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Ball und Buchstabe

Uli Hoeneß auf DDR 1

Oliver Fritsch | Mittwoch, 21. November 2007 Kommentare deaktiviert für Uli Hoeneß auf DDR 1

Unbedingt lesen, am besten den ganzen Text (folgen Sie dem Link)! allesaussersport zerpflückt Uli Hoeneß, der sich im Bayerischen Rundfunk für seine Entgleisung rechtfertigt, und den Bayerischen Rundfunk wegen Kriecherei: „Wenn die Rhetorik, die Uli Hoeneß an den Tag legte, wirklich das spiegelt, was er denkt, dann Gute Nacht. Es wurden gar nicht erst Differenzierungen bemüht, sondern die beiden Gruppen an die Wand genagelt und je nachdem, wie es gerade der Argumentation diente, zu absoluten Minoritäten deklariert (einige hundert Mitglieder) oder zu gewalttätigen Untergrundorganisationen kurz vor der Übernahme der Weltherrschaft. Die beiden Fan-Gruppen wollen ‚die Macht’ oder ‚die Kontrolle’ in der Südkurve. Auch wenn Hoeneß im Tonfall ruhig bleibt, vergaloppiert sich mitunter sein Vokabular, das zuerst die beiden Gruppen für den Überfall auf den Nürnberger Bus ‚mitverantwortlich’ und später für die Randale an einer Tankstelle in Duisburg ‚hauptverantwortlich’ macht. Schließlich reicht schon die Vernetzung im Internet aus, um subversive Aktionen zu unterstellen, die in ‚italienische Verhältnisse’ münden könnten. Details, wer wie was wann für Vorschläge wem gegenüber macht, sind nicht relevant, denn für Hoeneß reicht der grobe Pinselstrich, um beide Gruppen in Gesamtheit an die Wand zu nageln. Inhaltliche Auseinandersetzungen scheinen, folgt man dem Hoeneß’schen Duktus, nicht mehr gewünscht. Hoeneß’ Bemerkung über die Aktivitäten der Fangruppen im Internet, lassen ahnen, dass auch Hoeneß inzwischen nicht greifen kann, was da vor sich geht. Klassischer Generationenkonflikt. Dafür dass Uli Hoeneß vermutlich mehrere Tage Zeit hatte, sich auf das TV-Gespräch vorzubereiten, überraschend massiv. Und erstaunlich unprofessionell, wenn man davon ausgeht, dass das Internet kein unwesentlicher Bestandteil im Leben vieler Menschen der Zielgruppe Bayern Münchens einnimmt. Die eigentliche Bankrotterklärung ist vermutlich die, dass Uli Hoeneß immer noch derjenige aus der Führungsetage des FCB ist, dem die meiste Empathie für die Fans zugetraut wird.“

allesaussersport wirft der Fragestellerin Versagen auf ganzer Linie vor: „Isabella Müller-Reinhardt war das fleischgewordene Elend des deutschen TV-Sportjournalisten. Sie begann als Stichwortgeberin, reduzierte ihre Präsenz dann auf devote Begleitgeräusche, um Hoeneß zu sekundieren und seine Argumentation zu wiederholen. Dieses Interview macht auf vielen Ebenen fassungslos. Es sind die ‚Fragen’ die sie gestellt hat, die Fragen, die sie nicht gestellt hat, die Zustimmung, die sie Hoeneß mehrmals gibt und schließlich die komplette Übernahme der Hoeneß’schen Meinung.“

Das auch noch! Die einzige kritische Frage, die sich die Journalistin Hoeneß zu stellen wagt, nämlich ob er den angegriffenen Fan-Gruppen nicht eine zu große öffentliche Resonanz verschafft habe, zeuge, meint allesaussersport, von ihrer falschen Vorstellung über ihre Profession (und auch von ihrer falschen Vorstellung von Resonanz): „Frau Müller-Reinhardt, es gehört zum Journalismus, dass man sich bei der ‚Gegenseite’ erkundigt und diese zu Wort kommen lässt. Das sollte einer der Unterscheidungsmerkmale zwischen Bayrischen Rundfunk und DDR 1 sein.“

Hofberichterstattung, dass einem die Tränen die Backen runterkullern oder sich die Fäuste in der Tasche ballen – das Hoeneß-Interview im Blickpunkt Sport als Podcast (via allesaussersport)

Eine Ergänzung: Gestern soll der Bayern-Herrmann im DSF Hoeneß gefragt haben, ob er, Hoeneß, wichtiger sei als die Bundeskanzlerin. Hoeneß soll, sichtlich geschmeichelt, verneint haben.

Bayern wünscht keine kritische Dachorganisation von Fans

Auch Markus Schäflein (SZ) befasst sich skeptisch mit Hoeneß’ Angriff auf den Club Nr. 12 und seiner Warnung vor „italienischen“ Verhältnissen: „Der C12 ist das falsche Ziel solcher Warnungen. Er ist eine Dachorganisation zahlreicher Fanklubs. Dort sind die Vorsitzenden oder andere Vertreter von offiziell registrierten Fanklubs Mitglieder. Hoeneß steckte also nicht nur ein paar hundert Fans, sondern Tausende in die Gewalttäter-Schublade. Die Reaktionen im Internet-Forum des FCB fielen erwartungsgemäß aus. (…) Bezeichnenderweise verlor Hoeneß die Kontrolle nicht beim Thema Gewalt, sondern bei der Kritik am Kommerz und der Organisation in der Arena. Anstoßzeiten, Sitzplätze, Trikots in Sponsorfarben – der C12 hat schon vieles bekämpft, das dem FC Bayern Geld bringt. Erneut erhält der Verdacht Nahrung, dass der Verein eine externe, kritische Dachorganisation von Fans nicht wünscht und denkt: Die einzige legitime Dachorganisation der Bayernfans ist – der FC Bayern.“

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