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Internationaler Fußball

Schlechter Scherz

Oliver Fritsch | Samstag, 11. März 2006 Kommentare deaktiviert für Schlechter Scherz

Die NZZ besichtigt das Werk, das unser Rekordnationalspieler in Ungarn zurückgelassen hat: „Ungarns Fussball steckt in einer Dauerkrise. Was in den vergangenen Jahren abgelaufen ist, mutet eher als schlechter Scherz an. In der Rolle des ‚Messias‘ versuchte sich Lothar Matthäus. Die damalige Leitung des ungarischen Verbands führte den Deutschen gleich mit einer Lüge ein, indem sie behauptete, seine Verpflichtung koste den Verband keinen Heller, weil dafür eine grosse Automobilfirma aufkomme. Matthäus tat dies und das, sparte nicht mit Kritik und gab zugleich optimistische Statements ab. Das ungarische Team kam unterdessen keinen Schritt voran. Annähernd 90 (!) Spieler setzte Matthäus ein, doch an seinem Abschied konnte von einer konsolidierten Mannschaft ebenso wenig gesprochen werden wie vor seiner Ankunft. Wiederholt erpresste er seine Arbeitgeber, indem er den Eindruck erweckte, ihm würden von anderen Seiten lukrative Verträge angeboten. Deutsche Boulevardblätter waren ihm bei diesem Spielchen als Partner behilflich. Seinen Posten in Ungarn verliess er aber nicht freiwillig. Er musste gehen, weil die Leute, die ihn gestützt hatten, zu Fall gebracht worden sind. Dabei kamen Dinge ans Licht, die ein bezeichnendes Licht auf die Verhältnisse im ungarischen Fussball werfen. Obwohl sich der Verband den deutschen Altstar als Trainer angeblich gratis leisten konnte, überwies er ihm in den zwei Jahren offiziell 80 Millionen Forint [entspricht etwa 300.000 €] und noch einmal doppelt so viel aufgrund von Verträgen mit dem Schweizer Peter Pellady, der mit ihm in Ungarn eingetroffen war. Gleichzeitig wurde bekannt, dass den Verband Schulden von schwer bestimmbarer Hähe drücken. (…) Natürlich ist nicht die entscheidende Frage, wer als Teamchef arbeitet. Das Hauptproblem ist der ‚improvisierte Wirrwarr‘, der die ungarische Fussballszene kennzeichnet. Über die Nachwuchspflege werden grosse Reden geschwungen, doch fehlt es an Taten. Die ‚Profi‘-Vereine bewegen sich am Rande des Bankrotts.“

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