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Internationaler Fußball

Xavi entscheidet den Clásico, AS Rom überholt Inter

Frank Baade | Dienstag, 13. April 2010 Kommentare deaktiviert für Xavi entscheidet den Clásico, AS Rom überholt Inter

Madrid verliert trotz 300 Millionen teurer Neuzugänge den Clasico, Xavi ist der eigentliche Star, Madrids Trainer Pellegrino wackelt, AS Rom löst Inter Mailand an der Tabellenspitze ab, Barrios zur WM

Clásico: gewachsenes Erfolgsmodell Barcelona

Diesmal habe sich die Partie nicht im (Fern-)Duell Ronaldo gegen Messi entschieden, berichtet Georg Bucher in der NZZ: „Der Feldherr sass auf der Trainerbank von Barça: Josep Guardiola. Seine Ankündigungen deuteten auf einen Sturmlauf hin. Geflunker. Frühes Stören des Gegners und schnelle Angriffsauslösung waren die Alternative – Ästhetik spielte eine Nebenrolle.“ Am Ende siegte Barcelona wegen dieses Unterschieds: „Er war vor allem kollektiver Natur: Hier ein Team, das über viel Potenzial verfügt, sich aber noch auf Stilsuche befindet, dort ein gewachsenes, nur bedingt von einzelnen Interpreten abhängiges Erfolgsmodell.“ Für Madrids Trainer Pellegrinis könnte das größere Probleme beim Joberhalt bedeuten. „Gewinnen oder sterben, sagen die ‚Königlichen‘. Ein aristokratisches Motto der gnadenlosen Art.“

Auch Javier Caceres (SZ) findet mit Blick auf Reals Einkaufsrechnung: „Ein bisschen viel Geld für eine Saison, die am Ende wohl so weiß bleiben wird wie ein leeres Blatt Papier. In allen Schlüsselpartien war Real von einer Ohnmacht geprägt, die in eklatantem Widerspruch zu der gleichfalls eklatant zur Schau gestellten finanziellen Potenz stand.“ Bemerkenswertes über den „portugiesischen Beau Cristiano Ronaldo, dessen Egotrips die Real-Fans erstmals zu wütenden Pfiffen veranlassten.“ Verantwortlich für diese Lage Real Madrids seien aber vor allem die drei Herren aus der Führungsriege Real Madrids: Manager Paradeza, Direktor Valdano und Präsident Perez, denn: „Dieses Trio trägt die Verantwortung für die Zusammenstellung eines Kaders voller Halbgötter, der in irrwitziger Weise unvollkommen wirkt.“

Obwohl Ronaldo vs Messi die Gazetten beherrschte, sind weder diese beiden noch Trainer Guardiola der wahre Star, urteilt Dominik Bardow im Tagesspiegel: „Xavi gab mit zwei Traumpässen die Vorlagen zu beiden Toren. Und Xavi hätte noch weitere Treffer aufgelegt, wenn seine Mitspieler den Ball nur so früh sehen könnten wie er. (…) Dank seiner Lauf- und Zweikampfstärke wird Xavi oft mit seinem Trainer verglichen, den er 2000, aus der eigenen Jugend kommend, in Barças Mittelfeld beerbte. Doch Xavis wahre Stärke kommt erst in der Offensive zur Geltung: Neben seinen blitzschnellen Drehungen um die eigene Achse zeichnet ihn sein Gefühl für millimetergenaue Pässe aus. Xavis Fluch ist es, dass er in der Öffentlichkeit oft im Schatten der Torschützen steht, die seine Pässe verwerten.“

Serie A: Meisterschaftskampf voll entfacht

Luca Tonis neues Team, der AS Rom, übernimmt die Tabellenführung in der Serie A. In der taz glüht Tom Mustroph: „Die Fackel ist geworfen und der Meisterschaftskampf in Italien endgültig neu entfacht. Nach einem mühsam erkämpften 2:1-Heimsieg gegen Atalanta Bergamo zog der AS Rom am Sonntag an Dauermeister Inter Mailand vorbei. Klubpräsidentin Rosella Sensi standen die Tränen in den Augen. Mit ihrem vor zwei Jahren verstorbenen Vater Franco Sensi im Chefsessel gelang dem AS Rom der letzte Triumph. Der Scudetto anno 2001 war jedoch mit so viel geborgtem Geld erkauft, dass danach der Totalbankrott drohte. Mit bemerkenswertem Sparkurs rettete die smarte Rosella den Verein.“ Der Verfolger „the special one“ müsse gerade eine ungewohnte Rolle lernen: „Für Inter und für Mourinho bricht nun eine neue Ära an. Die letzten Meisterschaften hatte der Klub immer von vorn gewonnen. Auch der Portugiese hatte seine Titel mit Porto und Chelsea nach souveräner Tabellenführung erobert. Der Siegeszug aus der zweiten Reihe ist bislang nicht seine Stärke. Zudem spricht das schwerere Programm gegen Inter.“

Über das überholte Inter Mailand schreibt Tom Mustroph in der NZZ ganz so, als dächte er an die vielen Teams, die in der Bundesliga irgendwann mal Tabellenführer zu sein pflegen, ohne dort auch am Saisonende einzulaufen: „Eine Fussballmeisterschaft ist ein Langstreckenlauf. Es zählt nicht, wer am besten aus den Startblöcken kommt, und auch nicht, wer lange Zeit die Führungsarbeit leistet. Nur die Reihenfolge beim Passieren des Zielstrichs ist bedeutsam. Diese bittere Erfahrung machten nach dem Blitzstart von Sampdoria Genua nun auch die robusten Tempomacher von Internazionale.“ In der Rückrunde nur 22 Punkte, wo in der Hinrunde noch 35 zu Buche standen. „Erklären kann diese Diskrepanz derzeit niemand. Zwar ist die zeitliche Koinzidenz zwischen der Belastung durch die Champions League und dem Durchhänger in der Serie A offensichtlich. Direktor Branca möchte aber keinen kausalen Zusammenhang herstellen.“ Eine andere Erklärung könne er allerdings auch nicht liefern. Unbewusste Nachlässigkeiten, gegen die man ankämpfen müsse, vielleicht. Etwas, was selbst dem großen Hoffenheim unterläuft.

Paraguay: Späte Reparationen für einen verlorenen Krieg

Bei einer WM wimmelt es ja immer nur so vor Bundesliga-Spielern. Nachschub bei der Quote könnte ein „Dortmunder“ bringen, berichtet Peter Burghardt in der SZ: Lucas Barrios, Welttorjäger beim BVB, besitzt seit kurzem auch einen Pass, der ihn als Paraguayer ausweist. „Im Eilverfahren bekam der Anwärter Barrios“ diesen, was den angenehmen Nebeneffekt hätte, dass er „ab sofort für das Geburtsland der Mama antreten“ dürfe. Die wie Barrios gebürtigen Argentinier Sergio Aquino und der vormalige Wolfsburger Jonathan Santana hätten sich Paraguays Elf bereits angeschlossen „- eine winzige Reparatur für die verlustreiche Niederlage vor 150 Jahren im Krieg gegen die sogenannte Tripe Alianza aus Brasilien, Uruguay und Argentinien.“ Barrios wird also aller Vorausicht nach an der WM teilnehmen, vielleicht sogar doch noch für Argentinien. „Ein Platz im Angriff, berichtete Maradona kürzlich, sei noch frei. Barrios sagt, er wolle erst mal die Papiere in Ordnung haben, dann könne man reden. Natürlich will er irgendwie bei der WM dabei sein.“ Für welches Land, wird sich zeigen.

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