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Internationaler Fußball

Der italienische Fußball der Mäzene ist nicht mehr konkurrenzfähig

Oliver Fritsch | Freitag, 5. Juni 2009 2 Kommentare

Kakà ist von Berlusconi und Italien nicht mehr zu halten / Laurent Blanc, ein Reformer, wird mit Girondins Bordeaux Meister / Florentino Pérez erhält eine zweite Chance – das gibt es nur in Madrid und nur im Fußball / Figo, Künstler tritt ab

Der Transfer Kakàs von Mailand nach Madrid steht vermutlich bevor und wird, laut SZ, wohl nur deswegen verzögert, weil Silvio Berlusconi am Sonntag eine Wahl, die Europawahl, zu bestehen hat. Birgit Schönau (SZ) zieht schon mal einen fatalen Schluss: „Der italienische Fußball der Mäzene ist international nicht mehr konkurrenzfähig. Die Serie A ist schon lange nicht mehr die bevorzugte Liga der Stars, jetzt kann sie offenbar auch ihre letzten Champions nicht mehr halten.“ Berlusconi hat übrigens in einer Fernsehsendung gesagt: „In dieser Saison haben wir verloren, weil wir in den letzten Minuten gewisser Spiele nicht die Taktik angewendet haben, die ich empfohlen hatte.“

Reformer setzt sich im zweiten Jahr durch

Französischer Meister ist Girondins Bordeaux, das die Herrschaft Olympique Lyons gebrochen hat. Das Spannende an dieser Erfolgsstory ist der Trainer: Laurent Blanc, der lange auf seine Chance warten musste. Josef Kelnberger (SZ) empfindet den Ausgang der Ligue 1 als Kontrast zur Bundesliga: „In der Bundesliga feiert man den Triumph der alten Trainergeneration, Felix Magath als Meister, Jupp Heynckes als Aufräumer nach dem Projekt Klinsmann. In Frankreich dagegen setzt sich ein Reformer durch. Blanc brachte zum Amtsantritt 2007 ein großes Trainerteam mit, legte seinen Schwerpunkt auf Fitness und die mentale Schulung der Spieler, bekam bei einer Krise im ersten Jahr Rückendeckung durch die Vereinsführung – und Mitte des zweiten Jahres eine Vertragsverlängerung als Zeichen an die Spieler: Dies ist der Mann, der über eure Zukunft entscheidet.“ Auch die NZZ befasst sich mit Bordeaux‘ Titelgewinn.

Nicht normal

Real Madrid hat wieder denselben Präsidenten wie 2000-2006: Florentino Pérez. Pérez hatte mit Real zunächst Titel gewonnen, den Klub aber mit seiner Galacticos-Strategie fast in den Ruin getrieben. Dass er nun eine zweite Chance erhält, führt Paul Ingendaay (FAZ) auf die Irrationalität des Fußballs zurück: „In jedem normalen Industrieunternehmen – etwa beim weltweit agierenden Bau- und Energiekonzern ACS, dem Pérez vorsteht – wäre ein Manager, der versagt hat, für alle Zeiten passé. Anders beim reichsten Klub der Welt. Hier orientiert man sich lieber an der zweitschlechtesten Lösung, um der schlechtesten zu entgehen. Hier darf es keinen radikalen Neuanfang geben, weil allein schon die erforderliche Bürgschaft des Kandidaten von 57 Millionen Euro den Kreis erheblich einschränkt.“

Künstler unter Kärrnern

Figo hat nun seinen endgültigen Rücktritt vollzogen. Birgit Schönau (SZ) verabschiedet einen Mimen: „Figo verlieh sich selbst und seinem Spiel eine Melancholie, die ihn aus dem Mittelmaß heraushob. Seine Fado-Aura ließ ihn auch an grauen Tagen irgendwie geheimnisvoll erscheinen. Wenig reden und noch weniger lächeln, leise bleiben, still sogar, nicht verbissen, sondern wissend wirkend. Das ist dieser spezielle Figo-Aplomb, der ihn einmalig machte, zu einem Künstler unter Kärrnern.“

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Kommentare

2 Kommentare zu “Der italienische Fußball der Mäzene ist nicht mehr konkurrenzfähig”

  1. Frankfurt die Macht
    Freitag, 5. Juni 2009 um 10:53

    Ich zitiere: „Figo verlieh sich selbst und seinem Spiel eine Melancholie, die ihn aus dem Mittelmaß heraushob.“

    Figo Mittelmaß!?

    Wo ist denn dann da das Maß? Oder der Fachverstand der Schreiberin …

  2. Oliver Fritsch
    Freitag, 5. Juni 2009 um 11:29

    Na ja, auf die Jahre bei Inter trifft das wohl zu. Den Einwand verstehe ich nicht.

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