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Ascheplatz

Kampf um die Kinder

Matthias Nedoklan | Dienstag, 29. März 2011 1 Kommentar

Lob gibt es für die Leistungszentren der Profiklubs häufig: Die Nationalelf gehört zur absoluten Weltspitze, Borussia Dortmund wird mit dem eigenen Nachwuchs wohl bald Meister. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten

Boris Herrmann (SZ) beschreibt die Lage in den Leistungszentren der Profiklubs, dort wo die Profis von morgen spielen. Mittlerweile sei ein erbitterter Kampf um Jugendliche entbrannt, ein hitziges Wortgefecht habe dazu geführt, dass der Chefscout der TSG Hoffenheim mittlerweile ein Hausverbort bei Hertha BSC Berlin habe. Bis zu ihrem Wechsel nach Hoffenheim im Sommer seien außerdem zwei Berliner Jugendliche sowohl vom Trainingsbetrieb als auch von der Schule suspendiert: „Laut den DFL-Statuten dürfen Schüler ab 16 Jahren in Absprache mit ihren Eltern einen sogenannten Fördervertrag unterschreiben, um sich längerfristig an ihren Ausbildungsverein zu binden. Diese Regel wird indes wie im Fall der beiden Berliner Spieler dadurch umgangen, dass schlichtweg noch früher abgeworben und transferiert wird.“

Dominik Bardow (Tagesspiegel) findet einen weiteren Fall aus der Jugendabteilung von Hertha BSC Berlin, den 15-jährigen Leander Siemann. Im Sommer wechselt er zu Arsenal London: „Als Joachim Wunderlich mit seinem Sohn Leander Siemann in Nordlondon zum Probetraining bei Arsenal fuhr, warteten vor dem Trainingsgelände schon Jugendliche aus Brasilien, Israel und Rumänien mit ihren Beratern. ‚Das ist ja wie Leibeigenschaft‘, schimpfte ein holländischer Vater und zog mit seinem Sohn ab. Wunderlich und Leander blieben, er hatte es ja seinem Sohn versprochen. Leander sollte ein Jahr in England zur Schule gehen, um sein Englisch zu perfektionieren. Aber Leander wollte weiter Fußball spielen, also organisierten seine Eltern über Bekannte ein Probetraining bei Arsenal. Er hinterließ einen guten Eindruck, aus einem Jahr wurden drei, so lange dauert sein Ausbildungsvertrag, der ab Oktober gültig ist, wenn Leander 16 wird.“
60 Seiten sei dieser lang, vieles sei strikt reguliert – Fotos von ihrem Sohn beim Spiel dürften die Eltern nicht mehr machen, beim Probetraining sei ihnen der Zugang zum Gelände verwehrt. Eine sechsstellige Summe habe Arsenal an die Hertha überwiesen:
„Leander ist kein Teenager, der die Familie mit seinem Talent ernähren muss. Seine Eltern sind beide Ärzte, haben ein Urlaubshaus in Sizilien, Leander spricht fließend Italienisch, hat am Gymnasium einen Notenschnitt zwischen 2,0 und 2,4. Mit seiner blonden Mähne sieht er aus wie ein angehender Pianist, dabei hat er das Klavierspielen aufgegeben, für den Fußball“

Kommentare

1 Kommentar zu “Kampf um die Kinder”

  1. RJonathan
    Dienstag, 29. März 2011 um 16:36

    Nachdem ich mich hier zuletzt sehr kritisch geäußert habe, muss dringend auch mal Lob sein. Das war mal wieder eine sehr interessante Zusammenstellung zu Jugendspieler & Nationalmannschft. Danke!!

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