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Internationaler Fußball

Perpetuum mobile der Pässe

Frank Baade | Mittwoch, 2. Dezember 2009 2 Kommentare

Evertons und Cagliaris Trainer gelten als sehr gut, während Allegri von Cagliari Calcio Zukunft hat, hat Moyes bei Everton kein Geld, Lionel Messi gewinnt die Wahl zu Europas Fußballer des Jahres

Beim sardischen Klub Cagliari Calcio entdeckt Tom Mustroph (NZZ) ein großes Talent, allerdings nicht auf dem Rasen: „Massimiliano Allegri war im Gespräch als Trainer von Juventus oder der AC Milan. Dem an Jahren jungen, an Bank-Erfahrungen aber bereits reichen Coach wurde in Turin der ein paar Monate ältere Novize Ciro Ferrara vorgezogen.“ Allegri habe diese Entscheidung mit Respekt aufgenommen. Das kann er auch, denn: „Dass er selber durchaus für höhere Aufgaben geeignet ist, demonstrieren seine Spieler Woche für Woche mit ihrer konstruktivistisch anmutenden Spielweise. Die Geradlinigkeit und die Dynamik der Angriffszüge Cagliaris lassen an die himmelstürmenden russischen Avantgardisten denken.“ Zuletzt verlor sein Team zwar mit 3:4 gegen den AC Milan, scheiterte aber nur an fahrlässiger Chancenauswertung. „Allegri, der in der Vorsaison mit einer Niederlagenserie von fünf Spielen begann, wegen der dort schon sichtbaren guten spielerischen Ansätze dennoch gehalten wurde, hat seitdem seine eher gering dotierten Spieler kontinuierlich verbessert. Im kleinen Cagliari wächst ein Trainer heran, der einmal zu den ganz Grossen gehören kann.“

Moderne Visionen und alte Loyalität

Nach dem 2:0 des FC Liverpool im Derby gegen den FC Everton berichtet Hanspeter Künzler vom kleineren der beiden zur Zeit aus ihrer Sicht erfolglosen Klubs von der Mersey. In der NZZ erfährt man, dass Evertons Trainer David Moyes als einer der besten seiner Zunft gelte. „1987 war Everton Landesmeister, konnte davon aber nur beschränkt profitieren, denn nach der Heysel-Tragödie waren englische Klubs aus den Europacups verbannt worden. Die Verpflichtung von David Moyes im Jahr 2002 stellte ein Risiko dar, aber immerhin eines, das den knapp kalkulierenden Klub keine grossen Auslagen kostete: Moyes wies als Trainer erst vier Jahre Erfahrung bei Preston North End auf. Er erwies sich als Glücksfall – ein Jungtalent, dessen Fussballvision modern und international ausgerichtet, seine loyale Haltung aber ‚old school‘ war. Auch in der letzten Woche musste er wieder Gerüchte dementieren, wonach er bald weiterziehe, um in einem grösseren Klub mehr Geld und Lorbeeren zu verdienen. ‚Kompletter Unsinn‘, sagte er. Im Unterschied zu vielen nimmt man ihm solche Sprüche ab.“ Trotz fähigen Trainers und obwohl es zuletzt drei Mal die Saison in den Top 6 beendete, steht Everton zur Zeit nur auf Platz 16. Ursache sei das fehlende Geld. Der Besitzer und Theaterimpresario Bill Kenwright stelle klar, dass er kein weiteres Geld investieren könne. Und andere Interessenten seien rar. Zudem sei der Bau eines neuen Stadions inklusive Shoppingcenter von der Verwaltung abgelohnt worden. „Damit steht Evertons Premier-League-Zukunft in den Sternen.“

Barcelonas Idee vom Spiel

Lionel Messi ist mit historischem Vorsprung zu Europas Fußballer des Jahres gewählt worden. Ronald Reng findet in der FR, dass Messis Auszeichnung an jemand anderen gehen sollte: „Messi, der mit 13 aus Argentinien nach Barcelona kam, schenkt mit seinem Spiel dem Publikum die Illusion, das Spontane, das Wilde der Straße existiere noch; und ist doch der taktisch bestens geschulte Teamspieler, der gut erzogene Paradejunge der modernen Fußballakademien, die Spitzenathleten hervorbringen. Wie kann man ihn stoppen? ‚Indem du die Augen schließt und betest‘, antwortete der italienische Weltmeisterverteidiger Fabio Cannavaro, der 2006 Europas Fußballer war. Messi gewann die Wahl von France Football mit 473 von 480 möglichen Punkten, 240 Punkte vor dem Zweiten, Cristiano Ronaldo. Solch eine Eindeutigkeit gab es noch nie in 53 Jahren. Jede individuelle Bestenliste im Fußball dient auch dazu, dem Publikum eine der unsinnigsten und schönsten Freuden des Sports zu geben: über die Auswahl zu palavern. Angesichts von Messis individueller Klasse gibt es diese Diskussionen dieses Jahr nicht, und doch kann man ernsthaft debattieren, ob der Preis nicht besser an einen seiner Barça-Kollegen Xavi Hernández oder Andrés Iniesta hätte gehen sollen, die Dritter und Vierter wurden. Denn mehr als Messi, der Barcelonas Luxus ist, wirkt Xavi als Chefideologe von Barças prägenden Kurzpasskombinationen, mehr als Messi verkörpert Iniesta Barças Idee vom Perpetuum mobile der Pässe. Einer stimmt diesen Argumenten sofort zu. Leo Messi. Der wahre Fußballer des Jahres 2009 ist dieser: Barcelonas Idee vom Spiel.“

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Kommentare

2 Kommentare zu “Perpetuum mobile der Pässe”

  1. Malte
    Mittwoch, 2. Dezember 2009 um 13:23

    „Trotz fähigen Trainers und obwohl es davor drei Mal in den Top 6 war, beendete Everton die letzte Saison nur auf Platz 16.“

    die Saison ist doch noch nicht beendet 😉 Und in der letzten waren sie 5ter.

  2. Frank Baade
    Mittwoch, 2. Dezember 2009 um 14:29

    Richtig. Danke!

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