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Nürnberger Patriarch Michael Roth tritt ab

Oliver Fritsch | Mittwoch, 10. Juni 2009 1 Kommentar

Der Rücktritt des Club-Bosses zieht Würdigung und Billigung nach sich

Thomas Winkler (taz) beschreibt den Zwiespalt im Verhältnis der Nürnberg-Fans zum scheidenden Club-Boss Michael Roth: „Bewundernswert ist die Leistung des Bundesverdienstkreuzträgers, aus dem notorisch amateurhaft und bisweilen gar kriminell geführten 1. FC Nürnberg wieder einen soliden Klub gemacht zu haben, der sein enormes Potenzial ausschöpfen kann. Diese Leistung wird von den Anhängern geschätzt, so peinlich das Auftreten von Roth auch manchmal war. Mit den fränkischen Fans verbindet ihn deshalb eine Hassliebe.“

Heiko Hinrichsen (Stuttgarter Zeitung) stellt Roth aufs Abstellgleis: „Gegenüber dem 43-jährigen Michael Oenning waren Roths Ressentiments groß gewesen, weil der sich zuvor lediglich als Verbandstrainer des Württembergischen Fußballverbandes und als Co-Trainer in Wolfsburg und Gladbach erste Sporen verdient hatte. Roth hingegen dreht lieber am großen Rad, bevorzugt prominente Trainernamen.“

Welch ein Mann!

Die SZ verlautbart: Mit dem Abtreten Michael Roths sei schon seit November zu rechnen gewesen, als er einer „faktischen Entmachtung“ ausgesetzt gewesen sei. Der Aufsichtsrat hatte sich in einer Auseinandersetzung um Tagesfragen zugunsten des Sportdirektors Martin Bader ausgesprochen. In der FAZ lesen wir seinen zweiten Vornamen ausgeschrieben: „Michael Adolf Roth, ein Patriarch tritt ab.“

Volk ohne Raumdeckung rehabilitiert ihn: „Roths größter Auftritt kam beim letzten Auswärtsspiel gegen Eintracht Frankfurt im April 2008, als Feuerwerkskörper aus dem Nürnberger Fanblock beinahe zu einem Spielabbruch geführt hätten. Roth stellte sich auf das Spielfeld, und auch die Blödesten der Blöden respektierten den Mann, dem sie Mintal, den DFB-Pokal und die Existenz des Vereins zu verdanken hatten. Quel homme!“ Roth soll auf die Frage, ob er Angst gehabt habe, laut FR entgegnet haben: “Ich habe doch den größten Teil meines Lebens schon hinter mir.” Das ist mal ein anderes überliefertes Roth-Zitat als das vom Hirn-wegpusten.

Knausrig

Roths Unternehmertum schaut sich Frank Hellmann (FR) genauer an: „Zwölf unrentable Filialen schlossen bereits vor zwei Jahren, schon vor einem Jahr gab es kein Weihnachts- und Urlaubsgeld, einige der 1200 Mitarbeiter beklagten gar ausbleibende Gehälter. Die Leute würden halt nicht jedes Jahr einen neuen Teppich kaufen, bedauerte der Chef einmal, der gegenüber seinen Angestellten oft knauserig, gegenüber dem 1. FC Nürnberg wohl auch nicht immer nur großzügig gewesen ist. Roth hat nie verraten, wem die Verquickung wirklich am meisten nützte. Seine dem Verein das Überleben sichernden Darlehen ließ er sich nämlich zurückzahlen, und die Mutmaßungen über die Höhe der Zinsen beschäftigten zeitweise sogar die Gerichte.“

Ex-Club-Coach Wolfgang Wolf sagte einst über Roths Rhetorik: „Um seine Aussagen hat er nie ein Schleifchen gemacht.“

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Kommentare

1 Kommentar zu “Nürnberger Patriarch Michael Roth tritt ab”

  1. Ingrid
    Freitag, 12. Juni 2009 um 10:20

    fussball.de lockt mit der Überschrift: „Roth schmeißt als Club-Präsident hin“.
    Zieht so eine Überschrift mehr Leser an als wenn man geschrieben hätte: „Die Ära Roth in Nürnberg ist Geschichte“, so wie der eigentlich Artikel dann überschrieben ist?

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