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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

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„Ja, ich gehöre dazu!“ – der Fußball braucht Bekenntnisse

Martin Hauptmann | Freitag, 1. April 2011 2 Kommentare

Interesse, Lob, Verständnis, klare Ansagen und Erwartungen: Der Erfolg im Fußball ist auch eine Frage der richtigen Einstellung und Kommunikation

Wolfram Eilenberger (Tagesspiegel) plädiert für die Errichtung einer Hall of Fame des Fußballs: „Warum ehren wir die größten Helden unseres Sports nicht an einem eigenen Ort, stellen ihre historischen Leistungen würdig aus? […] Es entstünde ein Gespräch darüber, wer unser Spiel schön und groß gemacht hat. Ein Plädoyer für eine würdige sportliche Erinnerungskultur. […] Gewiss hat der Willen zu einem eigenen Ort sportlicher Heldenverehrung eine sakrale und damit religionsnahe Komponente, weshalb diese Einrichtungen konkret Gefahr laufen, als kitschige Schreine zu enden. Doch im positiven Fall handelt es sich schlicht um eine kulturell adäquate Form, sportliche Tradition zu stiften, aufzuschauen und auch kommende Generationen mit den legendären Leistungen der Vergangenheit zu inspirieren und zu leiten. Wie es etwa die Griechen mit den Helden ihrer Epen und übrigens auch ihrer olympischen Athleten taten, […] Man bedenke, wer derzeit Regie führt, wenn es um den Aufbau und die Pflege von sportlichen Idolen und damit auch Vorbildern geht. Das ist die Werbeindustrie, letztlich also die großen Sportkonzerne.“

Christoph Daum, ein Trainer mit Leib und Seele

Ralf Weitbrecht (FAZ) beschreibt die Arbeitsauffassung von Christoph Daum: „Er als verantwortlicher Mann kann die entscheidenden Reize setzen. Das Prinzip der vielen Einzelgespräche hat sich aus seiner Sicht dabei bewährt. Er hat alle gefragt, welche Position sie spielen wollten, was ihre Vorliebe Nummer eins, zwei und drei sei. Die Spieler müssten sich mit ihren Aufgaben identifizieren. So wie Daum. Immer wieder greift er während der Übungseinheiten steuernd in das Geschehen ein, unterbricht, gibt Anweisungen. Daums hehres Ziel, an dem bisher noch alle Vorgänger gescheitert sind: Zukünftig soll Sprachunterricht für ausländische Eintracht-Profis eine ‚Selbstverständlichkeit wie das Training selbst’ sein. Zuzutrauen wäre es ihm, dass sich die Lethargie auch abseits des Platzes löst.“ Daum wolle aber nicht der Feuerwehrmann sein, sondern durch seine konzeptionell gute Arbeit in Erscheinung treten.

Auch Rangnick sucht den direkten Weg zu den Spielern

Andreas Morbach
(FR) gefallen die ersten Maßnahmen des neuen Chefcoachs Ralf Rangnick: „Geredet wird bei S04 bei der täglichen Arbeit nun auch wieder mehr. Während der managende Chefcoach Magath die Durchführung der Trainingseinheiten meist seinen Assistenten überließ und lieber still beobachtete, unterbricht Rangnick das Treiben der Profis häufig, nimmt Anweisungen vor, gibt Tipps – und hat zudem einen Dolmetscher mit auf dem Platz stehen, der nun mit zum Betreuerstab gehört.“ Hinzu kommt: „Wurden Schalkes kickende Japaner, Chinesen, Spanier oder Peruaner bislang noch zusammen […] von einem Sprachlehrer betreut, erhalten nun alle, die des Deutschen noch nicht mächtig sind, Einzelunterricht.“

Robben wartet Qualifikation zur Champions League ab

Florian Parusel (Sueddeutsche) vermisst das echte Bekenntnis von Arjen Robben zu seinem Verein: „Eigentlich ist Arjen Robben nicht dafür bekannt, dass er Chancen ungenutzt verstreichen lässt. Auf dem Rasen nimmt er jede Möglichkeit wahr, zielstrebig zum Erfolg zu kommen. Wie ein Hochgeschwindigkeitszug zieht es ihn dann von rechts außen in die Spielfeld-Mitte, auch schwerste Eins-gegen-Eins-Duelle am Flügel scheut der Holländer nicht. Zu einem klaren Bekenntnis, dass er in jedem Fall und unabhängig vom Ausgang dieser schicksalhaften Saison beim FC Bayern bleibt, konnte sich Robben jedoch erneut nicht durchringen. […] Vor allem bei den hoch dekorierten Profis der erfolgsverwöhnten Münchner stellt sich angesichts drohender Europa-League-Duelle gegen Klubs wie Jagiellonia Bialystok oder den FC Vaslui eher Juckreiz als Wohlbefinden ein.“

Robben, der auf dem Platz zweifelsohne eine Führungspersönlichkeit darstellt, darf zumindest eine Tatsache nicht vergessen: Je früher er sich klar bekennt, desto früher folgen ihm die anderen Säulen im Team bereitwillig, umso stärker erweist sich auch der interne Zusammenhalt im Bundesliga-Endspurt. Denn ohne ihren Star, wie gesehen nach seiner Auswechslung gegen Inter Mailand, fehlt dem FC Bayern einfach die spielerische Klasse. Die Mannschaft braucht ihn, auch, damit sie sicher für die Champions-League planen kann.

Kommentare

2 Kommentare zu “„Ja, ich gehöre dazu!“ – der Fußball braucht Bekenntnisse”

  1. anderl
    Freitag, 1. April 2011 um 23:12

    Eilenbergertext:
    Dass die Medien auch die Bewertung der Leistung des Einzelnen beeinflussen, das ist ja nicht zu vernachlässigen.
    Aber bevor wir in die Diskussion einsteigen
    Ich habe ehrlich gesagt vom Fussballhype genug. Ich will keine Fussballgötter, keine Plastepuppen und schon gar keinen Tempel.
    Im Fussball wie im Leben ist der Moment wichtig, nicht das Vergangene.

  2. Ulfert
    Montag, 4. April 2011 um 09:14

    @Eilenbergtext + anderl: An sich find ich die Hall of Fames in den USA ne gute Sache. Jemand der in seiner Sportart herausragendes geleistet hat und das möglichst über einen längeren Zeitraum wird dann von Journalisten und Mitspielern (afair) da rein gewählt. Dadurch hat man schon eine Sammlung der prägenden Spieler zusammen, und bei der richtigen musealen Aufbereitung kann das sehr interessant sein denke ich. Soweit die Vorteile.

    Im US-Sport, zumindest in den 4 großen Sportarten, ist es aber auch relativ einfach zu sagen wer für diese Liga prägend war, weil da nicht so viel Wechsel zwischen verschiedenen Ligen herrscht.

    Die Nachteile liegen beim Fußball also auf der Hand: Sollte es eine deutsche Hall of Fame geben, wer soll dann da rein kommen dürfen – Spieler die in der Bundesliga spielen? Nur Deutsche? Was machen Spieler, die zwar sehr gut sind, aber relativ viel wechseln und dadurch in mehreren Ländern aktiv waren? Das alles spricht eher für eine europäische Lösung. Ein Bernd Schuster zB – er hat nur wenige Jahre Nationalmannschaft gespielt und die meiste Zeit in der spanischen Liga – kann man dann davon reden dass er den deutschen Fußball geprägt hat? (Ich bin leider zu jung um da eigene Erfahrungen dran zu haben, nur an seine Spielzeit in Leverkusen erinner ich mich vaage).

    Ähnliches gilt für Trainer. Wenn heute ein Trainer „groß“ ist dann müsste er in mehreren Ländern in eine solche Hall of Fame – was ja auch irgendwie Quatsch wäre. In einer europäischen Lösung würden dann nationale „Kampfschweine“ (aka Willy Landgraf) von kleineren Vereinen oä aber untergehen, weil sie international nicht bekannt genug sind. Das scheint ja auch nicht der Sinn und Zweck zu sein.

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