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Terry-Bridge-Affäre: Die Sprengkraft von Frauengeschichten

Oliver Fritsch | Dienstag, 2. Februar 2010 Kommentare deaktiviert für Terry-Bridge-Affäre: Die Sprengkraft von Frauengeschichten

Sein Sex mit der Ex-Freundin seines Mitspielers könnte den Kapitän der englischen Nationalmannschaft um die Binde bringen

Die unterschiedlichen moralischen Kosten der Fußballwelt berechnet Christian Eichler (FAZ): „Einer, der amerikanische Touristen am Tag nach dem 11. September betrunken verhöhnte, der auf Behindertenplätzen parkte, mit Kollegen um viel Geld zockte und für private Führungen über das Gelände des Klubs (ohne dessen Wissen) die Hand aufhielt, taugt kaum als Vorbild. Dafür bedurfte es gar nicht mehr der Affäre mit der Frau des anderen. Doch erst dieser Bruch des Kodex unter Kollegen hat ihn bei Mitspielern diskreditiert. Schon sollen mehrere Nationalspieler dafür sein, Terry als Kapitän abzusetzen oder gar ganz aus dem Boot zu werfen. Denn der Fußball mit seiner Gruppenpsychologie der (friedlichen) Kampferfahrung gehorcht auch einer militärischen Moral. Sie besagt: Wer Verfehlungen nach außen begeht, wird gestützt – wer sie nach innen begeht, gegen die eigenen Leute, wird gestürzt.“

Thomas Kielinger (Welt) ergänzt den Hohn und die Kritik, die sich Capello nun ausgesetzt sieht: „Bridge, den Fabio Capello als linken Verteidiger für Südafrika vorgesehen hat, ist, war von den Enthüllungen derart bedient, dass er lieber die Weltmeisterschaft verpassen als für England unter einem Kapitän Terry spielen möchte. Er möchte ihm am liebsten gar nicht mehr begegnen. Die meisten Kommentare stehen auf seiner Seite, sichtbar demonstriert nach dem Heimsieg Manchester Citys gegen FC Portsmouth, als mehrere City-Profis nach dem Spiel unter ihren Trikots T-Shirts mit dem Aufdruck ‚Team Bridge’ entblößten, als Zeichen ihrer Solidarität. Terry dagegen, der in Burnley das siegreiche zweite Tor für Chelsea köpfte, wurde von johlenden Gesängen begleitet wie ‚der alte Terry, immer ein Betrüger’, während man auf den Rängen von West Ham United reimend sang: ‚Chelsea wherever you may be, don’t trust your wife to John Terry!’“

Mit politischer Einmischung befasst sich Barbara Klimke (Berliner Zeitung): Zu den Führungsqualitäten eines Kapitäns gehört nach Meinung des britischen Sportministers Gerry Sutcliffe ein robustes Defensivverhalten, wenn es darum geht, sich die Freundin eines Kollegen vom Leib zu halten – selbst wenn sie, wie in diesem Fall, nur die Ex-Freundin des Kollegen ist.“

Die „Sprengkraft von Frauengeschichten in Männerteams“ messend, fügt Eichler hinzu: „Auch in der Bundesliga gab es schon manche Transfers von Spielern, die man sportlich nicht verstand, die dann aber hinter vorgehaltener Hand durch Transfers im Privatleben plausibel (aber inoffiziell) erklärt wurden.“

Nicht nur Terry trifft, auch Rooney, dessen 100. Premier-League-Tor die NZZ würdigt.

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