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Internationaler Fußball

Mischung aus maschineller Kraft und filigranem Flügelspiel

Oliver Fritsch | Dienstag, 12. Dezember 2006 Kommentare deaktiviert für Mischung aus maschineller Kraft und filigranem Flügelspiel

Die Journalisten bestaunen die Intensität des Matchs zwischen Chelsea und Arsenal (1:1

Christian Eichler (FAZ) ringt nach Atem: „Die Zuschauer erlebten vor allem in den letzten zwanzig Minuten einen Schlagabtausch zweier Schwergewichte des Fußballs, wie man ihn in Schlußrunden der entsprechenden Box-Gewichtsklasse seit Ali gegen Frazier nicht mehr oft erlebt hat.“ Die Schlußminuten „enthielten mehr Dynamik und Dramatik als ganze Bundesliga-Spieltage“. Eichler zerlegt die Stärken und Schwächen beider Teams mit dem Skalpell: „Arsenal setzt in dieser Saison die Schwankungsbreite der letzten fort. Es kann gegen jeden Kleinen stolpern – und gegen jeden Großen brillieren. Ein Team für die Formel 1 des Fußballs, das aber auf den Schotterpisten des Liga-Alltags zu viele Plattfüße erleidet. (…) Die Jugend ist der Trumpf von Arsenal – und das Problem. Die Schwankungen sind zu groß, um in der Tabelle mit den anderen Großen mitzuhalten. Doch auf dem Platz können sie es: 1:0 in Manchester, 3:0 gegen Liverpool, 1:1 bei Chelsea. Die Resultate zeigen das Potential, das durch Reifung die Stabilität für einen Meistertitel gewinnen kann. Chelsea hat Stabilität und Reife wie kein anderer – doch fehlt ein Hauch Finesse, ein Überraschungsmoment, das eine Partie, in der Power-Fußball nicht reicht, spielerisch entscheiden könnte. Man braucht das nur selten. Doch für das große Ziel, den Gewinn der Champions League, könnte es nötig werden.“

Raphael Honigstein (FTD) bewundert Chelseas exakte Wucht und, im speziellen, Michael Essien: „Chelsea ist wie geschaffen für die Treibjagd. Als Arsenals Mathieu Flamini einen seltenen Konter zum 0:1 vollendete, hatten die ‚Blues‘ das Match schon längst mit grober Gewalt an sich gerissen. Das 4-3-3-System war zurück, die meisterhafte Mischung aus maschineller Kraft und filigranem Flügelspiel. Der Ausgleich fiel zwangsläufig. Essien, der in jedem Spiel mehr Superlative verschleißt als die Waschmittelwerbung in einem ganzen Jahr, knallte den Ball aus 30 Metern mit wahnwitziger Präzision in Jens Lehmanns Kreuzeck.“

Auftritt und Entwicklung der zwei besonders beäugten prominenten Zugänge Chelseas wertet Honigstein differenziert: „Mourinho kann nicht mit Andrej Schewtschenko. Der Stürmer wurde als Lieblingsspieler von Roman Abramowitsch gegen den Wunsch des Trainers verpflichtet. Auf dem Rücken des Ukrainers wird ein Machtkampf ausgetragen, und in der Partie war deutlich zu sehen, wie sehr ihn der Konflikt belastet. Erst Schewtschenkos Auswechslung brachte die erhoffte Dominanz. Ein ’selbst auferlegtes Handicap‘ nannte ihn die Times. Michael Ballack bekam kaum bessere Noten, doch dem Deutschen war anzumerken, daß er langsam ein Gefühl für Positionen und Rhythmus in der hochtourigen Liga entwickelt.“

Fade Equipe

Jean-Michel Verne (NZZ) schildert die trübe Lage in Monaco: „Die AS Monaco ist zurzeit eine fade Equipe, die von Laurent Bandide, einem Trainer ohne Referenzen, geführt wird. Den Verein drücken finanzielle Sorgen, weil die Einnahmen aus dem Europacup ausbleiben. Es gehen Gerüchte um, wonach die Verbindlichkeiten 50 Millionen Euro betragen. Aber man weiß nicht mehr, weil die Geldflüsse in Monaco ein Tabu sind. Im Stadion Louis II finden sich zwar im Durchschnitt nicht einmal 12.000 Zuschauer ein, doch das Fürstentum bleibt für die Spieler wegen der Steuererleichterungen attraktiv.“

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