die offizielle Türkei zum Ausdruck. In einem Moment, in dem sich diese Lage wieder entspannt hat, duellieren sich Türken und Schweizer im Fussball-Kleinkrieg.“ Christoph Kieslich (FTD) hält den Schweizer Erfolg für das Produkt einer Strategie: „Die Nebengeräusche, welche das Rückspiel begleiten, die zu erwartenden Provokationen der Türken – als Retourkutsche für die Pfiffe der Schweizer Zuschauer während der türkischen Nationalhymne –, sie werden letzter Teil der Reifeprüfung für die Eidgenossen sein. Die Schweizer haben den WM-Dritten von 2002 schwer in Rücklage gebracht. Und es wurde deutlich: Während Fatih Terim eine Mannschaft trainiert, die ihren Zenit überschritten hat, verkörpert die Schweizer Auswahl die Zukunft. Die Früchte eines Nachwuchskonzepts, dass Anfang der 90er Jahre maßgeblich von Hansruedi Hasler, dem Technischen Direktor des Schweizer Fußballverbandes, geprägt wurde, können nun geerntet werden.“

BLZ: Chor der Scharfmacher – der türkische Fußball zeigt vor dem entscheidenden Qualifikationsspiel, dass er sich selbst im Weg steht / Schikanen für Schweizer

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Als wenn Marco van Basten aufs Spielfeld zurückgekommen wäre

Peter Hartmann (NZZ) preist Italiens Offensive beim 3:1 in Holland: „Lippi testete den Drei-Mann-Sturm mit Del Piero, mit Toni und Gilardino, und dass der egomanische, sonst magnetisch die Bälle fordernde Regisseur Totti diesmal fehlte, auch mit seinen Geniestreichen und Provokationen, ermöglichte der Mannschaft einen schnörkellosen, zweckmässigen, fast englischen Stil. Und Luca Toni ist die grosse Entdeckung der Saison, das rechtzeitige Geschenk für Lippi zur WM. Wie er sich durch die holländische Abwehr wand und den Verteidiger Vlaar abschüttelte und den Ball in die entfernte Ecke drechselte, das sah aus, wie wenn Marco van Basten aufs Spielfeld zurückgekommen wäre.“

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