indirekter freistoss

Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Ball und Buchstabe

Wie tickt Jogi Löw?

Matthias Nedoklan | Samstag, 10. März 2012 1 Kommentar

Das Interesse an Bundestrainer Jogi Löw ist groß – nicht nur national. Chelsea, Real Madrid, der FC Barcelona haben den Badener angeblich auf dem Zettel. Hat Christoph Bausenwein mit seinem Buch: „Joachim Löw und sein Traum vom perfekten Spiel“ den perfekten Scouting-Report geschrieben?

Es ist eine Reise in die Karriere des Jogi L. Von seiner Zeit als Profi beim SC Freiburg, VfB Stuttgart und Eintracht Frankfurt, die bis zu einem schweren Schienbeinbruch vielversprechend, danach eher schleppend verlief. Bausenwein beleuchtet die Anfänge als Trainer, bei der Ausbildung in der Schweiz, die Rückschläge beim Karlsruher SC, in der Türkei, in Österreich.

Es ist eine Underdog-Story, die Hollywood nicht besser erfinden könnte. Da wird ein nahezu Unbekannter, der bis auf einen DFB-Pokalsieg mit dem VfB Stuttgart als Coach nirgendwo bleibenden Eindruck hinterlassen hat, über Nacht zum Bundes-Co-Trainer unter Reformator Klinsi und damit der eigentlich Verantwortliche für das Sommermärchen 2006, für den Aufstieg der Nationalmannschaft – zurück in die Weltspitze.

Das  Buch krankt jedoch an einem Problem: Es ist nicht in Zusammenarbeit mit Löw entstanden. Der Bundesjogi gab Bausenwein nur ein kurzes Interview und hat ansonsten die Entstehung der Biografie nicht mit neuen Einsichten und exklusivem Material gefüttert. Bausenwein trägt fleißig alles über Löw zusammen, gerade seine Anfangsjahre als Spieler und Trainer, die nicht breitläufig bekannt sind, liefern neue Einsichten in Löws Vita und Persönlichkeit.

Die späteren Jahre seines Wirkens, die WM 2006, die Euro 2008, die Konflikte mit Kuranyi, Ballack, Frings, die umstrittenen Nominierungen von Podolski, die geplatzte Vertragsverlängerung vor der WM 2010 sind jedoch weitläufig bekannt. Hier liefert Bausenwein wenig bis überhaupt nichts Neues, fasst aber akribisch die Probleme und Geschehnisse der Zeit zusammen – ein guter Überblick für den vielleicht noch nicht ganz so kundigen Beobachter.

Was fehlt ist ein umfassender Blick auf seine Fußballphilosophie, auf seine Trainingsmethoden, auf den Trainer Jogi Löw – Sachen, die sich eben nur aus erster Hand erfahren lassen und die nicht durch Zeitungsartikel zu erfahren sind. Roman Abramovich, Sandro Rosell und Florentino Perez müssen also doch noch eigene Scouts beschäftigen. Bausenweins Löw Biografie sollten sie dennoch lesen. Denn Jogi Löw arbeitet nur auf seine Art erfolgreich. Und lässt sich nicht verbiegen.

Christoph Bausenwein: Joachim Löw und sein Traum vom perfekten Spiel , Verlag Die Werkstatt, 351 Seiten.

Kommentare

1 Kommentar zu “Wie tickt Jogi Löw?”

  1. lateral
    Montag, 12. März 2012 um 13:48

    Es muss „Badener“ heißen.

  • Quellen

  • Blogroll

  • Kategorien

  • Ballschrank

116 queries. 0,514 seconds.