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Am Grünen Tisch

Zwei Spielmacher in der Bredouille

Oliver Fritsch | Donnerstag, 31. Januar 2008 Kommentare deaktiviert für Zwei Spielmacher in der Bredouille

Klammheimliche Freude in der deutschen Presse: Die angeblichen Probleme der Ukraine, Polens und Südafrikas, die Zeitpläne für die EM 12 und die WM 10 einzuhalten, sind die Probleme Michel Platinis und Joseph Blatters

Matti Lieske (Berliner Zeitung) wertet, vielleicht etwas voreilig, die Mahnung des Uefa-Präsidenten Michael Platini an Ukraine und Polen als Indiz dafür, dass den beiden Gastgebern der EM 2012 das Turnier entzogen werden könnte: „Die mit großer Euphorie als Aufbruch Ost verkündete EM-Vergabe an Polen und die Ukraine scheint sich bereits neun Monate später als verheerender Fehlschlag zu erweisen. In beiden Ländern ist seit dem Zuschlag außer Streitereien und Intrigen so gut wie nichts passiert, bei Stadionbau und Infrastrukturmaßnahmen liegt man schon weit hinter dem ursprünglichen Zeitplan zurück. Die in Zagreb erhobene Forderung Platinis, in den nächsten sechs Monaten müsse es deutliche Fortschritte geben, klang wie ein Ultimatum. Die Wahrscheinlichkeit, dass die EM 2012 tatsächlich in den beiden erwählten Ländern stattfindet, ist inzwischen bloß noch gering. Stattfinden wird das Turnier aber bestimmt, denn Platinis neuer Freund Theo Zwanziger ist sicher so freundlich, das Land des WM-Gastgebers 2006 als Schauplatz für die EM 2012 zur Verfügung zu stellen. Mit den Wahlversprechen Platinis hat das dann allerdings gar nichts mehr zu tun.“

Christof Kneer (SZ) sieht Platini in ähnlich heikler Situation wie den Fifa-Präsidenten Joseph Blatter: „Nun müssen die beiden Spielmacher, der große und der kleine, dahin, wo’s weh tun könnte – nach Polen/Ukraine (EM 2012) und Südafrika (WM 2010). Südafrika ist von Blatter mehrfach zu schärferem Arbeitstempo ermahnt worden, und nun hat auch Platini seinem Bewerberdoppel so knackig ins Gewissen geredet, dass es gleich als Ultimatum verstanden wurde. Das klingt ernst und ist es auch: Für die Machtgemeinschaft Blatter/Platini werden die Turniere im strukturschwachen Raum zur womöglich existenziellen Herausforderung. Die beiden haben ihren Lieblingswahlvölkern in Osteuropa und Afrika großzügig zwei Turniere überreicht, und jetzt müssen sie dummerweise dafür sorgen, dass diese Turniere auch stattfinden können. Blatter kennt das Grummeln im Kreis der Großsponsoren, die ihn – sollte Südafrika scheitern – kaum aus der Verantwortung entlassen würden. Und er ahnt, dass von Südafrika eine schöne sportliche Vision abhängen könnte – jene, wonach der Spielmacher Blatter nach seinem Karriereende den Fifa-Dirigentenstab an den Spielmacher Platini übergibt.“

FR: Platini rügt Polen und Ukraine
Mehr über Blatter bei seinem Freund Jens Weinreich

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