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Togo-Sperre ist und bleibt zynisch und skandalös

Oliver Fritsch | Dienstag, 2. Februar 2010 Kommentare deaktiviert für Togo-Sperre ist und bleibt zynisch und skandalös

Nachtrag zur Diskussion über die Togo-Sperre

Den Afrika Cup 2010 resümierend, gibt Silvano Speranza (Neue Zürcher Zeitung) Einblick in die Umstände seiner Reportertätigkeit: „Kein Afrika Cup seit 1998 – seit dem ersten, den der Schreibende (gemeint ist das verbotene Wort ‚ich’, if) besuchte – bot derart schwierige Bedingungen. In der chronisch verstopften Hauptstadt Luanda saß man als Journalist im Tourismuskomplex Futungo fest, einer für die Medien vorgesehenen, halbwegs bezahlbaren Unterkunft zwanzig Kilometer südlich von Luanda. Das Stadtzentrum rückte wegen des permanenten Staus in stundenweite Entfernung. Wer diese überbrücken wollte, bekam es mit Autobesitzern zu tun, die für Chauffeurdienste in ihren müden Karossen wahre Phantasiepreise verlangten. Und die einzige billige Art, sich zu bewegen, waren Reisen in den Minibussen der ‚cadongueiros’, deren Routen für Neulinge jedoch kaum schlüssig waren. (…) Was in Erinnerung bleibt, sind die tragischen Vorkommnisse von Cabinda, wo drei Menschen noch vor Turnierbeginn ihr Leben verloren. Aus dieser Perspektive muss der Afrikacup 2010 als gescheitert angesehen werden.“

In die gestrige Diskussion über die Togo-Sperre hat sich auch der zitierte Welt-Autor Christian Putsch eingeschaltet: „Togos Regierung hat dieses Attentat nicht machtpolitisch genutzt, diesen Zusammenhang herzustellen ist zynisch. Was wäre passiert, wenn Togo geblieben wäre und es einen zweiten Anschlag gegeben hätte (das Team wäre in Cabinda stationiert gewesen)? Alle hätten gesagt, dass es unverantwortbar war, das Team nicht nach Hause zu holen. Hinzu kommt, dass die CAF zugelassen hat, dass ein Teil des Turniers in einer völlig unstabilen Region stattfand. Statt diesen Fehler einzusehen, eine lange Sperre auszusprechen ist ein Skandal. Mitarbeiter der Deutschen Botschaft in Luanda dürfen per Dienstanweisung nicht nach Cabinda reisen. Ich denke, das sagt einiges.“

Wer wissen will, was Nachwunchsjournalisten dazu schreiben, schaut hier: „Zynischer Missbrauch von Paragrafen“

Daniel Theweleit (Financial Times Deutschland) zieht sportlich Bilanz: „Der Afrika-Cup ist sich wieder einmal treu geblieben im Zerstören von Träumen: Drei der sechs afrikanischen WM-Teilnehmer befinden sich nach den drei Wochen von Angola im Zustand einer akuten Krise. Die Trainer Paul Le Guen (Kamerun), Vahid Halilhodzic (Elfenbeinküste) und Shaibu Amodu (Nigeria) müssen ernsthaft fürchten, während der kommenden Tage entlassen zu werden.“

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