indirekter freistoss

Presseschau für den kritischen Fußballfreund

11 Freundinnen

Deutschland schlägt Frankreich – Vorne hui, hinten pfui

Kai Butterweck | Mittwoch, 6. Juli 2011 2 Kommentare

Deutschland sichert sich im letzten Vorrundenspiel gegen Frankreich den Gruppensieg. Während die Offensive glänzt, bietet die Defensive mehr Schatten als Licht. Außerdem: Gewinner und Verlierer und Schiedsrichterinnen im Rampenlicht

Christian Kamp (FAZ.net) fordert mehr Achtsamkeit in der deutschen Defensive: „In einer Hinsicht bleiben sich die deutschen Fußballfrauen treu: Sie machen es sich selbst nicht gerade leicht bei ihrer Heim-Weltmeisterschaft. Zwar gewann das Team von Silvia Neid zwar auch sein drittes und letztes Vorrundenspiel gegen Frankreich und sicherte sich damit Platz eins in der Vorrundengruppe A. Doch ein rundum überzeugender Auftritt war es wieder nicht beim 4:2-Sieg. Einer durchaus bemerkenswerten Steigerung in der Offensive standen diesmal ungewohnte Konzentrationsschwächen in der Abwehr gegenüber, die dafür sorgten, dass sich die deutschen Damen ihrer Sache bis zuletzt nicht sicher sein konnten.“

Ein durchaus zwiespältiges Bild

Auch Claudio Catuognu (SZ) wundert sich über die wackelige Vorstellung der deutschen Hintermannschaft: „Es gibt solche Spiele. In denen es um fast nichts geht und doch um alles. In denen sich ein Team finden kann oder verlieren. Und an deren Ende man dann vielleicht noch nicht weiß, ob eine Elf das Zeug zum WM-Titel hat, aber ahnt, wenn es damit nichts werden dürfte. Deutschland gegen Frankreich, das war so ein Spiel bei dieser Frauenfußball-WM, eines, in dem die Frage nach dem Tabellenplatz weniger wichtig war als die nach dem Funktionieren einer Mannschaft. Eine spannende Ausgangslage also, zumal wenn sich all die offenen Fragen um den WM-Gastgeber ranken, der auch der Titelverteidiger ist. Am Ende dieser Prüfung zweier bereits fürs Viertelfinale qualifizierter Teams ergab sich dann allerdings ein durchaus zwiespältiges Bild. Das deutsche Angriffsspiel war endlich angekommen in dieser WM. Doch nun wackelte die bislang tadellose Abwehr.“

Christian Paul (Spiegel Online) klatscht Beifall: „Deutschlands Fußball-Frauen sind zurück. Als Mannschaft, als Publikumsliebling, als WM-Favorit. Durch den Erfolg gegen die hoch eingeschätzten Französinnen hat die Neid-Elf den kollektiven Zweifel abgeschüttelt. Viele Tore, Chancen und vor allem großes Engagement: Deutschland spielte erstmals bei dieser WM eine mitreißende Partie, das Publikum war begeistert.“

Nicht alles gelang, aber allein ihr Tempo half dem Spiel weiter

Kathrin Steinbichler (SZ) freut sich für Lira Bajramaj: „Gegen Frankreich rannte Bajramaj los, schlug Haken, spielte Pässe und trat Eckbälle, und vor allem: Sie forderte immer wieder den Ball. Das Spielgerät, das ihr zuletzt mehr Probleme als Freude bereitet hatte. Ob sie die Chance genutzt hat? Man darf wohl sagen: ja. Nicht alles gelang, manchmal dribbelte sie mitten hinein in einen Pulk von Gegnern – aber allein ihr Tempo half dem Spiel weiter.“

Mehr auf sueddeutsche.de/sport

Eine ebenso bittere wie ungerechte Lektion

Michael Horeni (FAZ) nimmt Birgit Prinz aus der Schusslinie: „Man muss nicht gleich von einer Demontage sprechen, aber die Diskussion treibt seit Tagen auf alleinige Kosten von Birgit Prinz immer weiter. Bei Birgit Prinz werden jetzt auch schon die Minuten ohne Torerfolg gezählt, dazu die Anzahl ihrer Auswechslungen in den vergangenen Tagen, Wochen und Monaten. Dass ausgerechnet eine der untadeligsten Athletinnen des deutschen Sports, die sich seit vielen Jahren immer in den Dienst der Mannschaft gestellt hat und nie in den Mittelpunkt, zum alleinigen Symbol für einen holprigen WM-Start wird, ist dabei eine ebenso bittere wie ungerechte Lektion.“

Auftritt der Schiedsrichterinnen – Pro und contra

Die bisher gezeigten Leistungen der Schiedsrichterinnen rufen in der Presse ein zwiespältiges Echo hervor. Steffen Dobbert (Zeit Online) stärkt den Damen mit der Pfeife den Rücken: „Fehlentscheidungen gehören zum Wesen des Fußballs. Siehe Wembley-Tor, Phantomtor, Hand Gottes – und jetzt das dreiste doppelte Handspiel einer Fußballerin. Das Spiel schöpft seinen Reiz auch aus den Fehlern der Unparteiischen. Seit mehreren Jahren liegen dem Weltfußballverband technische Systeme vor, die die Fehlerquote der Schiris auf ein Minimum reduzieren würden. Die Fifa setzt den Chip im Ball oder Torkameras aber nicht ein. Weil sie die Attraktivität und den Gesprächswert ihres Spiels reduzieren würde. Lasst uns streiten, über Abseits oder kein Abseits, Foul oder nicht Foul, über gute und schlechte Leistungen der Schiedsrichterinnen! Aber über das Geschlecht bitte nicht. Vor einem Jahr debattierten wir über die Leistung der WM-Schiedsrichter in Südafrika. Einige Schiris schienen blind über den Fußballplatz zu stolpern. Die Aufregung war groß. Niemand kam auf die Idee, das liege an deren Geschlecht.“

Karsten Polke-Majewski (Zeit Online) fordert drastische Veränderungen: „Schiedsrichter sind nicht perfekt, und die Faszination des Fußballs lebt auch von denkwürdigen Fehlentscheidungen, wird gerne argumentiert. Geschenkt. Doch was sich gerade bei der Weltmeisterschaft der Fußballerinnen abspielt, gibt eine aufstrebende Sportart der Lächerlichkeit preis.  Es gibt nur eine Lösung: Lasst echte Profis ran! Es gibt durchaus erfahrene Schiedsrichterinnen. Und im Zweifel suche man sich eben gute Männer. Damit Spielerinnen und Zuschauer bekommen, was sie verdienen: guten Fußball.“

freistoss des tages

Kommentare

2 Kommentare zu “Deutschland schlägt Frankreich – Vorne hui, hinten pfui”

  1. ego
    Donnerstag, 7. Juli 2011 um 08:30

    Cooles Spiel, Deutschland gegen Frankreich. Spannend bis zum Schluss, auch, wenn es durch eine Rote Karte etwas eingetrübt war, diese war allerdings eine Notbremse, also in meinen Augen nicht so schlimm. Das war einfach ein richtig schönes Fussball Spiel. Als einzigstes macht mir die deutsche Abwehr Sorgen, aber die kann sich ja noch steigern.

  2. Ulfert
    Donnerstag, 7. Juli 2011 um 19:56

    @ego
    Tatsächlich ein sehr schönes Spiel. Die rote Karte war imho ne klare Sache, wenn es denn diese Regelung für Torhüter -> Notbremse -> nur Gelb bei der Fifa nicht gibt. Die Schiedsrichterin war insgesamt angenehm konsequent fand ich.

  • Quellen

  • Blogroll

  • Kategorien

  • Ballschrank

113 queries. 0,608 seconds.