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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Interview

Interviews mit Arjen Robben, Manuel Neuer, Kevin Kuranyi und Jens Lehmann

Frank Baade | Freitag, 12. März 2010 7 Kommentare

Arjen Robben über Intuition beim Dribbeln, Manuel Neuer über seine Devise, Kevin Kuranyi über seine Form, Jens Lehmann über Aggressionen und einige Journalisten über die Bundesliga: Interviews galore

„Völlig intuitiv“

Christian Eichler (FAS) spricht mit Arjen Robben darüber, wie er so ein guter Dribbler wurde. Schon als kleiner Junge habe er es ständig gewagt, auch mal an vier oder fünf Gegnern vorbeizudribbeln.

„In Deutschland wäre dann vermutlich ein Jugendtrainer gekommen und hätte gesagt: Hör auf mit dem Fummeln, gib den Ball ab. In Holland nicht?

Bei mir hat nie jemand etwas gesagt. Das ist auch gut so. Oft sehe ich, dass Eltern an der Linie stehen und die Kinder anschreien. Das ist sehr schlecht. Du musst die Kinder lassen, das schaffen die selbst. Die brauchen noch keine Taktik, keinen Erfolgsdruck. Die wollen nur Spaß haben.

Wissen Sie schon, was als Nächstes passiert?

Nein. Das ist völlig intuitiv. Ich bin ein intuitiver Spieler. Ich weiß nie, wo es endet. Wenn ich ein Dribbling mache, bestimmt oft der Verteidiger, wo es hingeht. Wenn ich nach innen will, und der Verteidiger macht eine Bewegung nach innen, dann kann ich das ganz schnell ändern und gehe nach außen. Man muss immer eine gute Wahl treffen, das ist schwierig. Manchmal muss die Wahl auch sein, das Dribbling zu lassen. Nämlich dann, wenn man sieht, dass zu viele Gegenspieler da sind.“ Außerdem sei er eigentlich gar kein Flügelspieler, verstünde sich mit Philipp Lahm (fußballerisch) immer besser und könne sogar köpfen. Nur stünde er selten dort, wo die Flanken hinkämen.

„Macht doch keiner“

Für den Tagesspiegel sprach Michael Rosentritt nach der Entscheidung für René Adler als Nr. 1 mit dem Unterlegenen dieser Ausscheidung, Manuel Neuer:

Wie fielen die Reaktionen der Mitspieler aus? Hat jemand sein Bedauern ausgedrückt?

Macht doch keiner, sich gegen die Entscheidung des Bundestrainers zu stellen. Viele aus der Nationalmannschaft kennen diese Situation, die der Konkurrenzkampf mit sich bringt. Solche Entscheidungen sind nie für die Ewigkeit.“

Und wie es nun weitergehen werde zwischen ihm und seinem Kontrahenten in der Nationalmannschaft: „Der René und ich, wir werden das Verhältnis so harmonisch weiterführen, wie es bisher schon war. Ich habe ein gutes Verhältnis zum ihm und zu Tim Wiese. Daran wird sich nichts ändern. Aber im Training werde ich angreifen, und ich werde unbeeindruckt und ehrgeizig wie immer in meine nächsten Spiele mit Schalke gehen. Ich werde mir keine negativen Gedanken machen, denn ich weiß, was ich kann.

Sie sollen noch heute einen recht passablen Feldspieler abgeben.

So, sagt man das? Na ja, Regionalliga traue ich mir auf jeden Fall zu. Vielleicht auch Dritte Liga.“

Und zum Umstand, dass er nun Kapitän der Schalker Mannschaft ist: „Gerade für die Medien muss man nach jedem Spiel da sein, egal wie man gespielt hat oder drauf ist. Und dann ist man das Sprachrohr der Mannschaft zum Trainer hin, was bei uns jetzt aber nicht das Problem ist. Wir haben inzwischen viele junge Spieler. Wenn wir im Training alt gegen jung spielen, gehöre ich schon zu den alten. Mit 23!“

„Eine Frage der Routine“

Kevin Kuranyi schnüffelt an Gerd Müllers Rekorden, so lange erzielt er schon Saison für Saison zweistellig Tore in der Bundesliga. Mit dem Nicht-WM-Fahrer sprach Thomas Haid in der Stuttgarter Zeitung:

Viele Experten behaupten, Sie seien im Augenblick in der Form Ihres Lebens. Sehen Sie das auch so?

Ich denke schon, dass ich noch einen Schritt nach vorne gemacht habe. Das ist jedoch auch eine Frage des Alters und der Routine, von der ich profitieren kann.

Sie haben jedoch auch einige persönliche Dinge umgestellt und sind beispielsweise in die Nähe der Schalker Arena gezogen.

Das meine ich ja. Ich konzentriere mich nun noch mehr auf Fußball. Früher ist bei mir viel Zeit für die Anfahrt und die Heimfahrt draufgegangen. Das ist jetzt anders – und das nutze ich, um an mir zu arbeiten und um meinen Körper zu pflegen. (…)

Auf Schalke ist etwas Ähnliches (wie zuletzt beim VfB Stuttgart, fb) passiert, nachdem Felix Magath im Sommer das Kommando übernommen hat.

Der Trainer hat seine ganze Erfahrung eingebracht, vieles neu geordnet und umstrukturiert. Jetzt sind wir gut aufgestellt. Außerdem trainieren wir härter als zuvor und entwickeln uns ständig weiter. Die Mischung in der Mannschaft passt.

Also hat Felix Magath einen großen Anteil am Aufschwung.

Den größten. Er hat uns richtig fit gemacht und auch viele junge Spieler aufgebaut. Die haben dann ihre Chance genutzt. Das ist der Weg, genauso sieht die Zukunft von Schalke 04 aus.“

„Jemand wie ich wäre perfekt“

Bei DerWesten erhält Thorsten Schabelon die einzig vorstellbare Antwort von Jens Lehmann, auf die Frage, wen er als Torwart zur WM mitnähme: „Ich glaube, dass jemand wie ich perfekt wäre, sofern er in das Schema des Bundestrainers passen würde, wonach der Torwart maximal 30 bis 35 Jahre alt sein sollte. Den gibt es aber nicht in Deutschland.

Sie betonen gerne, dass Sie sich wesentlich jünger fühlen…

Lehmann: Das betone ich nicht, sondern muss auf diese Frage nach dem ‚gefühlten Alter‘ mit Ja antworten.“

Ansonsten hat er für seine aggressive Spielweise noch folgenden Erklärungsversuch parat, den man so ähnlich schon öfter gehört hat: „Ich bin wohl einer der offensivsten Torleute, die es gibt. Das beinhaltet viele Zweikämpfe. Ich bin mutig, gehe raus, werde dann auf engem Feld attackiert. Da setzt es Schläge und Tritte. Ich selbst kann nicht austeilen, weil ich darauf konzentriert bin, den Ball zu kriegen. Ich kann die Aggression nicht sofort abbauen, komme auf dem Spielfeld aber dann schnell in andere Situationen, in denen sich die aufgestaute Emotionalität und Aggressivität widerspiegelt.“

„Lieber in Köln zum Karneval“

Jens Peters spricht auf seinem Catenaccio mit Ronald Reng, Raphael Honigstein und Frank Lussem über „ein Essen mit Torwarthandschuhen, rechercheunfähige Journalisten, Felix Magath und Louis van Gaal und über ein neues Buch“, vornehmlich aber über eine Standortbestimmung der Bundesliga.

Sehr umfangreich und gleichzeitig dennoch den Charakter einer Diskussion bewahrend, zudem angenehm offenherzig, wie z. B. Ronald Reng an dieser Stelle: „Ein paar 0:0 machen noch keinen Trend. Im Gegenteil, wenn ich all diese 0:0 nicht sehe, sehe ich die Gegenbewegung: Noch vor fünf Jahren waren Trainer wie Hecking, Funkel, Slomka die üblichen Erscheinungen in der Liga: Sie ließen konsequent fast nur gegen den Ball trainieren, es wurde in engen Linien verteidigt und nach vorne sollte es die Intuition der Spieler richten – das waren die Mourinho-Doktrin. Inzwischen treffen sich diese Trainer konsequent am Tabellenende wieder. Trainer wie Tuchel, Rangnick, Gross, die auch System im Spiel nach vorne haben, gewinnen die Überhand, Pressing-Fanatiker wie Labbadia und Klopp sind kleine Brüder im Geiste – wobei ich nicht sicher bin, ob ich als Profi nicht doch lieber unter Funkel als unter Labbadia trainieren würde: Scheint irgendwie ein leichteres Leben, einen Trainer zu haben, der am liebsten gar nicht trainiert, damit er in Köln zum Karneval oder in Mallorca zum Ballern kann, statt einen Trainer, der den eigenen Wahnsinn für Methode hält.“ Prädikat „absolut lesenswert“.

Kommentare

7 Kommentare zu “Interviews mit Arjen Robben, Manuel Neuer, Kevin Kuranyi und Jens Lehmann”

  1. heinzkamke
    Freitag, 12. März 2010 um 14:29

    „schnüffelt an Gerd Müllers Rekorden“ ist aber schon eine gewagte These…

  2. Frank Baade
    Freitag, 12. März 2010 um 14:39

    Ich gestehe mich schuldig im Sinne des Plurals. Ansonsten allerdings nicht:

    Der Treffer gegen Bochum am letzten Spieltag war für Kevin Kuranyi bereits Saisontor Nummer zehn. Damit trifft der 28-Jährige schon im achten Jahr in Folge zweistellig. Eine unglaubliche Bilanz, die in der Geschichte der Bundesliga nur von zwei Spielern übertroffen wurde: Manni Burgsmüller traf zehn Mal hintereinander zweistellig, Gerd Müller sogar 13 Mal.

    Quelle: spox.

  3. heinzkamke
    Freitag, 12. März 2010 um 14:50

    Findest Du nicht, dass der Weg von 8 bis 13 kein leichter noch ein bisschen weit ist, um bereits von Schnüffeln zu sprechen? Oder hat er einfach eine sehr gute Nase?

    Nutzloses Zusatzwissen: sowohl bei Wikipedia als auch auf Kuranyis Website steht fälschlicherweise, er sei der einzige, der diese 8 erreicht habe (Quelle: stadion-wurst.com).

  4. heinzkamke
    Freitag, 12. März 2010 um 15:09

    Der einzige außer den beiden Führenden, natürlich.

  5. Nixwisser
    Freitag, 12. März 2010 um 18:13

    Bundesligatore
    Kevin – 106
    Gerd – 365
    Von anderen Werten ganz zu schweigen.

    Sry., der Vergleich ist in jeder Hinsicht lächerlich. Müller hat so ziemlich jeden halbwegs wichtigen Titel mindestens einmal gewonnen. KK ist imho ein guter Spieler und dieses Jahr läuft’s wohl besonders gut für ihn. Prima. Mit Vergleichen mit Müller tut man ihm keinen Gefallen. Das gilt aber für die meisten Stürmer. Soundsoviele Spielzeiten nacheinander zweistellig treffen – mmhhh. Eindeutig zu viel NBA geguckt. Vielleicht liegt der Kevin sogar in der Disziplin „kaugummikauend einen reinmachen“ vorm Gädd. Das wär‘n Ding.

    Alles eine Frage der Relevanz.

  6. blavont
    Sonntag, 14. März 2010 um 06:24

    ich finde den Hinweis an sich schon gut, weil eben doch oft auf Kurany eingedroschen wird. Und diese Konstanz auf gehobenem Niveau haben eben vor ihm nur zwei andere Spieler gezeigt.

  7. Gleich gut ist gleich gut wie besser, oder? « angedacht
    Sonntag, 14. März 2010 um 17:40

    […] darauf erfuhr ich dann beim indirekten Freistoß, dass sich auch spox mit besagter Statistik auseinandergesetzt und den Unterschied zwischen […]

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