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Diesmal ist die Lage besonders ernst

Oliver Fritsch | Mittwoch, 12. März 2008 Kommentare deaktiviert für Diesmal ist die Lage besonders ernst

Spekulationen, Mutmaßungen, Sorgen angesichts der Bedenken des Bundeskartellamts in der TV-Zentralvermarktung und der Vorstöße der Bayern

Jan Christian Müller (FR) warnt vor der Einzelvermarktung, auch wenn sie dem Gesetz entsprechen sollte: „Kartellrechtlich spricht einiges dagegen, dass DFL und Kirch gemeinsame Sache machen, die TV-Rechte eines jeden Klubs als ein einziges großes Recht zusammenschnüren, die Bilder auch noch rotzfrech selbst produzieren und dann scheibchenweise an die Anstalten verkaufen. Ein freies Spiel der Kräfte sieht anders aus, und vielleicht kann man den DFL-Managern vorwerfen, ihre Marktmacht mit dieser verwegenen Kirch-Kiste ein Stück zu weit getrieben zu haben. Nun ist es aber auch so, dass ein freies Spiel der Kräfte den sowieso schwerreichen Bayern (Gewinn so hoch wie bei Bielefeld der ganze Umsatz) noch viel mehr als die derzeit 27 Millionen Euro aus den TV-Einnahmen einbringen würde, nämlich rund 100 Millionen Euro. Hinter Ribéry und Toni könnten dann Pirlo und Fabregas mehr Bälle jagen, wenn sie denn Lust hätten, für zweistellige Millionengehälter bei den Bayern Fußball zu spielen. Ein paar andere Vereine, der HSV, Bremen, Schalke, vielleicht Stuttgart und sogar Eintracht Frankfurt, würden ebenfalls profitieren. Der Rest sollte sich seine Teilnahme als Schlachtvieh an Auswärtsspielen in München, Hamburg, Bremen, Schalke, Stuttgart und Frankfurt von den Gastgebern entlohnen lassen.“

Steffen Grimberg (taz) hingegen wirft ein: „„Die Wettbewerbshüter vermuten hinter der Zentralvermarktung der TV-Rechte ein knallhartes Preiskartell. Dass ihnen Karl-Heinz Rummenigge mit seinem Kartellamtsbesuch dabei auf die Sprünge geholfen hat, ist allerdings Quatsch: Die Auseinandersetzung mit dem skeptischen Kartellamt ist seit Jahren ein chronischer Begleiter jeder TV-Rechte-Ausschreibung der Liga. Doch diesmal ist die Lage besonders ernst: Die Liga plant fest mit den von Leo Kirch und seiner Tochterfirma KF 15 garantierten Mehr-Millionen für die Saison ab 2009, doch diese Rechnung geht nur bei Beibehaltung der Zentralvermarktung auf. Intern ist man aber – wie Rummenigges Kartellamtsvorstoß beweist – zerstrittener denn je. (…) Das Kartellamt verschärft den Konflikt noch ungewollt: Eine Tolerierung der Zentralvermarktung sei nur dann machbar, wenn die kleinen Klubs stärker als bisher an den TV-Einnahmen beteiligt würden, dem die Kartellamtsfragebögen vorliegen – Rummenigge muss also irgendwas falsch gemacht haben.“

Thomas Haid (Stuttgarter Zeitung) durchleuchtet die Politik von Karl-Heinz Rummenigge: „Was wollen die Bayern? Deren Taktik ist wahrscheinlich nicht neu. Denn es ist schon länger so, dass die Crew aus München immer dann nach vorne prescht, wenn es um einen neuen Fernsehvertrag geht. Fachleute sprechen vom ‚berühmten Säbelrasseln’. Für sie wäre es keine Überraschung, wenn der aktuelle Vorstoß so enden würde: Die Bayern erklären sich solidarisch mit der Mehrheit in der Liga. Dann lassen sie sich als Retter der Zentralvermarktung feiern – und dafür werden sie dann auch finanziell noch ein bisschen mehr belohnt als die anderen. So wären alle wieder glücklich und zufrieden. Die Frage lautet nur, ob das Kartellamt mitmacht.“

Über den ersten Verhandlungstag im Zuger ISL-Prozess lesen Sie hier und hier

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