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Am Grünen Tisch

Niemals geht man so ganz

Oliver Fritsch | Montag, 5. März 2007 Kommentare deaktiviert für Niemals geht man so ganz

Pressestimmen zum überraschenden Comeback Gerhard Mayer-Vorfelders auf der Bühne der Sportpolitik

Wolfgang Hettfleisch (FR) bestaunt das Stehaufmännchen Mayer-Vorfelder: „Er mag in seiner langen Laufbahn häufig angezählt worden sein, aber k.o. gegangen ist er nie. Und auch jetzt macht es ganz den Eindruck, als arbeite der bald 74-Jährige an einem weiteren überraschenden Comeback. Mayer-Vorfelders Zukunft liegt auf dem Feld der internationalen Fußball-Diplomatie. Bis 2009 sitzt er im Exekutivkomitee der Uefa, zu deren Vizepräsident er jüngst aufstieg. Noch ist Mayer-Vorfelder also ein Machtfaktor, und das läßt er Nachfolger Theo Zwanziger und dessen leitende Mitarbeiter spüren, wo er kann. Denn aus seiner Sicht haben sie ihn gedemütigt, haben ihm verweigert, was ihm zusteht. Dabei hätte alles so einfach sein können. Sie hätten ihn beim Außerordentlichen DFB-Bundestag vorigen September nur zum zweiten Ehrenpräsidenten neben Egidius Braun ernennen müssen. Eine Frage des Respekts – und eine der Privilegien. Ein DFB-Ehrenpräsident hat Sitz und Stimme im Vorstand – geschenkt. Aber er hat auch einen Dienstwagen samt Fahrer.“

Roland Zorn (FAZ) stimmt ein: „Niemals geht man so ganz – auf welchen deutschen Sportfunktionär träfe Trude Herrs kölsche Abschiedshymne besser zu als auf Gerhard Mayer-Vorfelder. (…) Theo Zwanziger schloß jetzt mit seinem ungeliebten Kollegen einen Burgfrieden, über den Mayer-Vorfelder geschmunzelt haben dürfte. Er ist wieder da, mischt wieder mit und bleibt gefragt in diesen Monaten, da der DFB sich um die Ausrichtung der Frauen-Weltmeisterschaft 2011 bewirbt. Darüber entscheidet zwar im August die Exekutive der Fifa, in der aus Deutschland nicht Mayer-Vorfelder, sondern Franz Beckenbauer sitzt. Doch die Fifa wird von Joseph Blatter regiert, und auch der Schweizer hat mindestens einen, nun sogar wieder einflußreichen Freund in Deutschland: Gerhard Mayer-Vorfelder.“

Philipp Selldorf (SZ) ergänzt: „Mayer-Vorfelder, der von seinen zahlreichen Gegnern schon oft voreilig für erledigt erklärt worden ist, will noch nicht aus dem Mittelpunkt abtreten. Eine Karte ist ihm geblieben, und die erweist sich in der Form seines (personen-, nicht verbandsgebundenen) Mandats in der Uefa-Exekutive als furioser Trumpf. Kaum im Amt, beförderte ihn Michel Platini zu einem seiner vier Stellvertreter, was ein durchsichtiges, aber effektvolles Manöver der Vergeltung war. Der DFB hatte ja vor den Wahlen Partei ergriffen für Lennart Johansson. Dem Franzosen kam da Mayer-Vorfelder als Rache-Botschafter gerade recht: Auch der fühlt sich vom DFB schlecht behandelt. (…) Mayer-Vorfelder spricht es zwar nicht aus, aber er hat gute Gründe, seine Situation in der Isolation zu genießen. Sie erlaubt ihm, all diejenigen zu ärgern, die geglaubt haben, sie hätten die Akte Mayer-Vorfelder beim DFB endlich geschlossen.“

Wolfgang Hettfleisch (FR) würdigt die Politik Zwanzigers: „Ungeachtet dieser Sandkastenspiele gilt es festzuhalten: Der Wechsel an der Spitze hat dem DFB gut getan. Vom Umgang mit der NS-Vergangenheit des DFB über die Maßnahmen zur Bekämpfung von Rassismus und Gewalt bis zur Hinwendung zum Breitensport und seinen Problemen setzte Zwanziger Akzente, die seinem Vorgänger fremd waren. Diesen künftig als ‚Schattenpräsidenten‘ neben sich dulden zu müssen, ist ein Rückschlag für den durchaus machtbewußten Mann aus Altendiez. Wer ihn ein bißchen kennt, ahnt: Dabei wird er’s nicht bewenden lassen.“

taz: Der DFB stellt den Funktionären an der Basis ein Konzept vor, mit dem er auf den demografischen Wandel reagieren will; auch flexible Mannschaftsgrößen sind dabei ein Thema

BLZ: Jungstürmer und Hitlergruß – vor allem ostdeutsche Fußballvereine werden zunehmend von rechtsradikalen Gruppierungen unterwandert

FAZ: Über die Brüder Sport und Alkohol
FAZ: „Nirgendwo wird so viel getrunken“ – eine Studie über das Suchtpotential in Fußball und Handball

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