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Die Aufführung ging nicht unter die Haut

Oliver Fritsch | Donnerstag, 4. September 2008 Kommentare deaktiviert für Die Aufführung ging nicht unter die Haut

Das ZDF will tiefe und tiefste Gefühle gesehen und erlebt haben, doch die FAZ unterdrückt beim Abschiedsspiel Oliver Kahns ein Gähnen

Das Abschiedsspiel Oliver Kahns wurde vom Kerner-ZDF mit Superlativen der Emotionalität versehen. „Oliver Kahn ist ja nicht nur ein Fußballprofi, Oliver Kahn ist ja auch ein Mensch. Was fühlt jetzt der Mensch Oliver Kahn, was geht in dem Menschen vor? Können Sie beschreiben, was jetzt in dem Menschen Oliver Kahn vorgeht? Was fühlt jetzt der Mensch Oliver Kahn?“ (oder so ähnlich). Mir, als Fernsehzuschauer, kam die Stimmung ja eher verhalten vor: Stille, Sprechchöre gegen Jens Lehmann, der auch anwesend war, leise Pfiffe gegen die Nationalelf – all das, wofür man das Bayern-Publikum nun mal so schätzt. Peter Heß (FAZ) reduziert den Gehalt der ganzen Sache auf das Protokoll: „Die Inszenierung hatte bewegende Momente, Anflüge von Sentimentalität, aber insgesamt ging die Aufführung nicht unter die Haut.“

Über die Beziehung Kahns zu seinen Fans heißt es: „Wer will einem Titanen schon zu nahe kommen? Die Gefahr ist zu groß, seine Ungeduld oder seinen Zorn zu wecken. Die Verbindung basierte immer eher auf Respekt denn auf Zuneigung. Auch an diesem Abend fand keine Verschmelzung statt.“ Und in dem seltsamen Moment, als Kahn in der Kabine verschwindet, begleitet von einer Kamera, die die Bilder auf die Stadionleinwand überträgt, und die Zuschauer den Abwesenden mit „Olli“-Rufen huldigen, hört Heß Ping-Geräusche: „Wie die Signale eines Echolots, die die einzige Verbindung zweier Welten über und unter der Oberfläche bilden.“

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