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Mido, der Pfau, steht am Ende als Esel da

Oliver Fritsch | Donnerstag, 9. Februar 2006 Kommentare deaktiviert für Mido, der Pfau, steht am Ende als Esel da

Afrika-Cup – Ägyptens Star Mido prügelt sich fast mit seinem Trainer, nachdem er ausgewechselt worden ist, und wird vom Verband anschließend suspendiert. Christian Eichler (FAZ) findet, dass es ihm recht geschieht: „Mido ist der internationale Star unter Ägyptens Fußballern. Kairos Plakatwände schmückt er so überlegensgroß wie die Phantasie jugendlicher Fans. Mit 22 Jahren hat er schon das ganze Enfant-terrible-Programm durch, Ferraris, Fotomodelle, Frisur-Extravaganzen, und vor allem verläßlichen Krach bei jeder seiner Stationen: schon mit 17 in Belgien, dann bei Ajax Amsterdam und beim AS Rom, von wo man ihn aufatmend weiterverlieh nach England. Dort wenigstens, bei Tottenham Hotspur, schien er gereift, ja geläutert, keine Eskapaden, neun Tore in 20 Spielen, ein wichtiger Anteil am Aufstieg der Spurs. Und nun das. Die Eskapaden in Europa steigerten seinen Ruhm in Ägypten eher noch – der Ausraster daheim aber, ausgerechnet als es um die heilige nationale Aufgabe des Sieges beim Afrika-Cup ging, hat sein Image schwer beschädigt. Sein Rauswurf ist die Art von demonstrativer Degradierung, die in vergleichbaren Situationen ein Team oft erst zusammenschweißt. Die Kollegen hatten von Midos Allüren ohnehin genug. Es ist ein Team der Unbekannten. 19 von 23 im Kader verdienen ihr Geld daheim in der ägyptischen Liga, zwei in der Türkei, einer in Straßburg – und dann Mido, der Star; Mido, der Pfau; Mido, der sich als den ‚großen Mann‘ für den Afrika-Cup bezeichnete. Als einziger wollte er im Trainingslager das Zimmer nicht mit einem Kollegen teilen, sondern mit seiner Frau. Seine Botschaft lautete: Mido ist alles. Trainers Botschaft lautet: Mido ist nichts, das Kollektiv ist alles. Shehata gewinnt mit der Affäre erheblich an Autorität, auch an Einigkeit im Team. Er hat mit mehreren Umbesetzungen im Turnierverlauf ein tüchtiges Team kreiert, das seine Gegner durch Fleiß und Lauffreude besiegt. (…) Mido, der Pfau, steht am Ende als Esel da.“

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