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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Vermischtes

Auftreten wie Kahn, wirken wie Kahn, halten wie Kahn

Frank Baade | Mittwoch, 10. Februar 2010 3 Kommentare

Amerell unter heiklem Verdacht, der VfL Osnabrück hat seinen Glauben zurück, nicht aber die alte Ligazugehörigkeit, Rensing befreit sich aus der Kahn-Falle und spielt für seine nächste Chance vor

Einen viel größeren Skandal als die gescheiterte Vertragsverlängerung wollte der DFB eigentlich auf seiner Sitzung diskutieren, erfuhr Jan Christian Müller (FR): „Der ‚Fall Amerell‘ ist nach FR-Recherchen der wichtigere Grund für die außerordentliche Sitzung des DFB-Präsidiums am vergangenen Donnerstag gewesen. Das Treffen wurde danach von dem Zwist über den Vertrag von Bundestrainer Joachim Löw überlagert. Hinter den Kulissen ging es hingegen um die brisanten Fragen, ob und wenn ja, wie intensiv sich Amerell einem jungen Bundesliga-Schiedsrichter genähert hat. Dieser wandte sich nach FR-Informationen im Dezember 2009 hilfesuchend an den Boss des DFB-Schiedsrichter-Ausschusses, Volker Roth. Im Januar soll der Schiedsrichter über Lehrwart Eugen Strigel den direkten Weg zu Zwanziger gefunden haben. Der DFB-Präsident will die Angelegenheit bereits am heutigen Mittwoch mit dem Vizepräsidenten Schiedsrichterwesen, Rainer Koch, erörtern. Amerell bestreitet den Vorwurf der Annäherung.“

Abstieg durch Absprache?

Der VfL Osnabrück spielt heute unter großer Aufmerksamkeit im Pokal gegen Schalke und kann wegen seines Abstiegs in die 3. Liga das Geld gut gebrauchen. Warum der VfL abstieg, ist immer noch nicht geklärt. Abstreifen kann der VfL dies ohnehin nicht gänzlich, berichtet Markus Lotter (Berliner Zeitung): „Leider wird man diese Saison der Osnabrücker auf ewig mit dem Wettskandal in Verbindung bringen, der im November des vergangenen Jahres den europäischen, aber im Besonderen den deutschen Fußball entsetzte. Vom größten Wettskandal in der Geschichte des Fußballs war von Seiten der ermittelten Staatsanwaltschaft sogar die Rede, von organisiertem Verbrechen, von mehr als 200 Fällen der Spielmanipulation, die zum Teil entscheidenden Einfluss auf den Verlauf einer Spielzeit gehabt haben sollen. Und mittendrin der überraschte VfL Osnabrück, konfrontiert mit dem Betrugsverdacht gegen drei Profis und der vorschnellen Meldung, dass Reichenberger, der Publikumsliebling des kleinen Traditionsvereins, bereits verhaftet worden sei. Es folgten: Reichenbergers legendärer Mittelkreis-Auftritt mit öffentlicher Unschuldsbekundung und wenig später Reichenbergers Entlastung. Es blieb der Imageschaden für Spieler und Verein, der sich nicht mehr sicher sein konnte, ob er dann doch vielleicht aufgrund krimineller Machenschaften im vergangenen Jahr das Klassenziel in der Zweiten Liga verpasst hatte.“

Reichenberger wurde entlastet, zwei andere Osnabrücker Spieler hingegen nicht, berichtet Frank Hellmann im Tagesspiegel: „Anders waren die Fälle bei Marcel Schuon und Thomas Cichon gelagert, den beiden zentralen Abwehrspielern. Und zentralen Figuren verschobener Spiele? Schuon hat sich nach Angaben seines Anwalts der ‚Verbrechensabrede‘ schuldig gemacht. Schuon war Stammgast in einem Wettbüro am Bahnhof, mit Drahtziehern der Wettmafia traf er sich an Autobahnraststätten, und irgendwann wurde ihm eine Waffe an den Kopf gehalten. Cichon, der dem Verein seine Spielsucht offenbarte, kickt heute in Südafrika. Auch er gab zu, Wetten platziert und Schulden im fünfstelligen Bereich angehäuft zu haben. Doch genau wie Schuon habe auch er nie Spiele manipuliert. Mehr als drei Millionen Euro fehlen dem VfL allein an Fernsehgeldern durch den Abstieg, von dem eben keiner weiß, ob er durch Absprachen in Hinterzimmern der Wettmafia herbeigeführt wurde.“

Rensing in der Kahn-Falle

Michael Rensing wird den FC Bayern verlassen. Ob er auch Deutschland verlässt, entscheidet sich womöglich heute Abend, meint Christof Kneer SZ, der auch die früheren Fehler Rensings nennt: „Vor allem aber ist sein Spiel viel zu oft das Spiel eines anderen gewesen: Es war immer Kahns Spiel. Er wollte auftreten wie Kahn, wirken wie Kahn, halten wie Kahn. Er wollte aggressiv sein, wollte die Mitspieler motivieren und hat übersehen, dass die Mitspieler vielleicht gar nicht mehr so aggressiv motiviert werden wollten. Er hat dem Rensing in sich zu wenig Auslauf gelassen. Er weiß, dass er jetzt ein anderes Leitbild braucht. Rensing war gefangen in der Kahn-Falle, und noch rätselt er, wo er die verlorenen Jahre am besten nachholt.“ Mittelgroße Vereine in Spanien oder Italien, vielleicht Österreich oder die Schweiz stünden zur Auswahl, aber lieber wäre ihm wohl die Bundesliga. Welche es erst wieder von ihm zu überzeugen gilt. „Spielt er nur gegen Fürth, bleibt ihm wohl nur die Ehrenrunde im Ausland.“

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Kommentare

3 Kommentare zu “Auftreten wie Kahn, wirken wie Kahn, halten wie Kahn”

  1. Hans Dampf
    Donnerstag, 11. Februar 2010 um 00:34

    Rensing hat heute mal wieder ein paar Schnitzer fabriziert. Meines Erachtens fehlt ihm der alte Dreisatz: Schauen, denken, handeln. Oft handelt er zu früh, und verschätzt sich brutal.

  2. abiszet
    Donnerstag, 11. Februar 2010 um 13:03

    Rensing ist ein Torhüter der Kategorie „Wessels“: maximal solide Mittelklasse. Beim zweiten Gegentor gegen Fürth hat man wieder „technische“ Probleme bei der „Bagger-Aktion“ von Rensing gesehen. Ein Ball, den wohl die meisten der Stamm- und Ersatztorhüter der Liga „mit der Kappe halten“ (wie mein Vater immer sagte).

    Rensing hat es nicht gut getan, von Hoeness zum Kahn-Nachfolger „bestimmt“ worden zu sein. Ähnlich erging es ja schon Roque Santa Cruz oder Breno, die als „Jahrhunderttalente“ angepriesen wurden. Auch Kroos schien auf dem besten Weg, in die Fussstapfen seiner Kollegen zu treten …

  3. Lena
    Donnerstag, 11. Februar 2010 um 13:55

    „Fall Amarell“ ein viiiiel größerer Skandal?

    1. Die Vertragsverhandlungen waren ein Skandal? Eher Eklat, aber Skandal?

    2. Anschuldigungen sind noch kein Skandal. Beweise bitte. Und da ich der Meinung bin, dass anbandeln – oder der Versuch dazu – auch unter Schwulen noch kein hinreichender Grund für einen viiiiel größeren Skandal ist, bitte auch gleich den Nachweis mitreichen, dass Amarell den Schiedsrichterkollegen bei Abfuhr gezielt benachteiligt hat.

    Sonst ist alles heiße Luft und leicht erkennbar schwulenphobe Erregung. Was aber an sich der eigentliche Skandal wäre.

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