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Wir sind nicht erpreßbar

Oliver Fritsch | Freitag, 20. Januar 2006 Kommentare deaktiviert für Wir sind nicht erpreßbar

Christian Seifert im Interview mit Thorsten Jungholt (WamS)
WamS: Am 1. Februar sind Sie bei der DFL ein Jahr im Amt. Gab es nur Ärger oder auch Grund zur Freude?
Seifert: Es gab reichlich Grund zur Freude, wir haben die DFL strukturell weiterentwickelt und im Dezember immerhin den größten TV-Vertrag in der Geschichte der Bundesliga abgeschlossen. Aber nicht nur die Summe von 420 Millionen Euro pro Jahr kann sich sehen lassen. Strategisch entscheidender ist für mich, daß es uns gelungen ist, den Spagat zu finden zwischen Erlös inklusive des Sponsorings, das durch die weiterhin gegebene Free-TV-Präsenz in der Sportschau gesichert ist, und der gesellschaftlichen Verankerung der Liga in der Bevölkerung durch große Reichweiten.
WamS: Verlierer ist Premiere, das ultimativ die Abschaffung der Sportschau und daraus folgend mehr Exklusivität gefordert hat, dafür aber auch deutlich mehr Geld zahlen wollte. Haben Sie keinen Gedanken daran verschwendet, darauf einzugehen?
Seifert: Was bei all den Ultimaten untergegangen ist, ist die Tatsache, daß Pay-TV künftig mehr Exklusivität bekommt als je zuvor. Es gibt ein Freitagsspiel, dessen Erstausstrahlung im Free-TV erst am Samstag vorgesehen ist. Und am Sonntag werden die Spiele erst um 22 Uhr frei ausgestrahlt. Aber im Hause Premiere ist die unternehmerische Entscheidung getroffen worden, daß auch das höchste Maß an Pay-TV-Exklusivität, das es je in Deutschland gegeben hat, nicht reicht, um die Wachstumsraten zu erreichen, die man an der Börse kommuniziert hat. Mit den Konsequenzen dieser Entscheidung muß Premiere jetzt leben.
WamS: Auf wieviel Geld haben Sie verzichtet? Der neue Pay-TV-Partner Arena soll rund 240 Millionen Euro pro Jahr zahlen, das Angebot von Premiere hat Senderchef Georg Kofler auf ‚weit nördlich von 300 Millionen’ beziffert.
Seifert: Zahlen nennen wir generell nicht. Aber die zwei Szenarien mit Premiere und Arena lagen im ersten Vertragsjahr gar nicht so weit auseinander. Der große Unterschied war das dritte Jahr, wo Premiere eine deutliche Steigerung offeriert hat. So ein Modell gab es schon einmal.
WamS: Bei Leo Kirch, der später pleite ging und nicht mehr zahlen konnte?
Seifert: So ist es, und daraus haben wir unsere Lehren gezogen. Unser Job ist es nicht, eine Wette auf die Zukunft einzugehen. Deshalb haben wir im Vorfeld des Bieterverfahrens viel Zeit und Geld investiert in Studien zu Fanerwartungen, TV-Reichweiten und eben auch Finanzanalysen. Die Finanzplanungen von Premiere mußten Anlaß zur Vorsicht geben, weil sie darauf fußten, daß durch mehr Exklusivität auch mehr Abonnenten gewonnen werden. Was aber, wenn diese Wette auf die Zukunft nicht aufgeht? Bevor wir ohne Sportschau möglicherweise in ein Sponsorenrisiko laufen und dazu noch in das Wachstumsrisiko eines börsennotierten Anbieters, haben wir uns lieber für ein Modell entschieden, das sowohl einen finanziellen Zuwachs als auch eine größere finanzielle Planbarkeit ermöglicht.
WamS: Aber auch Arena hat noch viele Hausarbeiten zu erledigen, wie Sie es formuliert haben. Welche sind das?
Seifert: Es muß eine Infrastruktur aufgebaut werden. Dabei ist es nicht damit getan, daß man einen teuren Moderator verpflichtet (…)
WamS: Haben Sie sich von Premiere erpreßt gefühlt?
Seifert: Die Ansage dort war: Entweder die Liga macht, was wir wollen, oder wir zahlen weniger. Ich dagegen habe dafür plädiert, daß wir unser Spiel spielen und uns die Taktik nicht von jemand anders diktieren lassen. Wir sind nicht erpreßbar, wir werden immer eine Antwort haben.

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